Forsthelm Test: Husqvarna vs. Baumarkt-Ware

Der alte Forsthelm stammte aus dem Baumarkt, der neue von Husqvarna. Wald-Prinz.de stellt die beiden Forstschutzhelme gegenüber und zieht ein Fazit, ob sich der Mehrpreis lohnt.

Forsthelme altern!

Im Schirm des Forsthelms befindet sich ein Stempel, der den Herstellungsmonat anzeigt; dieser Forstschutzhelm wurde im März 2009 produziert - Bild: Wald-Prinz.de
Stempel, der den Herstellungsmonat des Forsthelms anzeigt (hier März 2009) – Bild: Wald-Prinz.de

Der alte Forsthelm aus dem Baumarkt ist weder defekt noch wirklich schlecht, aber irgendwie hat man das Gefühl, dass es noch etwas Besseres geben muss. Insbesondere die Geräuschdämmung des Baumarkt Forsthelms war zum Ende hin wenig überzeugend. Der Gehörschutz schmiegte sich einfach nicht mehr an den Kopf an. Das hat viele Gründe. Einerseits haben sich die Weichmacher im Laufe der Zeit sukzessive verflüchtigt. Andererseits ist die Halterung des Gehörschutzes bei der Baumarkt-Version eher filigran.

Zudem läßt UV-Strahlung Kunststoff altern. Der Kunststoff wird spröde und im (Un)Fall verliert er dadurch u.U. einen Teil seiner Schutzwirkung. Ein Blick auf den Stempel des Herstellungsdatums gibt bei unserem alten Baumarkt Forsthelm Aufschluss. Diese Kennzeichnung haben alle Helme, die den Grundanforderungen der Europäischen DIN EN 397, die für Schutzhelme bindend ist, entsprechen. Unser alter Helm wurde im März 2009, also bereits vor mehr als 5 Jahren produziert. Da kann man sich auch einmal etwas Neues gönnen…

Warum einen Husqvarna Forsthelm?

Nach etwas Recherche fiel unsere Wahl auf den Husqvarna Forsthelm Classic. Als „Berufslaien“ habe wir uns in der Tat auch ein wenig von der Marke leiten lassen. Wann immer man den professionellen Forstarbeitern in unseren Waldstücken bei der Arbeit zuschaut, bemerkt man die Ausrüstungsgegenstände und Motorsägen des schwedischen Herstellers Husqvarna (denen gehört übrigens auch Gardena). Da muss ja offensichtlich etwas dran sein.

Insgesamt bieten die Schweden drei Forstschutzhelme an:

Husqvarna Forsthelm Functional - Bild: Husqvarna
Husqvarna Forsthelm Functional – Bild: Husqvarna
  • Husqvarna Forsthelm Classic: Der „Classic ist das Einsteigermodell von Husqvarna. Die Sechspunktaufhängung besteht aus Kunststoff. Die Tiefe des Kunststoffbands läßt sich für eine optimale Passform ebenfalls in drei Stufen einstellen. Über eine Einhand-Spannvorrichtung läßt sich der Kopfumfang einstellen. Ein metallisches Netzvisier gewährleistet guten Schutz und gute Sicht. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 44,90 €. Der günstige Preis ist sicher der Hauptgrund, warum wir uns für diese Version entscheiden haben. Zumal wir unseren Husqvarna Classic für 40,00 € inkl. Versand bei Amazon erstanden haben.
  • Husqvarna Forsthelm Functional: Diesen kwf-geprüften Forsthelm gibt es in der Ausführung „fluoreszierend“ und „orange“. Gegenüber dem „Classic“ verfügt der „Functional“ über 6-Punkt Stoffgurte (Classic Kunststoff), einen Nackenschutz und einen Sonnenschutzschild über dem Visier. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 69,90 €, bei Amazon gibt es den Husqvarna Functional für 49,00 €.
Husqvarna Forsthelm Functional - Bild: Husqvarna
Husqvarna Forsthelm Technical – Bild: Husqvarna
  • Husqvarna Forsthelm Technical: Dieser Forsthelm ist relativ neu. Ein 6-Punkt-Textilgurt bringt noch etwas mehr Komfort und weniger Belastung. Das neu entwickelte Belüftungssystem mit eingesetztem Mesh-Gewebe sorgt mit großen Löchern für eine angenehme Kopftemperatur. Das Visier wurde so gestaltet, dass es neben einem optimalen Sichtverhältnis, ob zu- oder aufgeklappt, auch das Gesicht besser schützt. Zudem verfügt der Helm über eine Aussparung für eine Stirnlampe und ist mit Reflexklebern bestückt. Die Helmgröße kann über eine drehbare Einhandverstellung während des Tragens angepasst werden. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 119,90 € ist der „Technical“ sicher kein Schnäppchen, aber bei Amazon bekommt man den Husqvarna Forsthelm Technical für 99,00.

Da wir es den wirklichen Forstprofis gegenüber fast schon ein wenig peinlich finden, mit dem teuersten Equipment durch den Wald zu laufen und auch aus purem Geiz heraus, haben wir uns für die günstigste Husqvarna-Variante, den Forsthelm „Classic“ entschieden.

Lästiger Zusammenbau

Wie von Amazon gewohnt, kommt der von uns bestellte Forsthelm „Husqvarna Classic“ gut verpackt, zuverlässig und schnell. Der Forsthelm ist allerdings nicht vollständig montiert. Erst muss das Visier in die Visierhalterung eingeclipst werden. Danach muss sowohl der Gehörschutz, als auch die Visierhalterung am Helm befestigt werden. Falls man bisher noch keinen Husqvarna Forsthelm hatte, ist das einigermaßen lästig, da man die Mechanik des Helmes nicht ohne weiteres auf Anhieb begreift.

Montage Gehörschutz: Der Gehörschutz muss zuerst montiert werde, da die Halterung des Gehörschutzes auch die Halterung des Visiers aufnimmt. Der Gehörschutz ist links wie rechts, man kann also hier nicht verkehrt liegen. Allerdings gibt es einen Trick, wie die Ohrmuscheln in die Halterung des Helmes einzusetzen sind. Ein Bild sagt hier mehr als 1000 Worte:

Gehörschutz Forsthelm
Den Gehörschutz zunächst auf die unterste Position ziehen und dann die in den Helm einzusetzende Halterung mit einiger Gewalt abklappen; so vorbereitet läßt sich der Gehörschutz einfach von oben (!) in den Helm einsetzen – Bild: Wald-Prinz.de

Visier: Beim Visier ist es nicht ganz so trivial. Irgendwie ist nicht gleich klar, wie das Visier in die Halterung eingesetzt werden soll. Da bei Kunststoff nach „fest“, sehr schnell „kaputt“ kommt, haben wir tatsächlich nach der ersten Unstimmigkeit die Bedienungsanleitung zu Hilfe genommen. Aber insbesondere beim Visier versagt die Bedienungsanleitung (oder wir) kläglich. Denn das Einrasten des Visiers in die Halterung geht keinesfalls so einfach von statten, wie es einem die Zeichnung weiß machen möchte.

Zusammenbau des Visiers - Grafik: Husqvarna
Zusammenbau des Visiers, so wie es sich die Husqvarna-Bedienungsanleitung vorstellt – Grafik: Husqvarna

Der Trick: das Visier wird von innen in die Halterung eingelegt. Dazu zunächst die Nase auf einer Seite der Halterung in den Schlitz des Visiers einlegen und so fest herunterdrücken, bis das Visier einrastet. Auch hier erklärt das Foto den Sachverhalt am besten:

Die Nase am Visier des Forsthelms muss zunächst an einer Seite eingelegt werden und dann bis zum "Klick" herunter gedrückt werden - Bild: Wald-Prinz.de
Die Nase der Visierhalterung des Forsthelms muss zunächst an einer Seite in das Visier eingelegt werden; dann das Visier bis zum „Klick“ herunter drücken – Bild: Wald-Prinz.de

Effizienter Gehörschutz!

Fertig zusammengebaut erfolgt die „Anprobe“. Dazu klappt man am besten zunächst den Gehörschutz nach außen, dann passt die „Birne“ besser hindurch. Das Kopfband ist schnell an die individuelle Kopfform angepasst. Jetzt kommt das Aha-Erlebnis…

Spektakulär guter Sitz des Gehörschutzes: Das ist schon beeindruckend, wenn man das erste Mal den Gehörschutz mit einem vernehmlichen „Klack“ auf die Ohren setzt und dann – Stille! Die Geräuschdämmung ist gefühlt um Längen besser, als bei dem Baumarkt-Helm. Das liegt nicht nur an der Dämpfung der Ohrmuscheln, sondern auch an der intelligenten Mechanik der Halterung. Der Anpressdruck der Ohrmuscheln ist fest, aber nicht unangenehm. In dem Moment, wo der Gehörschutz anliegt, sitzt der gesamte Forsthelm bombenfest. Da ist Husqvarna wirklich etwas Großartiges gelungen.

3 Gehörschutz-Positionen: Die Halterung des Gehörschutzes besitzt 3 sinnvolle Positionen:

  1. geschlossen,
  2. offen nach außen geklappt; diese Position ist bei geschlossenem Visier sehr angenehm, wenn die Motorsäge schweigt, das Visier aber geschlossen sein soll (z.B. bei der Hochastung)
  3. offen nach hinten geklappt; ein Forsthelm wird durch das nach vorne geöffnete Visier gerne kopflastig, wenn der Gehörschutz nicht anliegt. In diesem Fall ist es für die Balance angenehm, wenn der Gehörschutz nach hinten geklappt wird.
Der Gehörschutz des Husqvarna Forsthelms läßt sich nach außen klappen, bgleitet von einem satten "Klack" - Bild: Wald-Prinz.de
Der Gehörschutz des Husqvarna Forsthelms lässt sich nach außen klappen, begleitet von einem satten „Klack“; danach kann man den gehörschutz noch nach hiten wegdrehen (o. Bild) – Bild: Wald-Prinz.de

Intelligentes Visier vs. 08/15

Unterschiedliche Visier-Größe: Im Vergleich zum Baumarkthelm ist das Visier des Husqvarna Forsthelms im unteren Bereich deutlich breiter. Bei der Höhe bemerkt man (s. Bild), dass das Husqvarna-Visier sogar etwas niedriger ausfällt, als das Visier des Baumarkt-Helms. Durch die andere Art der Halterung bedeutet das aber keinen Nachteil. Egal wie man den Kopf dreht, hebt oder senkt bleibt man mit dem Husqvarna-Visier nirgendwo hängen.

Unterschiedliche Qualitätsanmutung: Durch die Verstärkung des Rahmens und die bessere Fixierung an der Visierhalterung besitzt  das Husqvarna-Visier eine deutlich höhere Qualitätsanmutung. Wie schon bei der Verstellung des Gehörschutzes gibt es auch bei der Verstellung des Visiers beim Einrasten ein deutlich wahrnehmbares „Klack“. Da kommt das „schwindelig“ ausgelegte Visier des Baumarkt-Helms nicht mit. Insgesamt wirkt das Husqvarna-Visier deutlich besser durchdacht.

Extrem lichtdurchlässiges Visier: Die Lichtabsorption des „Ultravision“ Visiers beträgt lediglich 20%. Das ist in den Wintermonaten ein Riesenvorteil. Gerade bei einbrechender Dunkelheit sieht man mit diesem Visier noch ganz hervorragend, während man das Visier des Baumarkt Forsthelms schon lange hochklappen muss, um noch weiter arbeiten zu können – und dann ungeschützt ist.

Der Vergleich der Visiere (links Husquvarna, rechts alter Baumarkt Helm) zeigt es - Bild: Wald-Prinz.de
Unabhängig vom Alter zeigt der Vergleich der Visiere, dass es höchste Zeit war, den Forsthelm zu wechseln. Das „Ultravision“ Metall-Visier des Husquvarna Forsthelms schluckt kaum Sicht. Hingegen nahm einem das Visier des alten Baumarkt Helms insbesondere in der Dämmerung die Sicht – Bild: Wald-Prinz.de

Tragekomfort des Forsthelms

Gewicht: der Husqvarna Forsthelm bringt 711 g auf die Waage. Beim Forsthelm aus dem Baumarkt stehen 730 g zu Buche. Das ist durchaus erstaunlich, da man aufgrund der insgesamt stabileren Ausführung der einzelnen Komponenten ein anderes Ergebnis erwartet hätte.

Drehverschluss vs. Rasten: Schau mal einer an, der billige Forsthelm aus dem Baumarkt hat die drehbare Einhandverstellung für die Anpassung an den individuellen Kopfumfang, während dieses Feature bei Husqvarna erst bei den teureren Forsthelm-Modellen verfügbar ist. Das Basis-Modell von Husqvarna, der Forsthelm Classic hat nur einen Rasten-Verschluss. Aber ehrlich gesagt ist der wahrscheinlich deutlich leichter, als der Drehverschluss und den Kopfumfang kann man auch damit mit einer Hand leicht anpassen.

Der günstigste Husqvarna Forsthelm hat nur eine Rasten-Verstellung für den Kopfumfang. Erst die teureren Modelle besitzen den Einhand-Drehverschluss - Bild: Wald-Prinz.de
Der günstigste Husqvarna Forsthelm hat nur eine Rasten-Verstellung für den Kopfumfang. Erst die teureren Modelle besitzen den Einhand-Drehverschluss – Bild: Wald-Prinz.de

Stoffbänder vs. Kunststoff: Auch hier wieder eine Überraschung. Der Baumarkt-Forsthelm hat Doppel-Stoffbänder (allerdings nur 4-Punkt), während das Basismodell von Husqvarna 6-Punkt Kunststoffbänder besitzt. Erst die teureren Forstschutzhelm-Modelle von Husqvarna haben Stoffbänder (6-Punkt). Das ist in der Tat ein Manko. Denn im Sommer läuft der Schweiß unter dem Helm, da ist ein Feuchtigkeitsaufnehmendes und -abgebendes Stoffband angenehmer, als ein Kunststoffband. Immerhin lässt sich bei dem Husqvarna-Forsthelm die Tiefe des Kunststoffbands für eine optimale Passform an den vier Aufnahmepunkten des umlaufenden Kopfbandes in drei Stufen einstellen.

Schweißband nicht auswechselbar: Eine weitere Sache, die uns bei dem Husqvarna Forsthelm nicht so gut gefällt, ist das Stirnband. Es besteht aus einem Vileda-ähnlichen Material, das leider nicht ausgewechselt werden kann. Immerhin ist der Tragekomfort dieses Materials deutlich höher, als bei dem Baumarkthelm, der ein mit Schaumstoff hinterlegtes Kunststoff-Lochband verwendet.

Husqvarna mit besserem Tragekomfort: Zwar konnten wir uns über den Tragekomfort des Baumarkt-Forsthelms nicht wirklich beschweren, aber der Husqvarna Forsthelm ist einfach besser. Dabei hat der perfekt sitzende Gehörschutz daran erstaunlicherweise einen größeren Anteil, als der Kopfgurt des Husqvarna.

Fazit & Kaufempfehlung

Fazit: Der Forsthelm Husqvarna Classic kostet mit ca. 40,00 € kaum mehr, als ein No Name-Forsthelm aus dem Baumarkt. Aber er ist jeden Euro wert! Die Hauptunterschiede liegen bei dem Gehörschutz und dem Visier. Beide Komponenten bestimmen in hohem Maße die Funktionalität des Forsthelms. Hier punktet der Husqvarna Forsthelm auf ganzer Linie gegenüber der Baumarktware. Jedes Detail wirkt durchdacht und solide. Letztendlich bedeutet die Summe der Vorteile auch ein höheres Maß an Sicherheit.

Klare Kaufempfehlung!