Die richtige Forstmarkierfarbe zum Auszeichnen und Markieren

Über 3 Millionen Dosen Forstmarkierfarben werden alleine in Deutschland jedes Jahr verbraucht! Bei der Markierung stehender Bäume werden die Spraydosen genauso eingesetzt wie zur Beschriftung liegender Stämme auf Poltern, zur Markierung von Grenzsteinen, Waldwegen, Jagdeinrichtungen oder Rückegassen.

Welche Farbe?

In der Forstpraxis wird am häufigsten mit Rot gekennzeichnet, auf Platz zwei liegt Gelb.

Spraydose: In der Praxis ist Forstmarkierungsfarbe in der 500 ml-Spraydose der Quasi-Standard. Aber auch Markierbänder, Signierkreide, Reißhaken, Farbtupfer und der gute alte Waldhammer kommen zum Einsatz, wenn es um forstliche Markierarbeit geht.

Qualitätsunterschiede: Wie bei normalen Farben aus der Sprühdose gibt es auch im Bereich der Forstfarben riesige Qualitätsunterschiede. Man sollte sich nicht unbedingt von einem günstigen Preis alleine leiten lassen. Mangelt es der Farbe z.B. an Deckkraft, muss man die Markierung nachsprühen. Da der Farbverbrauch so steigt, ist der günstige Kaufpreis schnell aufgezehrt.

Aufpassen Sprühnebel: Bei KWF-zertifizierten Forstmarkierungsfarben dürfen bestimmte Gefahrstoffe nicht mehr enthalten sein. Das heißt nicht, dass die Farben frei sind von gesundheitsgefährdenden Stoffen. Denn die sind nach wie vor enthalten. Denn der Doseninhalt besteht i.d.R. aus Bindemitteln, Farbmitteln, Füllstoffen, Lösemitteln, Additiven und der eigentlichen Sprühfarbe.

Nicht die Farbe des Försters! Wer seinen eigenen Wald selbst auszeichnen möchte, sollte für seine Forstmarkierfarbe unbedingt einen anderen Farbton, als der Förster verwenden. Das hat zwei gravierende Vorteile: erstens kann der Förster mit seiner Farbe die Markierungen des „Berufslaien“ korrigieren und dann im Bedarfsfall der einschlagenden Truppe sagen „meine Farbe gilt!“. Zweitens kann man bei Verwendung einer eigenen, individuellen Forstmarkierfarbe sein Holz auch im größten Holzpolter wiedererkennen.

Harvestereinsatz? Neon! Harvesterfahrer lieben Neon-Markierungsfarben mit hoher Leuchtkraft, denn bei trübem Wetter und in der Dämmerung ist der Blauanteil im Tageslicht höher. Die Neonfarbtöne unter den Forstmarkierungsfarben wandeln durch Fluoreszenzen den blauen UV-Bereich des Tageslichtes in Licht mit größerer Wellenlänge um. Insbesondere die Warnfarben Gelb und Rot werden so vom menschlichen Auge bei gleicher Lichtstärke heller wahrgenommen. Dadurch sind die mit Neonfarbtönen gekennzeichneten Bäume für den Harvesterfahrer deutlicher besser erkennbar. Wer sich nicht ganz sicher ist, ob der Harvesterfahrer nicht vielleicht doch zu den 9% der Männer mit Rot-Grün-Sehschwäche gehört, kann anstatt Neonrot Forstmarkierungsfarbe mit dem Farbton „Neongelb“ verwenden.

Farbpalette Neon-Forstmarkierfarbe - Bild: Distein
Farbpalette Neon-Forstmarkierfarbe – Bild: Distein

Auch bei der Markierung von Grenzsteinen ist eine möglichst intensive Leuchtkraft der Forstmarkierungsfarbe von Vorteil. Neonfarbtöne sieht man im Wald extrem weit und kann so auch aus hundert Meter Entfernung einen markierten Grenzstein oder einen Grenzpfahl anvisieren. Allerdings altern Neonfarbtöne auch etwas schneller. Denn die Reaktion mit UV-Licht bedeutet auch, dass das UV Licht die
fluoreszierende Pigmente im Zeitverlauf abbaut.

Langzeitfarbe: Dunkle Farbtöne benötigen kürzere Sprühzeiten um eine Deckung zu erzielen, als helle Farbtöne – sie sind also ergiebiger. Allgemein gilt zudem, dass dunkle Farbtöne alterungsstabiler sind als helle Farbtöne. Für Langzeitmarkierungen, die nicht nur bis zur nächsten Durchforstung, sondern auch noch darüber hinaus sichtbar sein sollen, sind dunkle Farbtöne bzw. die teilweise explizit als Langzeitfarbe (Longlife) vermarkteten Farbtöne daher besser geeignet. Das trifft insbesondere für die dauerhafte Markierung von Rückegassen, Z-Bäumen und Grenzbäumen bzw. Grenzsteinen zu.

Farbpalette Langzeitfarbe - Grafik: Distein
Farbpalette Langzeitfarbe – Bild: Distein

Braune oder schwarze Forstfarbe? Was sich zunächst nach grobem Unsinn anhört, macht immer dann Sinn, wenn Fehler zu korrigieren sind oder Entscheidungen zurückgenommen werden sollen. Schnell einmal hat man bei unklaren Grenzverläufen die Bäume des Nachbarn zur Entnahme markiert. Oder bei der Markierung der Z-Bäume im dichten Unterholz leider übersehen, dass die ausgewählte Fichte einen Zwiesel (Gabelung in der Krone) hat. Dann kann man mit brauner Forstfarbe die alten Markierungen einfach übersprayen.

Soll eine Rückegasse nicht mehr benutzt werden, werden die Markierungen übermalt - Bild: Wald-Prinz.de
Hier hat man sich entschieden, die Rückegasse nicht mehr zu befahren. Mit schwarzer Langzeit-Forstfarbe werden die alten Markierungen übermalt – Bild: Wald-Prinz.de

KWF geprüfte Sprühfarben

KWF logo


Das Kuratorium für Waldarbeit  und Forsttechnik e.V. (KWF) prüft regelmäßig auch Sprühfarben zur Holzmarkierung. Produkte mit positivem Prüfabschluss sind am Prüfzeichen „KWF-TEST“ zu erkennen. Die Prüfanforderungen der Forstmarkierfarbe orientieren sich an den in der Praxis üblichen Bedingungen. Um eine seriöse Beurteilung der Forstmarkierungsfarben zu erzielen, sind möglichst vergleichbare und reproduzierbare Prüfmethoden erforderlich. Die einzelnen Merkmale werden beim KWF mit technischen Messungen, Laboruntersuchungen und praktischen Einsätzen abgeprüft.

Technische Messungen: Die Einstufung der ermittelten Werte erfolgt nach einem bei KWF-Prüfungen bewährten Schema mit 5-stufiger Notenskala.

  • Abmessungen und Gewicht (im Neuzustand)
  • Restmengenermittlung (nach 20 Sek. Aufschüttelung erfolgt wiederholter Testzyklus mit 20 x 2 Sekunden Sprühen und 2 Sekunden Schütteln)
  • Betätigungskraft (erforderliche Kraft um vollen Sprühstrahl zu erreichen)
  • Strahlverhalten (aus 30 cm Entfernung wird ein bewegtes Papier besprüht und auf Strahl-Breite, Randschärfe und Streuung/Reflektion des Sprühnebels hin untersucht)
Labortest KWF Sprühfarbe
Technische Messung des Strahlverhaltens von Forstmarkierungsfarbe im KWF Prüflabor; die Dose wird mit einer definierten Geschwindigkeit an einer Prüfkarte vorbeigeführt – Bild: Wald-Prinz.de

Laboruntersuchungen: Die Untersuchungen werden jeweils als Doppelbestimmung durchgeführt.

  • Deckvermögen (s/w-Kontrast, erforderliche Menge die für vollständige Deckung erforderlich ist)
  • Prüfung auf Rinde (Haftung und Deckvermögen bei 0 °C und 40°C mittels Prüfmuster)
  • Klimaeinfluss (künstliche Alterung in der Klimakammer)
  • UV-Bewitterung (künstliche Bestrahlung)
test
Ab wann deckt’s? Das Deckvermögen der Forstmarkierungsfarbe wird mit Hilfe von Testkarten ermittelt – Bild: Wald-Prinz

Praktische Erprobung: Die Grundfarben „rot“ werden in mindestens 5 verschiedenen Einsatzstellen getestet.

  • Anbringung von Strichmarkierungen (an den Baumarten Fichte, Kiefer und Buche)
  • Begutachtung im Zeitverlauf (im Abstand von je ca. 3 Monaten werden die Proben bei unterschiedlichen Lichtbedingungen (Harvestereinsatz) von mindestens 5 Personen besichtigt)
  • Griffsysteme (Test der vom Hersteller zur Verfügung gestellten Griffsysteme, Düsen und Sprühköpfe)

Informationen: Es dürfen keine inhaltlichen Unterschiede zwischen Dosenbeschriftung und Sicherheitsdatenblatt bestehen. Die Informationen müssen verständlich und konkret sein.

  • Dose (gut erkennbare Sicherheitshinweise, Gefahrensymbole und Hinweise zum Gebrauch)
  • Sicherheitsdatenblatt (Überstimmung mit EU-Richtlinie 91/155, vollständige/aktuelle Angaben)

Gesundheitsschutz: Auf der Grundlage des Sicherheitsdatenblattes wird die Rezeptur erfasst und kritische Inhaltsstoffe nach Art und Menge betrachtet.

  • Zubereitung (als „gesundheitsschädlich“ kennzeichnungspflichtige Zubereitung wird nicht anerkannt, „reizende“ Zubereitung führt zu Abstufung)
  • Einzelstoffe (keine BTX-Aromaten, keine sensibilisierenden und/oder hautresorptiv wirkenden Einzelstoffe)

Sinnvolles Zubehör für Forstmarkierungsfarben

Metallsprühgriff für Forstmarkierfarbe - Foto: Distein
Metallsprühgriff für Forstmarkierfarbe – Foto: Distein

Sprühgriff: Ein spezieller Dosen-Sprühgriff aus Metall ist für den „gemeinen Waldbesitzer“ nicht unbedingt notwendig aber sehr praktisch. Stundenlanges Baumauszeichnen und Beschriften von Holzpoltern geht mit diesen Sprühgriffen deutlich leichter und präziser von der Hand. Auch im Winter kann man mit diesen Sprühgriffen mit Handschuhen völlig problemlos arbeiten. Zudem ist die Dose dank des Handgriffs 10 cm weiter entfernt von Lunge und Kleidung.

Gürtelholster für Forstfarben
Gürtelholster für Forstfarben

Gürtelholster: Ein Gürtelholster für die Sprühdose ist unbedingt zu empfehlen. Bei größeren Beständen kann man hier die Ersatzdose einstecken und muss dann nicht mehr den ganzen Weg zurück laufen, sobald die erste Dose leer ist. Aber auch wenn man für andere Arbeiten die Hände frei haben möchte, ist so ein Holster ideal. Denn die Schnittschutzhose ist meist kein geeigneter Ort, die Forstmarkierungs-Spraydose unterzubringen. In die vorderen Hosentaschen passt sie kaum rein und wenn doch ist es eher unangenehm… Die hinteren Gesäßtaschen sind ebenfalls meist zu klein dimensioniert.

Verbissschutz mit Forstmarkierungsfarbe?

Ein heikles Thema.. Offiziell besitzt natürlich keine einzige Forstmarkierungsfarbe die Zulassung als Verbissschutzmittel. Aber unter der Hand wird das Verbissschutzmittel aus der Spraydose als bestens funktionierendes „Hausmittel“ gehandelt – auch wenn es in keinem Forstlehrbuch steht. Die mit Forstfarbe leicht „eingenebelten“ Triebe werden in der Folge vom Rehwild verschmäht. Es scheint wohl nicht mehr so recht zu schmecken…  In unserem eigenen Wald ist das die Maßnahme der Wahl gegen Wildverbiss und – aus unserer höchst subjektiven Sicht – eine gute Alternative zu den verbreiteten Terminaltriebschutzmanschetten oder einem teuren Wildschutzzaun.

Bitte nur parfümieren! In unserem Video erkären wir den Einsatz. Allerdings sind wir im Video mit der Spraydose etwas sehr nah an die Douglasienpflänzchen heran gegangen. Dadurch besteht die Gefahr des Verklebens. Die Triebe sollen auf keinen Fall lackiert werden – leichtes Einnebeln reicht! Es geht schließlich nur um den Geschmack, nicht um die Farbe.