Auslese-Durchforstung: Das Z-Baum-Konzept

Wer seinen Waldbestand wirtschaftlich sinnvoll bewirtschaften möchte, landet früher oder später beim sogenannten „Z-Baum-Konzept“. Wald-Prinz.de erklärt, was dahinter steht und wie der private Waldbesitzer  vorgehen sollte.

Wertvoller und gesunder Baumbestand durch konsequente Auslesedurchforstung

80:20-Regel: Hinter dem Z-Baum-Konzept steht die Erkenntnis, dass der überwiegende Teil des Erlöses mit relativ wenigen, dafür aber besonders prächtigen Bäumen erwirtschaftet wird. Anstatt von schwachen Industrieholz-Sortimenten steht die Produktion von wertvollem Sägeholz im Vordergrund. Will man dieses Ergebnis positiv beeinflussen, lenkt man die natürlichen Ressourcen „Licht“ und „Nährstoffe“ durch eine konsequente Auslesedurchforstung gezielt auf die besten Bäume eines Bestandes, die sogenannten Z-Bäume (Zukunftsbäume).

Große Kronen: Für die angestrebte Produktion von Starkholz muß auf Dauer eine leistungsfähige, große Krone entstehen bzw. erhalten bleiben. Grundsatz: Nur über die Krone wächst der Stamm! Denn jeder Baum nimmt, wie alle grünen Pflanzen, Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf und verarbeitet es mithilfe der Lichtenergie zu Zucker (Photosynthese). Je größer die Krone eines Baumes, desto mehr Zucker erhält der Baum als Energielieferant für seine Wachstums- und Stoffwechselprozesse.

Die Kronen eines Fichtenbestandes bedrängen sich gegenseitig im Kampf um das Sonnenlicht – höchste Zeit für eine Durchforstung! – Bild: Wald-Prinz

Großes Wurzelsystem: Die Krone eines Baumes ist sichtbar, unsichtbar hingegen ist das Wurzelsystem. Aber auch hier gibt es einen Grundsatz: Je größer die Krone, desto besser und ausgeprägter ist die Wurzelbildung. Denn je größer die Verdunstungsfläche (=Krone) eine Baumes, desto ausgeprägter müssen die Wurzeln des Baumes sein, um jederzeit genügend Wasser aufnehmen zu können. Positiver Nebeneffekt dieser guten Wurzelbildung ist ein standfester Baum.

Gute Stabilität: Die frei gestellten Z-Bäume haben wegen des großzügigen Standraumes gut ausgebildete Kronen und ein ausgeprägtes Wurzelsystem. Diese hervorragende Nährstoffversorgung führt zu aussergewöhnlich dicken Stämmen im Vergleich zur Gesamthöhe des Z-Baumes. Dieses Verhältnis zwischen Höhe und Durchmesser nennt der Forstwirt „H/D-Wert„. Ein guter H/D-Wert sollte bei Nadelbäumen deshalb nicht größer als 75 sein. Beispiel: eine Fichte mit 20 m Höhe sollte in Brusthöhe einen Stammdurchmesser von mindestens 27 cm haben (20 m/0,27 m = 74,1).


Erst Rückegassen anlegen, dann Z-Bäume auswählen

Bevor es an die Auswahl der Z-Bäume geht, müssen die [intlink id=“3436″ type=“post“]Rückegassen[/intlink] angelegt sein. Es macht keinen Sinn, in einem Jungbestand die Z-Bäume sorgfältig auszuwählen, wenn bei der notwendigen Feinerschliessung des Waldstücks ein Teil der Z-Bäume den Rückegassen zum Opfer fällt.

Zudem sollten die Z-Bäume nicht zu nah an den Rückegassen stehen, da die Stämme beim Holzrücken leicht Schaden nehmen könnten. Rückeschäden (Rindenverletzung, Wurzelbeschädigungen durch Befahren) folgt oft Pilzbefall und oder Stammfäule. Die Entwertung des Z-Baumes wäre die Folge.

Auswahlkriterien Z-Baum

Die Auswahlkriterien für die Z-Baum-Auswahl sind sehr streng:

  • Vitalität / Stabilität: In Frage kommen nur vorherrschende vitale („supervitale“) Bäume mit möglichst großer und gleichmäßiger Kronenausbildung, weil diese am ehesten die gewünschten Zieldurchmesser erreichen können und Wertholzproduktion erwarten lassen.
  • Qualität: geradschäftige Bäume, ohne extreme Grobastigkeit, Zwiesel, Drehwüchse etc.
  • Räumliche Verteilung im Bestand: Die notwendige Kronenfreiheit des Z- Baums bedingt entsprechende Mindestabstände, die nicht unterschritten werden dürfen. Zudem ist auf genügend Abstand zu den Rückegassen zu achten

Mindestalter: Anhand dieser Auswahlkriterien wird klar, dass der Bestand ein gewisses Mindestalter erreicht haben muss, damit man die vitalsten und gesündesten Bäume auch erkennen kann. Erst sobald diese sogenannte „Qualifizierung“ der Bäume abgeschlossen ist, kann die Z-Baum-Auswahl durchgeführt werden. Bei Fichte, Douglasie und Eiche ist die Qualifizierung im Alter von ca. 25-30 Jahren abgeschlossen. Bei Buche und Weißtanne etwas später (ca. 35-40 Jahre).

Der richtige Abstand der Z-Bäume

Die Anzahl der zu markierenden Bäume richtet sich nach den Baumarten und liegt im Fichte-Tanne-Buchen-Wald bei 130 bis 150 je Hektar.

Modernere Z-Baumkonzepte sehen deutlich niedrigere Z-Baumzahlen von 40-100 (max 150) Stück je Hektar und Mindest-Z-Baumabstände von etwa 10 Metern vor. Diese Umstellung fällt vielen Bewirtschaftern schwer und erfordert ein erhebliches Maß an Selbstdisziplin.

Aus dem größten möglichen Kronendurchmesser des Z-Baumes im Erntealter ergibt sich der Mindestabstand der Z-Bäume zueinander.

BaumartZ-Baum Abstand
(in Metern)
Anzahl Z-Bäume
(je Hektar)
Fichte6,5-7,5 m200-250
Tanne7,5-8,5 m150-200
Douglasie11 m100
Kiefer7,5-8,5 m150-200
Europäische Lärche10,5 m100
Buche12 m80
Eiche12 m80
Ahorn12 m80
Esche12 m80
Kirsche10,5-14,5 m50-100
Pappel10,5-11,5 m80-100

Dauerhafte Markierung der Z-Bäume

Z-Baum Markierungsband aus Vinyl – Bild: Grube

In der Forstpraxis werden die Z-Bäume meist auf  zwei Arten markiert:

  • Mit einem Punkt aus der Spraydose bzw. mehreren Punkten auf jeder Seite des Z-Stammes, so dass der Z-Baum z.B. vom Harvester-Fahrer immer zuverlässig erkannt wird, egal von welcher Seite er anfährt.
  • Mit einem umlaufenden Kreis-Markierung die jederzeit von allen Positionen aus erkannt wird. Auch diese Markierung wird oft mit der Spraydose aufgebracht, dann aber im Gegensatz zu Durchforstungsmarkierungen meist mit weißer Farbe. Alternativ können die Z-Bäume mit einem flexiblen Kunststoffband markiert werden.

Wald-Prinz.de empfiehlt die Markierung mittels Kunststoffbändern. Der Fachversand bietet dazu lange haltbare und gleichzeitig flexible Vinylbänder zur dauerhaften Kennzeichnung von Z-Bäumen an. Eine Rolle mit 75 m kostet ohne Versand rund 4,00 Euro. Der Vorteil der Kunststoffbänder ist neben der Haltbarkeit auch die Möglichkeit zur Korrektur. Wenn der noch nicht so erfahrene Waldbesitzer die Z-Bäume in seinem Bestand markiert hat, die Abstände aber zu gering gewählt hat (häufigster Fehler), kann der Förster später, beispielsweise anlässlich einer Durchforstung, problemlos korrigierend eingreifen, indem er die Bänder kurzerhand entfernt.

Z-Baum Markierung mit flexiblen Kunststoffbändern; zusätzlich Umwickelung mit Schälschutznetzen – Bild: Wald-Prinz

Auslese-Durchforstung: Bedränger raus!

Nach der dauerhaften Markierung der Z-Bäume durch den Förster oder Waldbesitzer entsteht schlagartig ein anderes Bild des Bestandes. Selbst dem Forstlaien fällt es leicht, die richtige Auswahl der zu entnehmenden Stämme zu treffen. Denn alles, was der möglichst positiven Entwicklung der Z-Stämme im Wege steht, muss Zug um Zug weichen. Der Rest der Stämme kann stehen bleiben – bis daraus wieder Bedränger erwachsen.

Im Bild oben ist sonnenklar, dass der Stamm zur Linken der nächsten Durchforstungsmaßnahme zum Opfer fallen wird. Die Entnahme dieses stärksten Konkurrenten sichert dem Z-Baum ausreichenden Wuchsraum. Für die empfindlich auf ausgedehnte Trockenheit reagierende Fichte wird zudem ein konkurrierender „Wassersäufer eliminiert“. Der bereits jetzt überdurchschnittlich vitale Stamm wird diesen Freiraum in den nächsten Jahren durch zusätzliches Wachstum danken.

Nachdem das Umtriebsalter erreicht wurde, stehen im Endbestand fast nur noch die Z-Bäume; der Waldboden erhält wieder genug Licht für eine flächige Naturverjüngung – Bild: Wald-Prinz