Wildverbiss: Terminaltrieb-Schutzmanschetten

Wilddichte und mangelndes Nahrungsangebot Hauptursachen

Wildverbiss

Die in Deutschland in vielen Wäldern aus dem Ruder gelaufene Wilddichte führt zu teilweise massiven Verbiss-Schäden bei Naturverjüngungen und Forstkulturen. Das Verbeißen von Waldgehölzen ist eine absolut natürliche Verhaltensweise des wiederkäuenden Schalenwildes. Zur Erhaltung seiner Gesundheit ist Rehwild auf eine sogenannte „zähe Äsung“ bestehend aus Sträuchern und Gehölzen zwingend angewiesen. Besonders Rehe wählen ihre Nahrung mit Vorliebe nach deren Stickstoffgehalt aus, der in Knospen besonders hoch ist. Die jungen Triebe müssen für Rehwild wie kleine Schokoladenstückchen wirken, die direkt vor ihrer Nase wachsen. Wer sollte da widerstehen. Je nach umliegender Nahrungssituation sind Verbissschäden an bis zu 50 Prozent der Stecklinge normal.

Baumschulmaterial besonders beliebt: Waldbesitzer verzweifeln immer wieder, wenn eine Erstaufforstung oder eine Beipflanzung mit teuren Pflanzen aus der Forstbaumschule offensichtlich bevorzugt verbissen wird. Dies liegt zum einen daran, dass es sich in vielen Fällen um neue Baumarten im Revier handelt, die für das Rehwild ergo etwas Besonderes darstellen. Zudem arbeiten die Baumschulen mit diversen Düngemitteln und Mineralstoffen, die kleine Forstpflanzen für das Schalenwild besonders schmackhaft machen.

Terminaltrieb unbedingt schützen

Terminaltrieb bringt Höhenwachstum: Bei Nadelbäumen wie Fichte, Tanne oder Douglasie verlängern sich alle Zweige und insbesondere die Spitze jährlich um einen frischen Trieb. Während für das Wachstum der Baumkrone gleich mehrere und mit zunehmender Baumgröße immer mehr und mehr Triebe sorgen, hängt das Längenwachstum von einem einzigen, dem Terminaltrieb oder auch Leittrieb ab. Wird die Terminalknospe in der Baumspitze vom Wild abgebissen, fällt das Längenwachstum in diesem Jahr aus. Dadurch liegt auf der Hand, dass der Terminaltrieb ungleich schützenswerter ist, als die übrigen Triebe eines Nadelbaums.

Wiederholter Verbiss besonders nachteilig: Während sich Jungpflanzen von einem einmaligen Verbiss meist gut regenerieren, führt ein wiederholter, also mehrjährig andauernder Verbiss zu starker Verbuschung und z.T. auch zum Absterben der Pflanze. Übernehmen Seitentriebe die Funktion des Terminaltriebes entstehen oft mehrwipfelige Bäume, also die klassischen Delinquenten für eine frühe, unwirtschaftliche Durchforstung. Sind zudem die Standortverhältnisse z.B. aufgrund von geringem Lichtangebot schwierig, kann wiederholter Verbiss eine ganze Waldfläche zur „Bonsai-Kultur“ verkommen lassen. Es droht der wirtschaftliche Totalausfall.

Terminaltrieb-Schutzmanschette – Bild: TS Forst GmbH

Baumschutz gegen Verbiss durch Terminaltrieb-Manschetten

Eine einfache und recht preisgünstige Möglichkeit den Terminaltrieb wirkungsvoll und dauerhaft zu schützen bieten Verbiss-Schutzmanschetten. Besonders geeignet sind die Terminaltrieb-Manschetten für Nadelhölzer (Fichte, Douglasie, Tanne) aber auch beim Laubholz werden Sie vielfach eingesetzt.

Durchdachte Konstruktion: Die Kunststoff-Manschetten auch bei Kälte recht flexibel und besitzen aufgeklappt eine Länge von ca. 10 cm. Nach oben und nach unten sind je fünf 4,5 cm lange „Stacheln“ angebracht. Sie geben der Manschette einerseits Führung am Trieb, andererseits stößt sich das Schalenwild beim Versuch die Terminalknospe bzw. den Terminaltrieb zu erreichen daran die empfindliche Nase. Mit mehreren Einrastmöglichkeiten am Druckverschluss kann die Weite der Manschette der Triebstärke angepasst werden. Dadurch wird ein zu starkes Einengen von Trieb und Knospen verhindert. Die feinen Borsten am Innenteil der Manschette fixieren die Manschette zusätzlich gegen ein Abrutschen auch bei hohen Schneelagen oder glatten Stämmchen.

Ausbringung im Herbst: Die Verbiss-Schutz-Manschetten werden in der Zeit von September bis Anfang März angebracht. Empfehlenswert ist die Anbringung im Herbst. So sorgen die Spitzen der Manschette, die über die Terminalknospe hinausragen, wirksam gegen Winterverbiss. Mit Einsetzen der Vegetation im Frühjahr, wächst der Terminaltrieb durch die nach oben offene Manschette ungehindert weiter. Alljährlich im Herbst wird dann die Manschette um einen Stock höher gesetzt und an der neuen Terminalknospe befestigt. Dieses Vorgehen wird solange wiederholt, bis der Terminaltrieb außerhalb der Reichweite des Rehwilds und damit in Sicherheit ist.

Signal-Blau für gute Auffindbarkeit: Der Hersteller der Terminaltrieb-Schutzmanschetten bietet neuerdings nach diversen Anregungen aus der Forstpraxis seine Verbiss-Schutzmanschetten auch in der Signalfarbe Blau an. Da im Wald nur wenige Pflanzen mit blauer Blüte vorkommen, fällt Blau sofort auf. Das erleichtert die Auffindbarkeit der geschützten Pflanzen zum jährlichen Höhersetzen am Terminaltrieb. Zudem soll die Farbe blau vom Wild als leuchtende Signalfarbe wahrgenommen werden und alleine dadurch einen abschreckenden Effekt besitzen. Hoffentlich weiß das auch das Wild..

Preiswert: Terminaltrieb-Manschetten kosten bei Fachhändlern wie z.B. Grube ca. 0,13-0,17 €/Stück. Man kann Sie auch direkt beim Hersteller unter www.ts-holz.com beziehen. Mindestabnahme-Menge sind in beiden Fällen 100 Stück. Die Haltbarkeit beträgt erfahrungsgemäß 10 bis 15 Jahre, danach lässt der UV-Schutz nach, das Material springt auf und zerbröselt.

Einzelschutz vs. Zaunbau

Beim (mechanischen) Schutz gegen Wildverbiss kann man zwischen Einzelschutz und Flächenschutz, i.d.R. durch Gatter- oder Zaunbau unterscheiden.

Größere Waldflächen – Wildzaun: Erst- oder Wiederaufforstungen auf größeren Flächen sind alleine aufgrund der hohen Pflanzzahlen von um die 2.500 Pflanzen je Hektar wirtschaftlich nicht sinnvoll mit Einzelschutzmaßnahmen zu schützen. Wer auf größeren Waldflächen Wildschäden wie Verbiss oder Fegeschäden vermeiden möchte, kommt um den [intlink id=“2592″ type=“post“]Bau eines Wildzaunes[/intlink] kaum herum. Angesichts der recht hohen Kosten von rund 5,- € und mehr je Zaunmeter, will der Zaunbau allerdings gut überlegt sein.

Kleine Waldflächen – Einzelschutz: Bei den Jungpflanzen einer Naturverjüngung oder einer Nach-/Beipflanzung ist zunächst eher der Verbiss zu verhindern, weniger das Schälen bzw. Fegen. Hier ist der Einzelschutz die erste Wahl. Sobald sich in der Baumjugend die Z-Bäume herauskristallisieren, und die Terminaltriebe außerhalb derReichweite des Rehwildes liegen, kann man dann drohende Schälschäden ebenfalls per Einzelmaßnahme wie z.B. [intlink id=“2440″ type=“post“]Umwickeln mit Schälschutznetzen[/intlink] verhindern. Grundsätzlich gilt: Bei kleineren Flächen macht der Einzelschutz mehr Sinn.