Schäleisen / Rindenschäler – mit Video-Tutorial

Inhaltsübersicht:

Dem Borkenkäfer keine Nahrung bieten!

Borkenkäfer bekämpfen! Was tun, wenn der Wind ein paar Fichten umgelegt hat, gerade aber kein Unternehmer zu finden ist, der die Stämme aufarbeitet. Zuschauen, wie der Borkenkäfer diese Stämme befällt um sich dann in seiner nächsten Generation den Rest des Bestandes vorzunehmen? Eine althergebrachte Möglichkeit dem Borkenkäfer erst gar keine Brutstätte zu bieten, ist die Entrindung des Stammes. Damit wird dem Borkenkäfer (genauer gesagt ist es ja der Buchdrucker) die Gelegenheit genommen, seine Brut unter die Rinde der Fichte zu setzen. Aber auch, wenn der Borkenkäfer bereits den stehenden Baum befallen hat, ist es von Vorteil einen Baum schnellstmöglich zu fällen und dann zu entrinden, wenn er nicht sofort bzw. überhaupt nicht (Steillagen) aus dem Wald gebracht werden kann.

Jeder (Nadel-)Waldbesitzer sollte daher ein Schäleisen haben und auch wissen, wie er damit umzugehen hat.

Die Schältechnik mit dem Rindenschäler

Geschält oder geräppelt wird durch Stoßen des Schäleisens entlang der Wuchsrichtung des Baumes. Im Idealfall geht dann die Rinde in langen Streifen ab.

Stammglattes Entasten ist beim Schälen ein notwendiges Übel – Bild: Wald-Prinz.de

Stammglattes Entasten: Kleinere Äste schlägt man mit dem Schäleisen weg. Bei größeren Ästen ist es wichtig, dass diese vor Schälbeginn „stammeben“ abgeschnitten werden. Hier gilt wie gesagt die nackte Stammoberfläche, nicht die Rindenoberfläche. Stammglattes Entasten führt zu den sog. „Spiegeleiern“. Das gehörte früher zum guten Ton ausgebildeter Forstleute. Will man mit dem Schäleisen arbeiten, ist diese alte Arbeitstechnik wieder angebracht. Nichts ist frustrierender, als wenn man immer wieder mit dem Schäleisen hängenbleibt. Die gute Vorbereitung mit der Motorsäge kostet zwar etwas Zeit, man holt diesen Zeitaufwand aber im Anschluss mehrfach wieder herein.

Handschuhe! Wer auf Schwielen und Blasen an den Händen steht, kann natürlich auch ohne Handschuhe arbeiten. Allen anderen empfehlen wir gut sitzende Forsthandschuhe.

Flach halten: Wenn man ohne Hindernis, also ohne an einen Ast zu stoßen, auf „freier Strecke“ hängen bleibt, weil das Schäleisen ins Holz fährt, hat man das Schäleisen schlicht zu steil gehalten. Im Idealfall hebt die Klinge die Rinde an und gleitet ansonsten über den dann entrindeten Stamm. Die Klinge ist also nahezu parallel zum Stamm zu führen. TIPP: einfach mal völlig übertrieben flach halten und schauen, was passiert.

Wenn die Rinde noch frisch und der Stamm noch saftig ist, kann Schälen mit der richtigen Technik eine wahre Freude sein. Das Schäleisen sollte so geführt werden, dass man leicht von oben und flach am Stamm entlang in den Spalt zwischen Rinde und Stamm einsticht – Bild: Wald-Prinz.de

Nicht am Stamm entlanglaufen: Zu der richtigen Technik des Entrindens gehört auch eine ökonomische und unfallvermeidende Arbeitsweise. Hat man einen sicheren Stand gefunden, sollte man aus diesem Stand heraus möglichst viel Rinde in möglichst langen Bahnen entfernen und Bahn für Bahn den nach oben liegenden Abschnitt entrinden. Erst, wenn man gesamten Abschnitt entrindet hat, geht man weiter zu dem nächsten Abschnitt, sucht sich einen festen Stand und weiter geht’s. Den Stamm permanent entlangzulaufen ist nicht nur unökonomisch, man läuft auch Gefahr zu stolpern und sich zu verletzen, weil man sich auf das Schälen konzentriert und nicht auf die Schritte.

Stamm drehen: wenn die Oberseite des Stammes entrindet ist, muss der Stamm gedreht werden. Dazu verwendet man in der Regel einen Fällheber. Nicht zuhause vergessen!

Video-Tutorial: Baum entrinden mit dem Schäleisen

Tutorial: Viel besser als wir erklären die Profis von den Bayerischen Staatsforsten, wie man richtig mit dem Schäleisen umgeht:

Arten von Schäleisen

Schäleisen „Schwarzwälder Form“: Dieses auch „Universaleisen“ bezeichnete Rindenschäler besitzt ein relativ kräftiges Blatt mit gerader Schneide. Es wird zum Entrinden von Nadelholz aller Stärkeklassen, auch zum Abstoßen schwacher Äste verwendet. Länge 150 mm (mit , Schälbreite, 140 mm, Gewicht 650 g.

Schäleisen „Schwarzwälder Form“ oder „Schwarzwälder Rindenschäler“; Achtung: bei Ochsenkopf ist bei diesem Modell die Schneide überlackiert. Das muss erst freigearbeitet werden – Bild: Ochsenkopf

Schäleisen „Bayrische Form“: Durch die hohle Schneide ist dieses Schäleisen am besten für schwächeres bis mittelstarkes Holz mit wenigen oder keinen Ästen. Schälbreite 140 mm, Gewicht 550 g bzw. als leichte Ausführung Schälbreite 110 mm, Gewicht 400 g.

Ein Kennzeichen des Bayrischen Rindenschälers ist die Hohle Schneide – Bild; SHW-Fire

Schäleisen „Dauner Form“: mit einem Gewicht von 800 g gestattet das Dauner Schäleisen ein leichtes Entrinden. Die Seiten des Schäleisens sind als Schneiden ausgearbeitet, damit man störrischere Äste zur Not auch abschlagen kann. Zum Entrinden, Entasten und evtl. Zopfen von nicht grobastiger, schwächerer Fichte und Tanne. Länge 255 mm, Schälbreite 145 mm, Gewicht 800 g

Typisch für das Schäleisen „Dauner Form“ sind die drei Schneiden. Mit der Stirnschneide wird geschält, die beiden Seitenschneiden dienen zum Abschlagen kleinerer Äste. bei Ocsenkopf führt die überlackierte Schneide zu Irritationen bei den Kunden. Wenn die Farbe nicht beim Gebrauch abgeht, hilft leichtes Nachschleifen – Bild: Ochsenkopf

Das Schäleisen „Dauner Form“ hat seinen Namen übrigens von Daun in der Eifel. Die Werkzeugschmiede „Gebr. Gehendges“, war im Dauner Ortsteil Pützborn angesiedelt und stellten bis in die 70er Jahre überwiegend Forstwerkzeuge (u.a. auch „Dauner Äxte“) her.

Soltauer Schäleisen: Handgeschmiedetes Schäleisen mit gekröpftem Steg und sichelförmiger Schneide. Schälbreite 120 mmt, Länge ca. 250 mm, Gewicht ca. 360 g.

Soltauer Schäleisen – Bild: Grube

Baumrindenschaber “Tiroler Form”: So wie bei Stubai die Handsappies „Sappl“ heißen, hat man keine Schäleisen, sondern Baumrindenschaber im Angebot. Der Stubai Baumrindenschaber „Tiroler Form“ ist geschmiedet, geschliffen, poliert, lackiert und die Tülle ist verschweißt. Es gibt ihn mit hohler (Nr. 6709 01, 500 g) und gerader Schneide (Nr. 6709 11, 670 g).

Baumrindenschaber „Tiroler Form“ mit gerade Schneide 150 mm – Bild: Stubai

Rindenschäler „Modell Österreich“: der abgebildete Rindenschäler ist ein sog. „Waldviertler Rindenschäler“. Das besonders dünn ausgeschmiedete Blatt des gebietsspezifischen Rindenschälers und die etwas leicht schräge Schneide sollen das Entrinden erleichtern. Schälbreite 160 mm, Gewicht 580 g.

Waldviertler Rindenschäler bzw. Rindenschäler „Modell Österreich“ – Bild: Leonard Müller & Söhne

Schärfen des Schäleisens

Auch wenn bei Wikipedia steht „Die Klinge darf hierfür nicht zu scharf sein, da sie sonst in das Holz schneidet.“, sind wir anderer Meinung. Ein Schäleisen muss scharf sein! Wir waren überrascht, als wir einmal einem alten Waldarbeiter-Haudegen über die Schulter geschaut haben. Jenseits der 70 hat er die Fichte ganz schnell und geschmeidig mit seinem Schäleisen geschält. Neben seiner perfekten Technik war es einfach der Schärfe seiner Klinge geschuldet.

Schäleisen müssen regelmäßig nachgeschärft werden. Das Zeitintervall zwischen dem Schärfen ist die Standzeit. Generell gilt: Je besser die Oberflächengüte, desto länger ist die Standzeit.

WICHTIG: Bis auf Schäleisen der Dauner Form werden Schäleisen nicht wie ein Meissel, sondern wie ein Stechbeitel geschliffen. Die Klinge des Schäleisens also nicht beidseitig, sondern nur auf der Oberseite schleifen.

Die Schneide des Schäleisens wird geschliffen wie ein Stechbeitel. Hier sieht man das bei der Klinge unseres Ochsenkopf Schäleisen „Schwarzwälder Form“ sehr schön – Bild: Wald-Prinz.de

Per Winkelschleifer: Zum Schärfen verwenden wir immer unseren Winkelschleifer, den wir mit einer Fächerscheibe bestücken. Damit kann man den Schleifvorgang schön fein dosieren. Auf keinen Fall darf man dabei so zu Werke gehen, dass die Klinge ausglüht.

Der richtige Schäleisenstiel

Schäleisen-Stiel separat: Leider ist es üblich, dass die Schäleisen bei Ebay, Amazon und sogar bei Grube separat vom Schäleisenstiel angeboten werden. Denn die Schäleisen werden meist von Werkzeug-Spezialisten verkauft. Holzstiele sucht man bei diesen auf Stahl spezialisierten Händlern oft vergebens, Der Kunde darf sich dann den passenen Schäleisenstiel dazusuchen und bei einer Internetbestellung gerne noch einmal Versandkosten zahlen.

Holzart: Schäleisenstiele werden meist aus Esche, seltener aus Buche gefertigt. Wir bevorzugen klar Eschenstiele. Eschenholz wird besonders dann eingesetzt, wenn hohe Ansprüche an die Festigkeit, Zähigkeit und Elastizität gestellt werden. Jede Sprossenwand, jedes Reck in der Schul-Turnhalle ist aus Esche gefertigt. Das hat seinen guten Grund. Eschenholz ist Es ist elastisch, abriebfest und durch die hohe Bruchschlagarbeit zäher als die meisten anderen heimischen Holzarten.

Stiellänge: Grundsätzliche sollte die Gesamtlänge des Schäleisens aus Gründen der Sicherheit und Arbeitstechnik nicht länger als ca. 1,30 m betragen. Für Rindenschäler Schwarzwälder Form, Müller Rindenschäler und Ochsenkopf Rindenschäler wird meist eine Länge von 120 cm (nur der Stiel) verwendet. Das Dauner Schäleisen ist selbst bereits rund 25cm lang, hier kommt meist ein 100 cm langer Eschenstiel zum Einsatz.

Da die meisten im Internet angebotenen Schäleisen aus der Schmiede von Ochsenkopf/Gedore stammen, haben wir für diese Rindenschäler die passenden Stiele zusammengesucht:

Der Ochsenkopf OX E-87 E-0950 Eschenstiel passt auf die Ochsenkof Rindenschäler

  • OX 60-0650 „Schwarzwälder Form“
  • OX 63-0400 leichte Ausführung mit 110 mm Schneide

Der OX E-87 E-1180 Eschenstiel mit 118 cm Länge passt auf die Ochsenkof Rindenschäler

  • OX 62-0800 „Dauner Form“
  • OX 64-0550 schwere Ausführung mit 140 mm Schneide

Gummihandgriff/Gummikappe: Ein Handgriff aus Gummi, soll die Hände gegen Schwielenbildung schützen. Scheint eine sinnvolle Option zu sein.

Gummikappe für Rindenschäler-Stiel – Bild: HaWe

Schäleisenstiel mit Knauf: Man kann sich alternativ auch gleich einen Stiel zu seinem Schäleisen bestellen, der von Hause aus einen Knauf am Ende besitzt. Allerdings haben wir so einen Stiel weder im Baumarkt, noch bei Amazon, sondern nur bei Grube.de gefunden.

Wir haben uns zu unserem Ochsenkof Schäleisen „Schwarzwälder Form“ bei Grube einen Schäleisenstiel der Hausmarke „Nordforest“ aus Esche bestellt und sind damit sehr zufrieden. Insbesondere der Knauf ist super! – Bild: Wald-Prinz.de