Wertästung – aber richtig!

Wertästung für Qualitätsholz

Bei sog. Totast-Erhaltern (das sind alle Nadelbäume) bleiben tote Äste sehr lange am Baum und wachsen ins Holz. Werden diese Äste in jungen Jahren entfernt, sind alle nachfolgenden Jahresringe astfrei. Diese „Ästung“ genannte Maßnahme ist grundlegend zur Produktion von „astreinem“ Wertholz. In 80-90% der Fälle wird die Astigkeit des Stammholzes für die Einteilung in entsprechende Sortimente herangezogen. Entsprechend hoch ist der Einfluss auf den Verkaufspreis. Mit astfreiem Qualitätsholz lässt sich ein deutlich höherer Verkaufspreis erzielen als mit Massensortimenten. Die sorgfältig ausgeführte Wertästung ist daher in vielen Fällen eine lohnende Investition.


Nur Z-Bäume ästen

Wertästung ist Handarbeit und entsprechend aufwändig. Dieser Aufwand lohnt nur bei den Bäumen, die später im Erntealter den Bestand bilden. Diese sog. Z-Bäume (Zukunftsbäume) sollten bereits in jungen Jahren bestimmt und systematisch gefördert werden. Bei der Fichte sind dies z.B. 150-250 Bäume je Hektar, die tatsächlich geastet werden müssen. Die übrigen Bäume werden auf dem Weg zum endgültigen Bestand ohnehin bei Durchforstungsmaßnahmen entnommen. Hier lohnt die Ästung nicht.
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Nur gute Bestände ästen

Ästungswürdig sind qualitativ gute und wüchsige Bestände, die im Erntealter Durchmesser erwarten lassen, bei denen das Verhältnis von astfreiem Mantel zu astigem Kern bei mindestens 2:1 liegt. Bestände mit erhöhten Risiken, z. B. durch Sturm, Rotfäule, Schnee, Duft, Schälen u. a. sollten nicht geästet werden.

Trockenästung

Bei der Trockenästung werden Totäste entfernt. Vorteil: eine Pilzinfektion ist nicht zu befürchten, dadurch können auch stärkere Äste entfernt werden. Die Trockenästung ist allerdings nur möglich, wenn die natürliche Astreinigung bereits eine entsprechende Höhe erreicht hat.

Grünästung

Bei der Grünästung werden lebende grüne Äste abgesägt. Bei der Grünästung besteht die Gefahr, dass Pilze in die Schnittwunde eindringen und das Holz entwerten. Daher ist die Grünästung wegen nötigen Abwehrreaktion in der Saftzeit durchzuführen .

Die korrekte Wertästung

Die Ästung geschieht manuell mit Handgeräten wie Hand- oder Stangensägen (Zugsägen) oder maschinell mit speziellen Klettersägen. Die Ästung ist gewissenhaft und sorgfältig durchzuführen. Wichtig ist, dass der gesamte Ast entfernt wird und keine Stummeln stehen bleiben. Es sind alle Äste, auch die Feinäste, zu entfernen.

Wertästung

Die richtige Schnitttechnik ist entscheidend. Mit einer Zugsäge ist ein möglichst glatter Schnitt, möglichst dicht am Stamm durchzuführen. Hat der Ast einen Astring gebildet, ist dieser zu belassen. Verletzungen an Astring oder Stamm sind unbedingt zu vermeiden.

Alle Äste bis zu einer Höhe von 6 Metern sind zu entfernen, bei Douglasie auch 9-11 Meter. Wichtig ist, dass die belassene grüne Krone noch mindestens 40 Prozent der Gesamtbaumlänge beträgt. Damit ein ausreichend astfreier Holzmantel gebildet werden kann, soll die Ästung bei einem Brusthöhendurchmesser (BHD) von 10-12 cm beginnen. Man spricht in diesem Zusammenhang oft von „Bierkrugstärke“. Der beste Ästungszeitpunkt ist zu Beginn der Vegetationsperiode. Eine Überwallung und Verharzung ist so schnellstmöglich gegeben.

Praxisbeispiel: Hochästung mit Teleskopleiter und Zugsäge

Die Wertästung läuft für gewöhnlich in drei Stufen ab:

  1. In jungen Jahren (Bierkrugstärke) werden die ersten drei Meter vom Boden aus per Hand geästet.
  2. Einige Jahre später kann man mit einer Gestängesäge von drei bis auf sechs Meter ästen.
  3. Ab sechs Metern bis auf 9-11 Metern spricht man von einer „Hochästung“.
Wolf Astsäge
Wolf Astsäge – Bild: Wolf

Astsäge: Nach einer Odysee mit verschiedenen Zugsägen hat sich die Profi-Astsäge RE-PM von Wolf bestens bewährt. Das Sägeblatt besitzt doppelt gehärtete Sägezähne. Der integrierte Asthaken verhindert ein unbeabsichtigtes Herausziehen der Säge aus dem Schnitt und durch den Rindenanritzer werden Risse sowie das Platzen der Rinde vermieden. Dank des mitgelieferten Handgriffs wird die Astsäge mit einem Klick zur Handsäge für Äste in Bodennähe und in greifbaren Höhen. Wer z.B. Schälschutznetze gegen Rotwild bis auf 2 m Höhe anbringen möchte, kommt mit dieser Handsäge allerbestens zurecht.

Aluminium-Vario-Stiel: das passende Gegenstück zur Wolf-Astsäge ist der Aluminium-Teleskopstiel „Multistar“. Mit dem patentiertem „Multistar System-Blitz-Verschluss“ lässt sich die Astsäge (und auch alle anderen passenden Wolf-Geräte) komfortabel und schnell „einklicken“. Die Länge des Teleskopstiels beträgt zusammengeschoben 220 cm. Voll ausgezogen stehen 400 cm zur Verfügung. Bis auf rund 5,70 m kann man so auch ohne Leiter sehr gut entasten.

Wolf Astsäge + Stiel
WOLF-Garten multi-star Astsäge RE-PM mit Teleskopstiel ZM-V4 – Bild Wolf

Teleskopleiter: Wer noch einen Schritt weiter bzw. höher gehen möchte, kommt um den Kauf einer Leiter nicht herum. Für die Hochästung verwenden Profis zweiteilige Steckleitern mitsamt dem vorgeschriebenen Sicherheitsgurt. Für den normalen Privatwaldbesitzer lohnt sich diese Ausstattung angesichts kleiner Waldflächen in der Regel nicht. Zudem fehlt ihm die qualifizierte Ausbildung für diese Aufgaben.

Wem allerdings 6-8 m Ästung reichen, der kann sich mit einer anderen Lösung behelfen. Im Handel und in Baumärkten werden Alu-Teleskopleiternangeboten, die gleich mehrere Vorteile miteinander vereinen:

  • Geringes Gewicht: mit 10-15 kg sind diese Anlegeleitern leicht zu transportieren und im Wald selbst voll ausgezogen bequem und sicher umzusetzen
  • Minimale Packmaße: zusammen geschoben kann eine 3,80 m Teleskopleiter bequem im Kofferaum liegend transportiert werden, ohne auch nur die Sitzbank umklappen zu müssen.
  • Leichtes Aufstellen: die Leiter kann an jeder Stelle in Sekunden bis zur vollen Höhe ausgeschoben werden, selbst in einem engen Waldsstück, wo man mit einer Steckleiter überall hängen bleiben würde.

„Wer billig kauft kauft zweimal“ – Ja, ja – auch wir haben es erst mit einem Modell aus dem Internet für wenig Geld versucht und waren anfangs durchaus zufrieden. Dann hat sich allerdings der erste Entriegelungs-Schieber verabschiedet, dann der zweite etc. Zum Schluss war diese Leiter nur noch Alu-Schrott. Wir haben und dann für eine „Hailo 7113-131 FlexLine Aluminiun Teleskopleiter mit 13 Sprossen“ entschieden. Diese Leiter ist mit rund 200 € zwar doppelt so teuer wie die China-Leitern, aber alleine das Einhand-Entriegelungssystem ist um soviele Klassen besser… Einfach die beiden roten Tasten zusammendrücken und die 3,80 m-Leiter fährt wie durch Zauberhand zu 1,15 m zusammen, ohne dass man jede einzelne Sprosse separat entriegeln muss. Zudem wird bei der 13-Sprossen-Version unten ein Alu-Querbalken montiert, so dass die Leiter auch bei weichem Waldboden wirklich sicher steht. Glasklare Kaufempfehlung!

Wald-Prinz hat an der Leiter zudem noch etwas selbst „Hand angelegt“. Zwei Gummi-Türstopper aus dem Baumarkt wurden mit Feingewindeschrauben an der obersten Sprosse im Abstand von rund 15-20 cm angeschraubt. Die Leiter wird durch die Gummistopper so recht gut am Stamm fixiert, der Stand ist erstaunlich sicher. Aber Achtung: wer sich selbst ebenfalls so eine Konstruktion baut, macht dies auf eigene Gefahr!

Alu-Teleskopleiter im Einsatz bei der Hochentastung - Bild: Wald-Prinz.de
Hier im Bild unsere erste Alu-Teleskopleiter im Einsatz bei der Hochästung; dieses günstige und leider auch wenig haltbare Modell haben wir inzwischen durch eine deutlich wertigere HAILO-Teleskopleiter ersetzt – Bild: Wald-Prinz.de