Redewendungen rund um Wald, Bäume & Holz

Eine Reihe von Sprichwörter und Redewendungen haben mit dem Wald, Bäumen oder schlicht Holz zu tun.

Das ist astrein

„Astrein!“ sagt jeder, wenn etwas besonders toll ist. Der Ursprung dieser Redewendung kommt aus der Forstwirtschaft. Ist ein Holzstück frei von Ästen bzw. Astlöchern, sprich man von astrein. Holz mit vielen Ästen nennt man hingegen astig (bzw. ästig). Bei der Beurteilung von Stammholz ist die Astigkeit seit jeher ein zentrales Qualitätsmerkmal. Astreines Holz von höchster Qualität wird oft als Schälholz zur Herstellung von Furnieren oder im Instrumentenbau eingesetzt. Auch bei Dielen und Parkett ist „astrein“ ein Qualitätsmerkmal und entsprechend hochpreisig.
Bei Laubbäumen entstehen in der Natur ohne den Eingriff des Menschen größere Stammabschnitte ohne Äste nur bei einem entsprechenden Dichtstand in der sog. Dickungs- und Stangenholzphase. Die Bäume strecken sich unter dem Konkurrenzdruck der Nachbarbäume nach oben zum Licht und das natürliche Aststerben setzt ein. Das Ergebnis ist ein relativ langer Stammabschnitt ohne Gabelung und insbesondere ohne Äste, die sich bis zum Stammkern durchziehen. Das Holz ist „astrein“ und somit besonders wertvoll.
Während Laubbäume ihre Äste normalerweise von selbst verlieren (Ausnahme Eiche), sind Nadelbäume grundsätzlich Totaster. Abgestorbene Äste verbleiben weiterhin am Stamm und wachsen in das Holz ein. Um hier astreines Holz zu erhalten, werden bei besonders schönen geraden Nadelbäumen die unteren Äste in jungen Jahren mit einer Zugsäge dicht am Stamm abgesägt. Nach dieser sog. Wertastung werden die Aststummel recht schnell überwallt, alle kommenden Jahresringe sind dann astrein.

Sich einen Ast lachen

Dieser Ausspruch hat in dieser Auflistung streng genommen gar nichts zu suchen. „Ast“ war nämlich im 19. Jahrhundert ein anderes Wort für „Buckel“. Diese Redewendung bezieht sich also auf die Körperhaltung beim Lachen.

Buchstabe

Eine Theorie zum etymologischen Ursprung des Wortes „Buchstabe“ besagt, dass Buchstabe wahrscheinlich aus dem Germanischen entsand. Die Germanen benutzten Runen­stäbchen zum Losen. Diese Runen (Schriftzeichen) wurden damals oft in Waffen, aber auch in Stäbchen aus dem harten und schweren Holz der Buche geritzt. Die derart beschriebenen, kultisch bedeutsamen Buchenstäbchen benutzten die Germanen als Orakel für wichtige Entscheidungen.

Wie Espenlaub zittern

„Du zitterst ja wie Espenlaub“ sagt man zu jemand, der entweder vor Kälte, oder vor Angst zittert. Die Espe, Aspe oder Zitterpappel (Populus tremula) gehört zu der Familie der Weidengewächse und hat rundliche Laubblätter mit einem relativ langen Blattstiel, der seitlich abgeplattet ist. Deshalb bewegen sich die Blätter schon bei sehr geringem Wind charakteristisch. Daher auch der Name „Zitterpappel“.

Das ist ja hanebüchen

Als hanebüchen (auch hagebüchen, von mittelhochdeutsch: hagenbüechin) bezeichnet man eine Handlung, die als unglaublich angesehen werden kann und die einem gewissermaßen die Haare zu Berge stehen lässt. Ursprünglich bedeutet der Ausdruck „aus dem Holz der Hagebuche“. Das knorrige, besonders harte und schwer zu bearbeitende Holz der Hagebuche, heute meist Hainbuche genannt, bildete die Grundlage für die Redewendungen rund um“hanebüchen“.

Der knorrige Stamm einer alten Hainbuche - Bild: Wikipedia
Der knorrige Stamm einer alten Hainbuche – Bild: Tortuosa at the German language Wikipedia, HainbucheRinde, CC BY-SA 3.0

Neben Redewendungen wie „hagebüchener Kerl“ aus dem Berlin des 19. Jahrhunderts sind auch „hambüchen“ und vereinzelt auch „hânebüchen“ belegt. Die übertragene Bedeutung des Begriffs blieb dabei zunächst bei „handfest/derb/knorrig/grob“, dann auch „steif/schwer zu bewegen“. Im bairischen Sprachraum leiten sich die Begriffe „hagelbuchern“, „hagelbuachern“ oder „hoglbuachan“ gleichfalls von der Hagebuche ab. Etwas abweichend von der Bedeutung von hanebüchen bezeichnet dies einmal einen direkten, knorrigen, oftmals groben Menschen oder eine derbe, schlichte aber unverwüstliche und grundsolide Sache, beispielsweise bezogen auf Kleidung, Werkzeug oder Haushaltsgegenstände.

Auf Holz klopfen

Während man heute jemand anderem mit dem Ausspruch „klopfen wir auf Holz!“ Glück wünscht, klopften ältere Generationen tatsächlich auf Holz, weil ihr Leben davon abhing. In der Seefahrt hatte ein Matrose vor dem Anheuern das Recht, am Mastfuß auf das Holz zu klopfen, um sich ein Bild über den Zustand des Schiffs zu machen. Auch Bergarbeiter klopfen auf die Holzbalken, die den Stollen abstützen, um sich von deren Stabilität zu überzeugen. Ein heller Ton signalisiert gutes, trockenes und tragfähiges, ein dumpfer Ton dagegen nasses, faules und morsches Holz.

Holz vor der Hütte haben

Wenn eine Dame „Holz vor der Hütte“ hat, türmt sich ihre Oberweite so auf, wie aufgestapelte Holzscheite vor Bauernhäusern/Hütten.

Holzauge sei wachsam!

Der Ursprung des Ausdrucks „Holzauge sei wachsam!“ st nicht eindeutig. Aber die folgenden beiden Theorien hören sich gleichermaßen sinnvoll an:

Theorie 1: Eine spezielle Form von Schießscharten stellten die sog. „Kugelscharten“ dar. Sie sind mit einer ins Mauerwerk eingebauten, beweglichen und für den Lauf der Waffe durchbohrten Holzkugel (sog. „Holzauge“) ausgestattet und bieten dem Schützen ein hohes Maß an Deckung. Zudem konnte die Wache der Burg durch diese Holzaugen diskret die Umgebung kontrollieren und Feinde frühzeitig entdecken.

Holzauge auf der Burg Harburg – Bild: Rikiwiki2, D-7-79-155-1 Harburg Burg Holzauge 062, CC BY-SA 3.0 DE

Theorie 2: Im Schreinerhandwerk wird zur Bearbeitung von Holz traditionell ein Hobel eingesetzt. Im Holz eingewachsene Äste, oder auch „Holzaugen“, also die Stellen im Holz, an denen einmal ein Ast aus dem Stamm gewachsen ist, sind deutlich härter als das restliche Holz. Die Klinge des Hobels kann an ihnen stumpf werden oder sogar aus dem Hobel herausbrechen. Alleine schon um den teuren Hobel zu schützen wird der Schreinermeister seinen Lehrling im Laufe der Lehrjahre wohl mehr als einmal angeweisen haben: „Ein Holzauge! Sei wachsam!“.

Sich auf dem Holzweg befinden

Wer sich auf dem Holzweg befindet, läuft gerne einmal in eine Sackgasse. Der Begriff „Holzweg“ war bereits im Mittelhochdeutschen als „holwec“ geläufig. Bald danach bildete sich die zusätzliche Bedeutung „Irrweg“ oder „Abweg“ heraus. Früher war das Wegenetz insbesondere im Wald unvergleichlich schlechter ausgebaut als heute. Eine Feinerschließung der Waldflächen zum Transport des geernteten Holzes bis zum nächsten mit einem Fuhrwerk befahrbaren Waldweg war nur spärlich vorhanden. Während Abschnitte und Langholz heutzutage mit Forstschleppern und Forwardern aus dem Wald geschafft werden, zogen früher Rückepferde die entasteten Stämme aus dem Forst. Die geländegängigen Pferde benötigten keine breiten Wege, sondern konnten bei Bedarf die Stämme auch durch das stehende Holz ziehen. Diese Trampelpfade entwickelten sich dann im Laufe der Zeit zum sog. Holzweg. Da diese Holzwege alleine dem Zweck dienten, das geerntete Holz aus dem Forst zu schaffen, endeten sie mitunter mitten im Waldstück. Wer auf einen Holzweg geraten war, hatte also gute Chancen in eine Sackgasse zu laufen. Er musste entweder umkehren oder sich weiter durchs Unterholz schlagen. Die moderne Variante des ehemaligen Holzweges ist übrigens die Rückegasse.

Für jemanden die Kastanien aus dem Feuer holen

Die Frucht der Edelkastanie - Bild: Wikipedia
Die Frucht der Edelkastanie – Bild: Benjamin Gimmel, BenHur, Frucht der Edelkastanie, CC BY-SA 3.0

Die Edelkastanie (Castanea sativa), auch Esskastanie genannt, ist der einzige europäische Vertreter der Gattung Kastanien (Castanea). Die stärkereichen Nussfrüchte der Esskastanie (Kastanien, Keschte/Keschtn, Maronen/Maroni) eignen sich hervorragend zum Rösten. Dabei wird die mehlige Stärke in Zucker umgewandelt.

Alleine damit wäre das Sprichwort „die Kastanien aus dem Feuer holen“ schon fast erklärt. Die Redewendung beruht aber tatsächlich auf der Fabel Le singe et le chat (Der Affe und die Katze) des berühmten französischen Dichters Jean de La Fontaine (1621 – 1695). Darin sehen der Affe Bertram und der Kater Raton, dass im Hause ihres Herrn Kastanien auf dem Feuer geröstet werden. Die beiden beschließen diese zu stehlen. Der Affe überredet den Kater die gerösteten und daher heißen Kastanien aus dem Feuer zu holen, da ja seine Katzen-Tatzen dazu wie geschaffen seien. Insgeheim will der Affe die Maronen dann jedoch ganz alleine verspeisen, obwohl der Kater das Risiko hatte. Dem Kater gelingt es sogar, einige Kastanien aus der Glut zu scharren. Während Bertrand die Kastanien allein isst, ohne Raton auch nur eine davon abzugeben, reibt sich der Kater die verbrannten Pfoten. Aber bevor sich die beiden den Bauch vollschlagen können, kommt die Magd und sammelt die Kastanien ein.

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Le singe et le chat – Zeichnung: Bouchut; Stich: Trichon

Etwas auf dem Kerbholz haben

Wenn wir heute sagen, „der hat etwas auf dem Kerbholz“ und damit meinen, dass sich derjenige etwas zu Schulden hat kommen lassen, liegen wir goldrichtig. Das Kerbholz (auch Kerbstock, Zählholz, Zählstab) war im Mittelalter im wahrsten Sinne des Wortes ein sehr wertvolles Holz – ohne dass es aus einem besonders wertvollen Holz gefertigt sein musste. Zur Zeit des Mittelalters in einem weitgehend schreibunkundigen und münzarmen Europa war der Kerbstock ab dem 10. bis 12. Jahrhundert gebräuchlich. Das Kerbholz diente dazu, Schuldverhältnisse fälschungssicher zu dokumentieren. Auf einem länglichen Brettchen oder einem Stock wurde Symbole eingekerbt. Je mehr Markierungen sich auf dem Kerbholz befanden, desto größer war die geschuldete Menge. Anschließend wurde der Stock längs gespalten, so dass Schuldner und Gläubiger je die Hälfte der eingeritzten Markierung auf ihrer Stockhälfte dokumentiert fanden. Wieder zusammengefügt zeigte sich zweifelsfrei, ob die beiden Hälften zusammengehörten und auch, ob eine Hälfte nachträglich manipuliert worden war. Am vorher vereinbarten Zahltag wurde das Kerbholz dann präsentiert, mit dem Gegenstück verglichen und der Schuldner zur Zahlung aufgefordert.

Kerbholz - Bild: Wikipedia
Kerbholz – Bild: Sandstein, SAM PC 1 – Tally sticks 1 – Item 06, CC BY 3.0

Mit dem ist nicht gut Kirschen essen

Die Süßkirsche war im Mittelalter als Baum weit weniger verbreitet, als heute. Entsprechend waren im Mittelalter Kirschen rar und teuer. Nur die gut situierten Leute konnten sich den Luxus leisten. Diese Redewendung „mit dem ist nicht gut Kirschen essen“ geht auf eine Redensart aus dem Mittelalter zurück, die heute allerdings nicht mehr geläufig ist: „Mit hohen Herren ist nicht gut Kirschen essen: sie spucken einem die Kerne ins Gesicht.“ Dieses Sprichwort ist seit dem späten Mittelalter belegbar und kommt sinngemäß in der Fabelsammlung „Der Edelstein“ des Predigermönchs Ulrich Boner vor. Das Sprichwort stellte eine Warnung vor den Launen vornehmer Herrschaften dar. Diese aßen das Fruchtfleisch der als Naschwerk begehrten Süßkirsche und ließen die einfachen Leute deren unterlegene Stellung noch dadurch spüren, dass sie ihnen als Erniedrigung die Kerne oder Stiele entgegenspuckten beziehungsweise entgegenwarfen.

Jemanden auf den Leim gehen

Wer sich hat leimen lassen, der ist wohl auf jemanden hereingefallen. Aber wer weiß schon, dass der Ursprung dieses Sprichwortes bei einem verbreiteten Baum-Schmarotzer, der Mistel zu finden ist?! Der botanische Name der artenreichen Gattung der Misteln lautet Viscum (lat. für Leim oder Klebstoff). Von den Römern wurde aus den klebrigen Mistel-Beeren Leim hergestellt, der zum Vogelfang diente.

Mistel - Bild: Jürgen Fälchle, Fotolia
Die klebrigen Beeren der Mistel, aus denen bereits die Römer Leim herstellten – Bild: Jürgen Fälchle, Fotolia

Der Begriff Viskosität als ein Maß für die Zähflüssigkeit eines Fluids geht ebenfalls auf den klebrigen Schleim der Mistelbeeren (Mistelleim) zurück, bedeutet also wörtlich „Misteligkeit“ oder „Leimigkeit“. Zum Vogelfang strich man den Leim auf Birkenästchen, die man auf einen in den Boden geschlagenen Stock steckte. Neben diesen Stock wurde ein Käfig mit einem Lockvogel aufgestellt. So wurden bevorzugt Fichtenkreuzschnäbel und andere Finkenvögel gefangen, um im Winter eine Unterhaltung zu haben, da diese Vögel schön singen. Im Winter wurde mit Leimruten, die auf Büschen platziert wurden, Drosseln zum Verzehr nachgestellt. Wer also heute jemandem auf den Leim geht, ist wahrscheinlich immer noch um einiges besser dran, als die Vögel, die seinerzeit an den Leimruten hängen geblieben sind.

Pech gehabt!

Pech ist eine schwarze, teerartige, superzähe Flüssigkeit, die u.a. bei der Destillation von harzhaltigen Hölzern, insbesondere der Fichte und der Kiefer anfällt. Das Wort „pitu-daru“ des Altindischen bezeichnete eine Fichtenart und bedeutete „Harzbaum“. Der botanische Name der Fichte> lautet Picea. Der Wortteil entwickelte sich zum Wort „Pech“ und gelangte von Südosten aus in den deutschen Sprachraum. Der Ausdruck „Pech haben“ lässt sich mit der Verwendung von Pech in der mittelalterlichen Verteidigung belagerter Festungen in Zusammenhang bringen. Damals gab es auf jeder Burg sogenannte Pechnasen. Das sind abstehende Mauererker aus Stein. Sie ragten aus den Burgaußenmauern nach vorne heraus und in ihren Böden befanden sich Löcher. Ließ man heißes Pech oder auch siedendes Öl oder Wasser hineinlaufen, prasselte das in freiem Fall durch die Bodenlöcher direkt auf die Angreifer nieder.

Ein Pechvogel sein

Der Begriff Pechvogel stammt aus der Zeit der mittelalterlichen Vogeljagd. Damals wurden Äste mit Pech bestrichen, damit die Tiere darauf kleben blieben und gefangen werden konnten. So wurde der Pechvogel zum Symbol für jemanden, der ein Missgeschick erleidet. Darüber hinaus sind die negativen Konnotationen des Wortes Pech zahlreich: „Pechmarie“ im Märchen Frau Holle, „teeren und federn“, Einsatz zum Foltern, die Pechtröge der Hölle u. a.

Roter Faden

Wenn in einer Rede oder einer Präsentation der rote Faden fehlt, war die Geschichte wohl nicht ganz durchgängig. Auch der „rote Faden“ ist eine Redewendung, die auf Bäume zurückzuführen ist. Denn bereits in der Mittelsteinzeit wurden die Bastfasern von Bäumen (insbesondere Eiche, Linde, Weide und Ulme) für grobe Geflechte, Netze, Schnüre, Seile und Textilien genutzt. Der Bast ist die Schicht direkt unter der Borke. Lindenbast z.B. wird im Mai von jungen, 20 bis 30 Jahre alten Linden (auch Baest genannt) gewonnen, indem man die Rinde abschälte, die weiche Innenseite abtrennte und ins Wasser legte, bis sich der Bast ablöste, der dann in der Sonne getrocknet wurde. Aber was hat Bast mit dem roten Faden zu tun?
Der „rote Faden“ im Sinne einer durchgängigen Angelegenheit wurde als umgangssprachlicher Begriff durch Johann Wolfgang von Goethe geprägt. Im Jahr 1809 berichtet Goehte in seinem Roman „Wahlverwandtschaften“ von einer besonderen Verwendung des Basts: „Wir hören von einer besondern Einrichtung bei der englischen Marine. Sämtliche Tauwerke der königlichen Flotte, vom stärksten bis zum schwächsten, sind dergestalt gesponnen, dass ein roter Faden durch das Ganze durchgeht, den man nicht herauswinden kann, ohne alles aufzulösen, und woran auch die kleinsten Stücke kenntlich sind, dass sie der Krone gehören.“.

Einen Stein im Brett haben

Diese Redensart ist schon sehr alt und lässt sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen (Sprichwörtersammlung des Johannes Agricola von 1529). Sie geht auf ein im Mittelalter beliebtes Brettspiel namens Puff, Wurfzabel oder Tricktrack zurück. Dieses Brettspielist dem heutgen Backgammon recht ähnlich. Wer dort mit zwei Steinen, die nebeneinander stehen, einen sog. „Bund“ im Spielbrett erreicht hat, über die der Gegenspieler mit seinen Steinen noch hinweg muss, hat schon so gut wie gewonnen. Man hatte eben „einen guten Stein im Brett“.

Süßholz raspeln

Süßholz ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 50 bis zu 100 Zentimetern erreicht. Sie ist in der Mittelmeerregion und in Westasien beheimatet. Die zuckerhaltige Süßholzwurzel wurde früher geraspelt oder geschabt, um Arzneien oder Süßwaren herzustellen und zu verfeinern. Als Genussmittel und wegen des süßen Geschmacks kam das Süßholz im 16. Jahrhundert zu seiner übertragenen redensartlichen Bedeutung. Das Raspeln des Süßholzes diente dazu, von der Wurzel kleine Stücke abzureiben, um sie dann als Pulver in Honig, Wein u.ä. genießbar zu machen. Noch heutte wird der Wurzelextrakt des Echten Süßholzes wird Herstellung von Lakritz genutzt.

Die Totenuhr tickt

Was dieses Sprichwort mit Holz zu tun hat, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Aber wenn die Leute früher in ihren Häusern Klopfgeräusche hörten, wurde das im Volksglauben so gedeutet, dass es sich bei dem Klopfen um die Geräusche der Uhr des vorbeikommenden Todes handelt. Derjenige, der die Totenuhr hört oder ein anderer Bewohner des Hauses waren entsprechend dem Tod geweiht. Der wahre Verursacher des Klopfens bzw. Tickens war aber der Klopfkäfer, besser bekannt als Holzwurm. Die männlichen Käfer trommeln mit dem Kopf auf das Holz, um Geschlechtspartner anzulocken.

Jemandem Zunder geben

Wenn jemand Zunder bekommt, ist das in heutigen Zeiten gleichzusetzen mit einer Menge Ärger. Seinen Ursprung findet dieses Sprichwort bei einem Baumschwamm, der zum Anzünden von Feuer ein wichtiges Hilfsmittel war. Der Zunderschwamm (Fomes fomentarius) wächst vorwiegend an Rotbuchenholz, daneben werden aber auch Birken und Pappeln besiedelt. Gesunde Bäume kann dieser Porling nicht befallen, es muss bereits eine Vorschädigung vorhanden sein.

Zunderschwamm auf einer Birke - Bild: George Chernilevsky
Zunderschwamm auf einer Birke – Bild: George Chernilevsky

Bereits in der Jungsteinzeit wurde die locker-filzige Mittelschicht des Zunderschwammes, die so genannte Trama, zu Zunder verarbeitet. Schon die berühmte und rund 5.300 Jahre alte Gletschermumie „Ötzi“ führte Zunder aus Zunderschwamm mit sich. Im ersten Weltkrieg stand „Zunder bekommen“ für feindliches Geschützfeuer. Die heimkehrenden Soldaten überführten die Redensart in das Zivilleben.