Waldboden: Was Zeigerpflanzen über die Bodengüte aussagen

Vor dem Waldkauf und zur Auswahl der richtigen Waldpflegemaßnahme empfiehlt es sich, die Güte des Waldbodens zu kennen. Insbesondere beim Waldkauf ist die Bedeutung eines guten Waldbodens nicht zu unterschätzen. Der Waldboden ist ein bedeutsamer Standortsfaktor und als solcher maßgeblich für die Standorttauglichkeit der jeweiligen Baumart verantwortlich. Ein nährstoffreicher Boden, der feucht aber nicht zu nass ist, bietet beste Wachstumsaussichten und beeinflusst die erzielbare Rendite eines Waldgrundstücks in hohem Maße!

Auch für den Wald-Neuling ist es nicht besonders schwer, die Güte eines Waldbodens zu beurteilen. Ein genauer Blick auf die verschiedenen Pflanzen gibt schnellen und eindeutigen Aufschluss.

Zeigerpflanzen als Bioindikatoren

Bestimmte Pflanzen zeigen durch ihr Vorkommen den aktuellen Bodenzustand an. Diese sogenannten Zeigerpflanzen (Indikatorpflanzen) sind Pflanzenarten mit einer geringen Toleranz auf Veränderungen ihrer Lebensbedingungen. So ist es unter bestimmten Voraussetzungen möglich, auch kleinste Veränderungen innerhalb eines Waldbestandes durch das Auftreten bestimmter Zeigerpflanzen zu erkennen. Sie geben deshalb unter anderem gute Hinweise auf die Beschaffenheit des Untergrundes und Bodens auf dem sie wachsen oder auf die Einträge von Luftschadstoffen, und gehören damit zu den sog. Bioindikatoren.

Tipp: fotografieren Sie mit einer Digitalkamera alle Pflanzen in dem betreffenden Waldgrundstück und bestimmen Sie danach am heimischen PC in Ruhe die einzelnen Pflanzen.

Zeigerpflanzen für sehr guten Waldboden

Brennnessel

In Mitteleuropa kommen vier Arten der Gattung „Brennnessel“ vor. Die bekanntesten sind die zweihäusige Große Brennnessel und die einhäusige Kleine Brennnessel. Brennnesseln erreichen, je nach Art, Standort und Nährstoffsituation, Wuchshöhen von 10 bis 150 Zentimetern. Die Brennnessel wächst auf humusreichen Waldböden. Ein starker Brennnesselwuchs gilt als Zeiger für einen stickstoffreichen Waldboden.

Brennnessel
Brennnessel – Bild: Uwe H. Friese, Brennnessel 1, CC BY-SA 3.0
Goldnessel

Gehört zur Gattung der Taubnesseln und ist mit den Brennnesseln nicht verwandt obwohl sie den Brennnesseln in Wuchs und Blattform sehr ähnlich sehen. Sie besitzen aber keine Brennhaare und auch sehr viel größere und auffälligere Blüten. Die Goldnessel liebt nährstoffreiche, feuchte Böden und wächst deshalb gerne in lichten Wäldern, an Waldrändern oder in Staudengebüschen. Goldnesseln blühen zwischen Mai und Juli.

Neunblättrige Zahnwurz/Neunblatt-Zahnwurz

Kalkliebende Pflanze. Die mehrjährige krautige Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von etwa 20 bis 30 cm. Die Stängelblätter sind quirlständig angeordnet und erscheinen meist zu dritt. Die blassgelben, vierzähligen Blüten sind nickend. Sie blüht vorwiegend von März bis April.

Quirlblättrige Zahnwurz
Quirlblättrige Zahnwurz – BIld: anonym, Cardamine enneaphyllos 160405a, CC BY-SA 3.0


Zeigerpflanzen für guten Waldboden

Waldsauerklee

Eine 5 bis 15 cm hohe mehrjährige krautige Pflanze mit einer reich verzweigten, fleischigen Pfahlwurzel. Die lang gestielten fünfzähligen Blüten sind von weißer oder blassrosa Farbgebung mit einer deutlich zu sehenden rötlich-violetten Aderung. Es handelt sich um die schattenverträglichste heimische Blütenpflanze, die bei einem Minimum von 1/160 des Tageslichtes noch wachsen kann. Der Waldsauerklee wächst auf sauren, kalkarmen Waldböden an ausgesprochen schattigen und frischen bis feuchten Stellen in Laubmischwäldern und Nadelwäldern. Sauerklee blüht von April bis Juni.

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Waldsauerklee – Bild: André Karwath aka Aka, Common wood sorrel (aka), CC BY-SA 2.5
Waldmeister

Ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 15 bis 30 cm erreicht. Er wächst er am häufigsten in schattigen Buchenwäldern, kommt aber auch in Eichen-Hainbuchenwäldern vor. Waldmeister bevorzugt frische, lockere, nährstoff- und basenreiche Böden, und er zeigt Lehmböden an. Blütezeit ist April bis Mai.

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Waldmeister – Bild: Hajotthu, Waldmeister(Mai), CC BY-SA 3.0
Schattenblümchen/zweiblättrige Schattenblume

Blühende Sprosse erreichen Wuchshöhen zwischen 10 cm und 20 cm, nichtblühende bleiben etwas kleiner. Wegen des unterirdischen „Wurzelstocks“ wachsen die Pflanzen meist „herdenweise“. Die Zweiblättrige Schattenblume wächst in Laub- und Nadelwäldern sowie in Parks an schattigen, humusreichen und nicht zu trockenen Standorten. Die Blütezeit ist von Mai bis Juli.

Zweiblättrige Schattenblume – Bild: anonym, Maianthemum bifolium1, CC BY-SA 3.0
Geflecktes/Echtes Lungenkraut:

Wird im Volksmund auch Hänsel und Gretel oder Adam und Eva genannt (Weitere Synonyme: Bachkraut, Blaue Schlüsselblume, Bockkraut, Fleckenkraut, Himmelschlüssel, Hirschkohl, Hirschmangold, Hosenschiffern, Lungenwurz, Schlotterhose, Schwesternkraut, Ungleiche Schwestern, Unser lieben Frauen Milchkraut). Das Lungenkraut wächst in krautreichen Laub- und Buchenmischwäldern sowie deren Rändern vom Flachland bis ins Gebirge bis etwa 1300 m. Im Süden ist es häufiger als im Norden. Es bevorzugt frische, nährstoff- und basenreiche, meist kalkhaltige, steinige oder reine Ton- und Lehmböden. Das Gefleckte Lungenkraut blüht von März bis Mai.

Geflecktes Lungenkraut – Bild: Kristian Peters — Fabelfroh , Pulmonaria officinalis, CC BY-SA 3.0
Buschwindröschen:

Volkstümlich wird diese Pflanzenart auch als Hexenblume bezeichnet. Die mehrjährige, krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von 11 bis 25 Zentimeter. Es besiedelt mäßig frische bis feuchte, nährstoffreiche, tiefgründige, lehmige Mullböden in sommergrünen Laubwäldern (z. B. Buchen-Mischwäldern, Eichen-Hainbuchenwäldern, Hartholzauwäldern). Das Buschwindröschen ist eine Charakterart der Buchen- und sommergrünen Eichenwälder Europas. Blütezeit ist zwischen März und April/Mai.

Buschwindröschen – Bild: I, Jörg Hempel, Anemone nemerosa LC0124, CC BY-SA 3.0 DE
Gewöhnliche Haselwurz:

Den Namen Haselwurz erhielt die Art, da sie oft unter Haselnusssträuchern wächst. Die ausdauernde krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von nur 5 bis 10 Zentimetern. Die Pflanze ist behaart. Als Standort werden Laubwälder und Gebüsche, Au- und Schluchtwälder auf vor allem kalkhaltigen, feuchten Böden bevorzugt. Genauer sind es krautreiche Laub- und Nadelmischwälder, besonders Mull-Buchenwälder auf Braunerden. Der Boden soll frisch bis feucht, nährstoffreich und meist kalkhaltig sein. Die Haselwurz ist ein Lehm- und Feuchtigkeitsanzeiger. Blütezeit ist von März bis Mai.

Gewöhnliche Haselwurz – Bild: – Daniel J. Layton, Asarum europaeum MUN, CC BY-SA 3.0
Wald-Sanikel:

Mehrjährige krautige Pflanze. Sie wird etwa 20 bis 60 cm hoch. Die Blätter sind grundständig, dunkelgrün und am Rand gesägt. Sanikel wächst einzeln an beschatteten, frischen bis mäßig trockenen, meist kalkreichen, basischen Stellen, meist auf Lehm-, seltener auch auf Schluffböden. Sie wächst bevorzugt in Buchen- und Hainbuchenwäldern, seltener auch in (trockenen) Auenwäldern.

Wald-Bingelkraut:

Auch Wildhanf genannt, gehört zur Familie der Wolfsmilchgewächse. Ein- oder mehrjährige krautige Pflanze. Seine Blätter riechen unangenehm. Die Blüten riechen durch Amine fischartig. Wald-Bingelkraut findet sich häufig in krautreichen Buchen- und Nadelwäldern, auch in Eichen- und Eschenauenwäldern oder in Hochstaudenfluren. Es bevorzugt feuchten, nährstoff- und basenreichen, lockeren Boden an eher schattigen Standorten. Es zeigt Sickerwasser an. In Lehm- und Kalkgebieten tritt es oft in großen Gruppen auf. Stickstoffzeiger. Blütezeit ist von April bis Mai.

Wald-Bingelkraut – Bild: anonym, Mercuralis perennis, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons


Zeigerpflanzen für schlechten Waldboden

Heidelbeere:

Regional auch Blaubeere, Schwarzbeere, Wildbeere, Waldbeere, Bickbeere, Zeckbeere oder Moosbeere genannt. Der 10 bis 60 cm hohe Zwergstrauch wächst stark verzweigt mit aufrechten, kantigen bis schmal geflügelten, grün gefärbten Ästen, die kahl (unbehaart) sind. Die Blätter sind 2 bis 3 cm lang. Die Heidelbeere wächst als Halbschattenpflanze in artenarmen, bodensauer-humosen, nährstoff- und basenarmen, frischen Laub- und Nadelwäldern (besonders in Kiefernwäldern und Gebirgs-Fichtenwäldern), in Moor- und Bergheiden in humider Klimalage. Industriellen Immissionen gegenüber zeigt sie sich wenig tolerant.

Preiselbeere:

Pflanze aus der Gattung der Heidelbeeren. Regional auch Kronsbeere, Granten, Moosbeere, Riffelbeere oder Grestling genannt. Der Zwergstrauch wird zwischen 10 cm und 40 cm groß und ist von kompaktem, aufrechtem Wuchs. Ab Ende August bis Anfang September reifen die zunächst weißen, später leuchtend roten Beeren. Die Preiselbeere bevorzugt sonnige und trockene Standorte auf saurem Rohhumusboden und verträgt selbst noch schattige Wälder oder nährstoffarmen leichten Sandboden.

Preiselbeere
Preiselbeere – Bild: Taxelson, Vaccinium vitis-idaea at stump of Pinus sylvestris, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Besenheide:

auch Heidekraut genannt. Die Besenheide gilt als Säurezeiger. Sie kommt natürlich auf sonnigen bis lichten Standorten, vornehmlich auf kalkfreien Sanden vor. Sie wächst bevorzugt auf trockenen, aber auch auf wechselfeuchten Böden, beispielsweise in entsprechenden Bereichen von Mooren. Lebensraum sind Heiden, Moore, Dünen, lichte Wälder. Sie blüht vom Spätsommer bis Herbst weiß und rosa bis purpurn.

Besenheide
Besenheide – Bild: bdk, Calluna vulgaris 1, CC BY-SA 3.0
Drahtschmiele

Auch Geschlängelte Schmiele genannt. Grasart aus der Gattung der Schmielen in der Familie der Süßgräser. Sie wurzelt bis zu einen Meter tief und erreicht Wuchshöhen zwischen 30 und 50, zuweilen bis 70 und mehr Zentimetern. Die Drahtschmiele kennzeichnet nährstoff- und kalkarmen, sauren Waldboden. Sie wächst in Laub- und Nadelwäldern. Als Halbschatten- bis Lichtpflanze kommt sie nur an lichtreicheren Standorten wie Waldschlägen optimal zur Blüte. Die Blütezeit des Grases reicht von Juni bis Juli.

Drahtschmielen
Drahtschmielen_ Bild: Botaurus, Pinus-sylvestris-01, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Gemeines Weißmoos

Auch Echtes Weißmoos, regional auch Ordenskissenmoos genannt. Die Stämmchen des Weißmooses erreichen meist um die 10 cm Höhe, können aber auch bis 20 cm hoch werden. Sie bilden etwa 10 bis 20 cm breite, kompakte, rundliche Polster aus, welche ihrerseits Rasen bilden können. Weißmoos wächst auf sauren, zumindest zeitweise vernässten, kalkfreien Standorten, insbesondere auf Rohhumus in Nadelwäldern und -forsten sowie in Mooren und auch auf Silikatgestein. Es ist außerdem auf Totholz und Torf zu finden.

Gemeines Weißmoos
Gemeines Weißmoos – Bild: Jerzy Opioła, Leucobryum glaucum 2, CC BY-SA 3.0


Zeigerpflanzen für stark vernässten Waldboden

Torfmoos:

Auch Bleichmoos genannt. Die Pflanzen haben keine Wurzeln! Sie sterben an der Basis ab und wachsen an der Spitze weiter. Torfmoose sind wechselfeuchte Pflanzen, die von entscheidender Bedeutung für die Entstehung von Zwischen- und Hochmooren sind. Torfmoose können selbst in geringsten Konzentrationen vorkommende Nährstoffe aufnehmen. Im Gegenzug geben sie Wasserstoffionen an die Umgebung ab, womit sie sich selbst ein saures Milieu schaffen, das Konkurrenten im Wuchs behindert. Torfmoose reduzieren ihre Stoffwechsel-Vorgänge in Trockenzeiten auf ein Minimum. Kommt es dann zu Niederschlägen, sind diese Pflanzen in der Lage in ihren großen Speicherzellen mehr als das 30fache ihrer Trockenmasse an Wasser zu speichern. Die Zellen der Pflanze verhalten sich wie Quellkörper. Torfmoos ist ein Anzeiger für nährstoffarmen, sauren Waldboden.

Tofrmoose im Dosenmoor – Bild: Wilde Natur, Torfmoos, CC BY-SA 2.0 DE
Binsen:

In Deutschland sind fast 30 Arten verbreitet. Insbesondere die Flatter-Binse ist eine kennzeichnende Pflanze feuchter bis nasser Standorte. Die Flatter-Binse ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 30 bis 120 Zentimetern erreicht. Sie bildet oft große Horste. Die Stängel wachsen starr aufrecht. Sie sind rund und glatt, seltener leicht gestreift. Sie wächst überall an feuchten bis nassen Standorten wie Feuchtwiesen und Nassweiden, Moore, an Wegrändern oder in Waldschlägen. Sie bevorzugt sicker- bis staunasse, nährstoffreiche, meist kalkarme, mäßig saure Lehm- oder Torfböden. Die Blütezeit der Flatter-Binse erstreckt sich von Juni bis August.

Flatter-Binse – Bild: Alfred, Juncus Hochmoorgruenland, CC BY-SA 3.0
Wald-Schachtelhalm:

ausdauernde, mehrjährige Pflanze, die Wuchshöhen von 15 bis 50 Zentimeter erreicht. Sie bildet unterirdische Ausläufer aus. An den ährenlosen Stängeln befinden sich mehrfach verzweigte Äste. 5 bis 18 Scheidenzähne sind gruppenweise zu 3 bis 4 (6) stumpfen Lappen verwachsen. Die ersten Schachtelhalme traten im oberen Devon vor etwa 375 Mio. Jahren auf. Die Schachtelhalme können deshalb als „lebende Fossilien“ bezeichnet werden. Schachtelhalme wachsen oft auf feuchten Böden oder gar im Wasser. Wald-Schachtelhalm meidet Kalk

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