Die Atlas-Zeder: standfester Baum mit begehrtem Holz
Auch wenn derzeit auf dem Holzmarkt ein Überangebot an Fichte besteht, wird sich die Nachfrage nach Nadelholz auch in Zukunft nicht ändern. Um auch die Holzproduktion in zukünftigen Generationen zu sichern, ist es sinnvoll vitale, standortgerechte Baumarten aus anderen geografischen Regionen in unsere Wälder zu integrieren. Die Atlas-Zeder wächst bei uns bislang nur in geringem Umfang als Straßen- und Parkbaum. Aber sie bietet ein großes Potenzial. In ihren jeweiligen Ursprungsländern, die klimatisch betrachtet mit Deutschland vergleichbar sind, liefert sie ein hochwertiges und gefragtes Holz.
Inhaltsübersicht:
Kleine Atlas-Zeder Historie
Die natürlichen Verbreitungsgebiete der Atlaszeder sind die nordafrikanischen Bergregionen Marokkos und Algeriens. In Höhenlagen zwischen 1.000 und 1.800 Meter bildet sie dort Reinbestände.
Im Mittelalter fertigte man aus dem Stammholz Balken für die Decken und Türen von Sakral- und Repräsentationsbauten (Moscheen, Mausoleen, Paläste); die hölzernen Dekorpaneele der merinidischen Medresen (Islamschulen) sind ebenfalls aus dem Holz der Atlas-Zeder geschnitzt. Einige der ca. 800 Jahre alten Hölzer sind noch original erhalten.
In Europa wurde die Atlas-Zeder in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Zier- und Parkbaum eingeführt. Grundsätzlich kann man die Atlas-Zeder in den geschützten Lagen Mitteleuropas (Bodensee, Rheinland, Rügen) bewundern. In Bonn z.B. ist die Atlas-Zeder als Einzelbaum im gesamten Stadtgebiet anzutreffen. Auch in den weniger geschützten höheren Stadtlagen Bonns gedeiht sie prächtig.
Als Forstbaum wurde die Atlas-Zeder bereits 1862 in Südfrankreich am Mont Ventoux für die Wiederaufforstung von erosionsgefährdeten Flächen verwendet. Seit dem späten 20. Jahrhundert werden Atlas-Zedern auch für die forstliche Nutzung vor allem im französischen Luberon und auf Korsika eingesetzt.
Wie erkennt man die Atlas-Zeder?
Nadeln: Die Nadeln der Atlas-Zeder sind sind 1,5 bis 2,5 cm lang und von bläulich-grüner Farbe. Sie sind in dichten Büscheln, markant quirlig angeordnet um die Knospen verteilt. Weil sie steif und spitz sind, schützen sie die Atlas-Zeder vor Wildverbiss und fegen. Auch im Winter behält die immergrüne Atlas-Zeder ihre Nadeln. Aufgrund ihrer geringen Oberfläche sind diese ausgesprochen winterfest. Zudem benötigen die Nadeln nur wenige Nährstoffe und können sich somit hervorragend über den Winter retten. Eine spezielle Wachsschicht sorgt darüber hinaus dafür, dass Austrocknung oder Frost kein Problem für die Nadeln der Atlas-Zeder darstellen.
Blüte: Erst mit ca. 30 Jahren wird die Atlas-Zeder „mannbar“ und geht in die erste Blüte.
Zapfen & Samen: Die Zapfen wachsen aufrecht an Kurztrieben. Bei der Atlas-Zeder handelt es sich um ein getrenntgeschlechtiges Kieferngewächs. Die männlichen Zapfen sind blassgelb, zylindrisch, 3 bis 5 cm lang. Die weiblichen Zapfen sind unscheinbar, grün bis rötlich, 1 cm lang, eiförmig. Die Samenschuppen sind etwa 3,5 cm breit. Bei Reife weisen die Zapfen eine Länge von 5 bis 7,5 cm und einen Durchmesser von bis zu 4 cm auf; sie sind tonnenförmig, mit flacher oder eingedellter Spitze. Im ersten Jahr sind sie hellgrün, im zweiten hellbraun, aufrechtstehend. Nach der Reife (Reifezeit 2 bis 3 Jahre) zerfällt der Zapfen am Baum, wobei die verholzte Spindel stehen bleibt. Die Samen sind 1 bis 1,2 cm lang, mit 1,2 bis 1,5 cm langem Flügel. Die leicht keimenden Samen der Atlas-Zeder haben eine Länge von 1 bis 1,2 Zentimeter.
Rinde: Die Borke ist bei jungen Bäumen grau und glatt, bei älteren Atlas-Zedern-Stämmen ist sie schuppig, etwas rissig und dunkel- bis schwarzgrau. Die Rinde der nicht hängenden Zweige ist dicht behaart und gelblich.
Stamm: Die Atlaszeder kann Höhen von über 30 m und einen Brusthöhendurchmesser (BHD) von 150 cm erreichen.
Hierzulande wird die Atlas-Zeder vorwiegend als Blauform bzw. „Blaue Atlas-Zeder“ (Cedrus atlantica ‚Glauca‘) angepflanzt. Der Baum ist aufgrund seiner Farbe so charakteristisch, dass er mit etwas Übung bereits im Luftbild ohne weiteres schnell zu identifizieren ist.
Forstwirtschaftlich interessante Aspekte der Atlas-Zeder
Die Atlaszeder hat in Frankreich bereits gezeigt, dass sie sich auch an schwierige Standortbedingungen anpassen kann. Sie hat dort eine zunehmende Bedeutung bei der Holzproduktion und wird auf rund 20.000 ha abgebaut.
Standfest: Durch die Ausbildung einer kräftigen, 3-4 m tief reichenden Pfahlwurzel kann die Atlaszeder sehr skelettreiche Standorte besiedeln und verfügt über eine hohe Standfestigkeit.
Trockenresistent: Das Klima im Hauptverbreitungsgebiet zeichnet sich durch eine ausgeprägte Trockenperiode im Sommer aus. Trockenperioden im Sommer können Keimlinge durch eine sehr schnell in die Tiefe gehende Wurzel überstehen. In den ersten zwei Jahren wächst zunächst die Wurzel, dann der Spross. Das erklärt auch, warum erst zweijährige Pflanzen eine höhere Trockentoleranz zeigen.
Kälte- und Hitzeresistent: Die Atlaszeder erträgt Temperaturen von -28° C bis zu +40° C, aber keine zu langen Kälteperioden, insbesondere für Jungpflanzen bis zu einem Alter von 5 Jahren. Ausgesprochene Frostlagen sind für die Atlas-Zeder Ausschlussstandorte. In Extremwintern geschädigte Nadeln werden mit dem Frühjahrsaustrieb wieder ersetzt.
Aufforstung von Freiflächen: Die Atlaszeder gilt als eine Halbschattenbaumart und eignet sich deshalb für den Anbau auf Freiflächen. In der Jugend erträgt sie Halbschatten und zeigt ihre geraden Wuchsformen auch bei seitlichem Konkurrenzdruck.
Nicht invasiv: Die Atlaszeder zeichnet sich durch ein geringes Invasionspotenzial aus.
Wuchsleistung: Im Vergleich zu anderen Baumarten besitzt die Atlas-zeder eine sehr lange Wachstumsphase von Ende April bis Ende September. Die Baumart erreicht eine hohe Gesamtwuchsleistung. Zufriedenstellende Wuchsleistungen erzielt die Atlas-Zeder bei Niederschlägen über 600 mm.
Wertholz: Die Atlas-Zeder ist insbesondere für die Wertholzproduktion gut geeignet. Das Holz der Atlas-Zeder wird für den Möbelbau, Vertäfelungen (Repräsentationsbauten) und als Bauholz im Innen- und Außenbereich verwendet. Es ist gut bearbeitbar und sehr beständig, wenn es keinen Bodenkontakt hat. Die natürliche Astreinigung erfolgt allerdings nur bei ausreichendem Dichtstand. Alternativ kann ab einer Höhe von 8 m die erste Wertästung bis zu einer Höhe von 3 m vorgenommen werden.
Begehrtes Holz!
Bereits die Römer und Phönizier wussten das besonders dauerhafte und leicht zu bearbeitende Holz der Atlas-Zeder zu schätzen. In vielen Prachtbauten finden sich über 900 Jahre alte Konstruktionen und Dachbalken die aus der Atlas-Zeder gefertigt wurden. Besonders beliebt war das Holz im Schiffsbau. Das hat dazu geführt, dass die Atlas-Zeder in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet aufgrund des (historischen) Raubbaus selten geworden ist.
Das Holz enthält ätherische Öle und verbreitet einen waldigen und harzigen Geruch, ähnlich dem Sandelholz. Es wehrt Mücken und Motten ab und wird auch zur Aromatherapie eingesetzt. Die Rohdichte beträgt zwischen 0,42 bis rund 0,66 t/m³, im Mittel 0,55 t/m³. Das dunklere Kernholz ist der nachhaltigste Teil des Holzes. Sein Anteil nimmt mit dem Alter zu.
Sehr gute Ertragssituation: Aktuell fallen in Deutschland noch keine größeren Stammholzmengen Atlas-Zeder an. Da liegt eine Vermarktung über die regionalen Wertholzsubmissionen nahe. So hat ein über die FGB Overath eingebrachter Atlas-Zeder-Stamm auf der „Wertholzsubmission Rheinland“ am 2. Februar 2022 einen Preis von 209 €/m³ erzielt (Stamm von 4,20 m Länge, 42 cm Durchmesser, 0,58 m³). Dazu Sascha Schedlbauer vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft „Der Stamm war sehr astig, eher D-Qualität. Aber da der Käufer daraus z.B. Elemente für den Gitarrenbau, Drechsel-Holz oder auch Grillbretter fertigt, war das nicht so wichtig“.
Pflanzung
Der ideale Standort: Mäßig trockene bis frische (feuchte), nährstoffreiche, gut durchlässige, kalkhaltige Böden sind optimal für die Atlas-Zeder. Grundsätzlich ist sie aber bodentolerant und gedeiht auch auf schwachsauren, sandigen Standorten. Sie benötigt Winterniederschläge und hat ein hohes Wärmebedürfnis im Sommer.
Wenn möglich Containerpflanzen: Im Vergleich zu wurzelnackten Pflanzen ist die Verpflanzung von Containerpflanzen vorteilhafter: Bei wurzelnackten Pflanzen besteht ein höheres Risiko eines Pflanzschocks. Die Wurzelregeneration von wurzelnackten Pflanzen dauert bis zu sechs Wochen.
Pflanzverband: Besonders geeignet sind reihen- bis truppweise Pflanzungen. Zur Bestandsbegründung haben sich 2-jährige (2/0) Pflanzen bewährt. In Frankreich wird der Pflanzverband 2,5 m x 2,5 m oder 2 m x 3 m empfohlen.
Mischung mit Schwarzkiefer: Als Halbschattbaumart kann die Atlaszeder in ungleichaltrigen Mischbeständen mit Baumarten wachsen, die ähnliche Lichtansprüche aufweisen (z.B. Schwarzkiefer, Flaumeiche). Am Mont Ventoux wächst die Atlaszeder in Mischbeständen mit der Schwarzkiefer.
Bezugsquellen
Die Atlaszeder unterliegt dem forstlichen Vermehrungsgutgesetzt (FoVG). Die drei französischen Ausgangsbestände Mont Ventoux, Ménerbes und Saumon sind für die Saatgutgewinnung zugelassen. Aus diesen Saatguterntebeständen wird Saatgut der höchsten Kategorie „getestet“ gewonnen und in den Verkehr gebracht. Es ist das einzige Saatgut, das momentan auf dem Markt verfügbar ist.
Als Forstpflanze, in größeren Mengen also, ist die Atlas-Zeder gar nicht so einfach zu finden. Wenn sie in einer deutschen Baumschule angeboten wird, schrecken die Preise ab.
Die Murauer Forstpflanzen GmbH in Hübing/Österreich hat die Atlas-Zeder im Alter 1/1, als Topfpflanzen im Angebot. Nur als grobe Preisorentierung: Einzelstücke werden zum Preis von 3,00 € (netto), ab 100 Stück 1,73 € (netto) angeboten – Stand Frühjahr 2020.
Fazit: Einen ganzen Wald mit der Atlas-Zeder anzupflanzen, halten wir für gewagt. Aber wer z.B. im Rheinland, aber auch im Sauerland über einen auch im Klimawandel zukunftsfähigen, intelligent gemischten Wald nachdenkt, sollte die Atlas-Zeder definitiv in die engere Wahl aufnehmen.
Guten Tag!
Unsere drei Atlas-Zedern, 47 Jahre alt, sehr hoch und stets gesund, sind braun und wohl abgestorben. Im letzten Jahr sahen wir zahlreiche weiße Punkte an den Stämmen und sie harzten enorm. Und nun sind sie braun geworden und warfen fast alle Nadeln ab. Wie ist so etwas möglich? Ein Schädling?
Wenn wir sie fällen müssten, dann wollten wir das Holz mit dem Preis der Entsorgung verrechnen, da es doch wertvoll ist. Wir wollen jedoch noch ein Jahr warten, zumal oben die Elstern ein Nest betreuen. Wer kann uns beraten?
Danke Frau Wünschmann
Hallo,
Funktioniert es, rein den Samen (ohne zusätzl. Aufwand) zB auf lichten Stellen im Wald auszubringen und somit einen“natürlichen“, eingeständigen Wuchs zu ermöglichen? Die anderweitig empfohlenen Maßnahmen (Heranziehen Setzling, Umsetzen etc) bedeuten ja immer Aufwand.
Danke für eine Rückmeldung.
MfG
Just
Hallo Herr Borisch,
@ mulchen mit Zedern-Zapfen: Ob die Zapfen der Atlas-Zeder zum Mulchen geeignet sind, entzieht sich unserer Kenntnis. Aber was soll schief gehen? Ihnen kann höchstens „blühen“, dass Sie eine kleine Atlas Zeder-Naturverjüngung in Ihrem Garten anlegen. Denn die Samen dieses Baumes keimen recht leicht.
Liebe Grüße – der Wald-Prinz
Hallo und guten Tag,
ich habe im Garten eine Zeder mindestens 40 Jahre alt.
Dieses Jahr hat sie im Oktober jede Menge Zapfen , ca. 15 Eimer, abgeworfen.
Jetzt wollte ich gerne wissen, ob diese Zapfen zum Mulchen geeignet sind, statt sie in der
Biotonne zu entsorgen.
Vielen Dank für Ihre Antwort.
W. Borisch