Fällheber / Wendehaken
„Sagenhaft ist des Schlossers Kraft, wenn er mit dem Hebel schafft!“
Fällheber bestehen meist aus einer keilförmigen Platte und einer 75-130 cm langen Griffstange aus geschmiedetem, hochfesten Stahl. Am Fuß des Fällhebers ist meist ein verstellbarer Wendehaken angebracht.
Ein solider Fällheber ist eine Investition in die Sicherheit. Viele kritische Situationen insbesondere im Umgang mit „Hängern“, Bäumen also, die nicht wie gewünscht fallen wollen, werden durch den Einsatz dieses Werkzeugs von vorne herein vermieden.
Noch häufiger als bei der Fällung dürfte das Werkzeug jeoch als Wendehaken zum Einssatz kommen. Es ist sehr beeindruckend, wie man mit Hilfe eines 130 cm-Wendehaken ohne größeren Kraftaufwand auch größte Fichten im Wald (ab)drehen kann.
Sicherheit! Wichtigster Grundsatz: beim Fällen nur heben, beim Wenden nur ziehen!
Inhaltsübersicht:
Fällheber als Fällhilfe bei schwachen Bäumen
Fällheber dienen dazu, den bereits mit Schnitten abgetrennten aber noch stehenden Stamm in die gewünschte Richtung umzudrücken. Sie werden insbesondere im schwachen Nadelholz eingesetzt. Bis zu einem Brusthöhendurchmesser (BHD) von 25 cm kann ein großer Fällheber auch als Keilersatz dienen.
Um zu vermeiden, dass die Sägekette mit dem Fällheber in Kontakt kommt, ist eine besondere Schnitttechnik anzuwenden: Zuerst wird mit der Motorsäge etwa zwei Drittel des Fällschnitts gesägt, dann wird der Fällheber eingeführt oder eingeschlagen. Erst dann wird der Fällschnitt unterhalb des ersten Schnitts weitergeführt.
Der Baum sollte dann durch Zug aus der Hocke über die Bruchleiste hinweg umgehebelt werden. Dabei auf einen geraden Rücken achten und nie mit gebeugtem Rücken heben. Sehr schön ist diese Technik in dem folgenden Video zu beobachten:
Achtung: Motorsäge und Fällheber dürfen nie auf gleicher Ebene, bzw. im gleichen Schnitt sein, sonst kann die Motorsäge bei Kontakt mit dem Stahl des Fällhebers zurückschlagen, oder es kann die Kette reißen und schwere Verletzungen verursachen. Die Fußplatte des Fällhebers darf nicht in den Fällschnitt eigesetzt werden, während noch mit der Motorsäge gearbeitet wird. Zum Offenhalten des Fällschnittes ist ein Taschenkeil zu verwenden.
Fällheber zum Abdrehen von Hängern und als Wendehilfe
Abdrehen: Stämme, die sich in den Kronen/Ästen von Nachbarbäumen verfangen haben, lassen sich Dank des großen Hebels leicht drehen und kommen so meist zum Fall. Auch hier gilt: zum Abdrehen von Hängern immer nur am Fällheber ziehen, nie drücken. Nach dem Abdrehen des Hängers sofort zurücktreten und insbesondere den aufhaltenden Baum beobachten, da dieser meist zurückschwingt. Der aufhaltende Baum, der „Aufhalter“, sollte nie abgesägt werden, solange der Hänger noch in dessen Krone hängt. Hänger fallen schneller, als man denkt!
Wendehilfe: Insbesondere das Wenden am Boden liegender Bäume ist mit dem Fällheber problemlos möglich. Dadurch wird z.B. das Entasten erleichtert. Zum Abdrehen oder Wenden nur am Fällheber ziehen, nie drücken.
Erfahrungsbericht Bahco Fällheber
Wald-Prinz hatte seit längerem einen kleinen Fiskars Fällheber im Einsatz. Aber sobald es ernst wird, ist dieses lediglich 80 cm lange Werkzeug alleine vom Hebel her zu klein. Er wird inzwischen auch nicht mehr von Fiskars angeboten.
Wendehaken für Starkholz: Nachdem wir leider zunehmend größere Fichten von Hand schälen müssen (Borkenkäfer!), musste ein ordentlich dimensionierter Fällheber her. Wir haben uns für den BAHCO-Fällheber mit 130 cm entschieden. Wir benutzen ihn primär als Wendehaken, um vom Sturm geworfene Fichten im Wald drehen zu können, nachdem wir eine Stammseite geschält haben. Und das ist in der Tat eine wahre Freude mit dem solide gearbeiteten Forstgerät. Der Haken bleibt perfekt dort sitzen, wo man ihn platziert hat. Die solide verschweißte Fußplatte schmiegt sich ebenfalls perfekt an den Stamm. Das Drehen von Stämmen jenseits der 20 Meter Länge gelingt, ohne dass man sich einem Verletztungsrisiko aussetzt.
Alles im Griff: Der Bahco-Griff hat mehrere sinnvolle Details: erstens, er ist knallorange und somit im Wald leicht wiederzufinden. Denn anders als die Motorsäge, nutzt man den Fällheber nur einen kurzen Moment lang. Danach stellt/legt man ihn wieder ab. Und schwupps… weg. Daher unser Tipp: den Fällheber, wenn überhaupt, auf einen Baumstumpf ablegen, oder an einen Baum anlehnen. So hat man eine gute Chance, dass der Waldboden ihn nicht verschluckt. Zweitens hat er ein Loch zum Aufhängen. Absolut trivial. Ach ja, rutschfest und gut in der Hand liegt der Griff auch noch.
Fazit: Für unter 70,00 € ist dieser kwf-geprüfte Fällheber in unseren Augen ein absolutes Schnäppchen. In unseren Augen gibt es keinen Grund, mehr auszugeben.
Kleine Fällheber/Wendeeisen mit 70-80 cm
Bahco Fällheber: Länge 80 cm, Gewicht 2.600 g, bis 20 cm BHD; mit verstellbarem Wendehaken. Geschmiedetes Stahlprofil aus bestem Federstahl, durchgehend gehärtet. Handgerechter Kunststoffgriff.
Ochsenkopf Fällheber OX 58-0800: Länge 80 cm, 2.600 g. Aus Stahl geschmiedet mit verstellbarem Wendehaken. Abrutschsicherer, handsympathischer Korkgriff. Abgewinkelter Griff für verbesserte Ergonomie.
Fiskars WoodXpert™ Fällheber mit Wendehilfe M: Länge 71 cm, 2.160 g. Zum Wenden von Baumstämmen, unter Verwendung der Handpackzange zum Transportieren von Baumstämmen. Klinge aus gehärtetem Karbonstahl. Stiel aus Stahlrohr. Hebehaken im Lieferumfang enthalten, gegen Handpackzange austauschbar.
Oregon Fällheber 80 cm (536304): Länge 80 cm, 1.800 g. Günstiger, leichter Einstiegs-Fällheber. Mit verstellbarem Wendehaken. Dieser Fällheber besteht aus hochfestem Leichtstahl-Rechteckrohr. Dadurch werden mehr als 40 % Gewicht gespart. Zur Verwendung mit Fällkeil, Stahlkörper mit Kunststoffgriff.
Stihl Fällheber klein: Länge 76 cm, 1.800 g. Aus Spezial-Stahllegierung mit Wendehaken. Zertifiziert durch den Forsttechnischen Prüfungsausschuss.
Stubai Fällheber 6746 01: Länge 76 cm, 2.200 g. Etwas schwerer, dafür sehr solider, kleiner Fällheber.
Große Fällheber/Wendeeisen mit 115-130 cm
Einen großen Stamm zu wenden, schafft man nur mit dem entsprechenden Hebelarm. Kleinere Fällheber kann man zudem nicht an den Radius des größeren Stammdurchessers anpassen. Wer im Starkholz unterwegs ist, benötigt definitiv einen Fällheber der 130-cm Klasse.
TIPP: Der Fällheber von Fiskars ist, sagen wir mal „besonders“. Alle anderen 130-cm Fällheber sind mehr oder weniger gleich im Hinblick auf Gewicht, Material und Bauart. Hier kann man getrost das günstigste Angebot nehmen. Mehr als 70 € muss ein solcher Fällheber mit KWF-Siegel nicht kosten (Bahco und Oregon). Unser Favorit ist der Bahco-Fällheber, weil hier die Spitze des Wendehakens im arretierten Zustand nicht herausschaut.
Bahco Fällheber: Länge 130 cm, Gewicht 3400 g, bis 25 cm BHD; mit verstellbarem Wendehaken. Geschmiedetes Stahlprofil aus bestem Federstahl, durchgehend gehärtet. Handgerechter Kunststoffgriff. KWF-Siegel.
Oregon Fällheber (536305): Länge 130 cm, 3.400 g, Fällheber aus geschmiedetem, hochfestem Leichtstahl mit fester Rohrverlängerung, Öse zum Einhängen des Hebehakens. Der Wendehaken ist verstell- und austauschbar. Der Griff besteht aus Kunststoff.
Ochsenkopf Fällheber OX 58-1200: Länge 130 cm, 3.600 g. Aus Stahl geschmiedet mit verstellbarem Wendehaken. Abrutschsicherer handsympathischer Korkgriff. Profiwerkzeug.
WoodXpert™ Fällheber mit Wendehilfe L: Länge 115 cm, 2.867 g. Fiskars geht – wie so oft – einen eigenen Weg und kehrt sich ein wenig ab vom klassischen Fällheber. Der Hebehaken mit gezahnter Klinge ist im Lieferumfang enthalten, kann aber zum Transportieren von Stämmen (2 Personen notwendig!) gegen eine Handpackzange ausgetauscht werden.
Stihl Fällheber groß: Länge 130 cm, 3.400 g. Mit Wendehaken. Zertifiziert durch den Forsttechnischen Prüfungsausschuss.
Stubai Fällheber 6746 02: Länge 130 cm, Gewicht 4.600 g, Bodenplatte und verstellbarer Wendehaken aus Spezialstahl, im Gesenk geschmiedet, rutschfester, ergonomischer Kunststoffgriff.
Bekannteste Fällheber-Hersteller
Bahco: Im Jahr 1862 von Göran Fredrik Göransson in Schweden gegründet besitzt Bahco eine lange Tradition in der Werkzeugherstellung insbesondere im Forstbereich. Alle Sägen und Werkzeuge tragen auch heute noch das damals etablierte „Fisch&Haken“-Symbol. Inzwischen gehört Bahco zur französischen SNA Europe-Gruppe, die Unternehmenszentrale von Bahco ist aber weiterhin im schwedischen Stockholm beheimatet.
Ochsenkopf by Gedore: Unternehmenszentrale und Hauptproduktionsstätte von Gedore befinden sich in Remscheid, der bekanntesten Werkzeugstadt Deutschlands. Die Unternehmensgruppe ist in mehr als 70 Ländern weltweit vertreten. Ochsenkopf ist eine Marke von Gedore. Beide Fällheber, die aktuell unter der Marke Ochsenkopf / Gedore angeboten werden, tragen das KWF-Siegel.
Fiskars: Gegründet 1649 ist Fiskars das älteste Unternehmen in Finnland. Seit 360 Jahren ist Fiskars bekannt für hochwertigen Stahl, Werkzeuge und Produkte aus Stahlverarbeitung.
Blount Oregon: Seit der Entwicklung der ersten Hobelzahnketten vor mehr als 50 Jahren ist OREGON aus Portland/Oregon auf Schneidtechnologien spezialisiert. Das weltweit agierende Unternehmen beschäftigt aktuell rund 2.000 Mitarbeiter.
STIHL: Andreas Stihl hatte 1926 in Stuttgart-Bad Cannstatt die Firma „A. STIHL Maschinenfabrik“ gegründet. Schon nach kurzer Zeit brachte Stihl die erste Elektrokettensäge auf den Markt, die aufgrund ihres Gewichts von 48 kg von zwei Männern bedient werden musste. Der STIHL-Konzern ist heute ein in über 160 Ländern tätiges schwäbisches Familienunternehmen mit Hauptsitz in Waiblingen-Neustadt.
Stubai: Das österreichische Stubaital ist seit Jahrhunderten ein guter Boden für die Metallverarbeitung. Seit 1960 bürgt der genossenschaftliche Verbund an Schmieden unter dem Namen „Stubai Werkzeugindustrie“ für Qualität. 21 Betriebe gehören dieser Genossenschaft an. Jedes dieser Unternehmen ist Spezialist für eine bestimmte Produktkategorie.
FPA-Anerkennung / KWF-Siegel
Das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) führt FPA-Prüfungen (FPA = Forsttechnischer Prüfungsausschuss) zur Ermittlung der forstlichen Brauchbarkeit von Arbeitsschutzausrüstungen durch. Dabei werden die Produkte i. d. Regel ein Jahr lang von Testpersonen getragen. Das FPA bzw. KWF-Zeichen bietet dem Käufer die Gewähr, dass die Schnittschutzschuhe und Schnittschutzstiefel einem 1-jährigen Gebrauchstest unterzogen worden sind und für den harten Einsatz im Forst auch wirklich brauchbar sind.
Neben intensiven Erprobungen in Praxiseinsätzen erfolgen zusätzlich definierte Biegeprüfungen mit unterschiedlichen Belastungen. Wesentliches Kriterium ist bei diesen Biegeprüfungen, dass auch bei extremer Krafteinwirkung kein Materialbruch auftritt, sondern die Überlastung durch Materialverformung angezeigt wird.
Sehr guter & interessanter Beitrag.
Habe selber einen Fällheber 130er von Stihl (also Müller).
Benutze Ihn eigentlich nur zum Fällen von Fichten bis 20cm BHD.
Als Wendehaken is das Ding nur bei kleineren Bäumen nützlich für dickere braucht es dann schon einen Wendehaken.
Grüsse
Hallo Herr Schmitter,
da es keine größeren Wendehaken als 130 cm zu kaufen gibt, sind sie mit der Größe auf der sicheren Seite. Der Durchmesser, der noch mit einem guten Hebel gepackt werden kann, hängt Primär von der Dimension und der Schärfe des Hebehakens ab.
Dimension: Je größer dieser ist, desto größere Stammdurchmesser erlaubt er. Die „zweite Ebene“, die Verschiebung des Hakens auf der Stange ist meist so flexibel ausgelegt, dass von dieser Seite her keine Begrenzung zu erwarten ist.
Schärfe: je größer der Stammdurchmesser, und je glatter der Stamm, desto eher neigt der Haken dazu durchzurutschen, also nicht in den Stamm einzuhaken. Das hat mit dem Winkel zu tun, in dem der Haken angreift, aber eben auch mit seiner Schärfe. TIPP: die Spitze am Schleifstein nacharbeiten. Hat bei mir sehr geholfen.
Fazit, Mit einem 130 cm Fällheber, der noch ein wenig getunt wird, können Sie größere Stämme am Boden drehen, als Sie in Ihrem Wald haben ;-)
LG – der Wald-Prinz
Hallo,
ich habe Ihren Beitrag mit großem Interesse gelesen.
Nun hätte ich noch eine Frage: Bis zu welchem Stammdurchmesser kann ich einen 130cm Fällheber auch als Wendehaken benutzen? Ich muss Stammholz ablängen, welches direkt auf Erde gelagert ist.
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas Schmitter