Umtriebszeit: wie lange benötigt ein Baum bis zur Hiebsreife?
„Willst Du dass Deine Enkel fluchen, pflanze Buchen, Buchen, Buchen!“ Hinter diesem Sprichwort steht die schlichte Erkenntnis, dass eine heute gepflanzte Buche erst Generationen später die sog. Hiebsreife erreicht. Der Forstwirt spricht von der Umtriebszeit, der durchschnittlichen Dauer von der Begründung eines Waldes bis hin zu seiner Ernte.
Tabelle: das Umtriebsalter der wichtigsten Baumarten
Für Forstlaien ist es es zwar leicht nachvollziehbar, aber eben nicht ohne weiteres sonnenklar, dass ein Baum im Laufen seines Lebens bestimmte Stadien durchläuft. Insbesondere der Zusammenhang zwischen Schlagreife und dem natürlichen Höchstalter ist kaum jemand bekannt. Daher hat Wald-Prinz.de eine Tabelle mit den wichtigsten Baumarten zusammengestellt.
Baumart | Umtriebsalter (in Jahren) | Natürliches Höchstalter (in Jahren) | End-Baumhöhe (in Metern) |
---|---|---|---|
Douglasie (Küsten-Douglasie) | 60-100 | 400-700 | 55 |
Fichte (Rot-Fichte) | 80-120 | 200-300 | 40 |
Kiefer (Wald-Kiefer) | 80-140 | 200-300 | 36 |
Tanne (Weiß-Tanne) | 90-130 | 500-600 | 40 |
Lärche (europäische Lärche) | 100-140 | 200-400 | 30 |
Pappel (Schwarz-Pappel) | 30-50 | 100-150 | 25 |
Birke (Sand-Birke) | 60-80 | 100-120 | 25 |
Erle (Schwarz-Erle) | 60-80 | 100-120 | 25 |
Hainbuche (Gemeine Hainbuche) | 60-100 | 150 | 20 |
Ahorn (Spitz-Ahorn) | 100-120 | 150 | 25 |
Esche (Gemeine Esche) | 100-140 | 250-300 | 30 |
Ahorn (Berg-Ahorn) | 120-140 | 400-500 | 35 |
Linde (Sommer-Linde) | 120-140 | 900-1000 | 35 |
Linde (Winter-Linde) | 120-140 | 700-800 | 24 |
Ulme (Berg-Ulme) | 120-140 | 400-500 | 30 |
Buche (Rot-Buche) | 120-160 | 200-300 | 35 |
Eiche (Stiel-Eiche) | 180-300 | 500-800 | 25 |
Den richtigen Erntezeitpunkt treffen
Die Bestimmung des optimalen Einschlagszeitpunktes ist nicht nur unter ökonomischen Aspekten für einen Waldbesitzer von großer Wichtigkeit. Denn jetzt geht es nicht mehr darum, die schwächeren Bäume im Zuge periodischer Durchforstungsmaßnahmen zur Bestandspflege zu entnehmen. Jetzt muss entschieden werden, wann die besten und schönsten Bäume, die man Jahrzehnte lang gepflegt und gefördert hat, reif zum Fällen sind. Es geht um die „Früchte der Arbeit“ und nicht zuletzt um den maximal möglichen Ertrag aus dem Verkauf des Holzes.
Drohende Wertminderung im Auge behalten: Nicht jeder Baum wird kontinuierlich besser, je älter er ist. Stammfäule, Verfärbungen im Holz wie z.B. die Rotkernigkeit bei der Buche, nehmen im Alter tendenziell zu. Wirtschaftlich gesehen, ist irgendwann der Zeitpunkt erreicht, an dem der Holzzuwachs die qualitative Entwertung des Stammes nicht mehr kompensieren kann. Dann sollte der Baum geschlagen werden. Auch wenn der Holzzuwachs sich aufgrund des erreichten Alters verlangsamt, spricht nichts gegen eine Fällung.
Determinanten des Umtriebsalters
Baumart: Wie schnell ein Baum wächst hängt natürlich in erster Linie von der Baumart ab. In der gleichen Zeit, in der eine Buche hiebsreif ist, wachsen zwei Generationen Douglasie heran.
Standort: Eine wüchsige Baumart nützt nichts, wenn der Standort ungeeignet ist. Bodenart/-güte und Wasserversorgung bestimmen die Nährstoffversorgung eines Baumes. Das richtige Lichtangebot nimmt Einfluss auf die Photosynthese, ortsspezifische Temperaturkurven bedeuten längere oder kürzere Wachstumsperioden.
Betriebsziel: Soll eine Waldfläche „umgebaut“ werden, weil die vorhandene(n) Baumart(en) nicht zum Standort passt, oder weil andere ökologische Ziele im Vordergrund stehen, wird die Umtriebszeit durch diese Betriebsziele gesenkt. Stimmen die Holzpreise aktuell nicht, oder hat man schlicht keine bessere Alternative, den Waldwert besser anzulegen, kann man die Umtriebszeit erhöhen.
Kurzumtriebsplantagen
Eine forstwirtschaftliche Besonderheit stellen Kurzumtriebsplantagen dar. Ist das Produktionsziel nur vom Ertrag der Biomasse pro Jahr abhängig, sind die Umtriebszeiten deutlich kürzer. In diesen Kurzumtriebsplantagen, meist zur Energieholzgewinnung werden ausschließlich schnellwachsende Baumarten wie Pappeln oder Weiden eingesetzt. Diese Bestände bereits nach 3 bis 10 Jahren abgetrieben.
Umtriebszeit erreicht? Kein Kahlschlag nötig!
Wenn die Umtriebszeit erreicht ist, muss das nicht notwendigerweise mit einem Kahlschlag gleichgesetzt werden. Ein Kahlschlag geht mit vielen negativen Begleiterscheinungen einher. Nachlassende Wasserspeicherfähigkeit, Abbau der Humusschicht, Wegfall der Schattenspender für schattenliebende Baumarten etc. sprechen klar gegen diese Erntemethode. Eine Auflichtung des Waldbestandes kann durch spezifische Hiebsformen (Schirmhieb, Femelhieb, Lochhieb, Saumhieb) erfolgen. Durch die Auflockerung des Bestandes kommt wieder Licht auf den Boden – beste Voraussetzung für eine günstige und ökologisch sinnvolle Naturverjüngung.
Hallo Team Waldprinz,
Könnt ihr mir vielleicht eine Quellliteratur für die Tabelle nennen? Das wäre sehr hilfreich. Vielen Dank im Voraus.
Susi
Danke für die informative Tabelle.
Ich hätte eine Frage, da ich ein Blockhaus aus finnischen Kiefern besitze, das jetzt 40 Jahre alt wird. Es wurde von der Firma Honka nach Ö transportiert und dort wieder aufgebaut. Steht im Alpenvorland auf 860 m Seehöhe. Die Blöcke, bis auf ein paar exponierte Stellen and den Stirnseiten sind gut beisammen. Es ist ja ein dichtes, gutes Holz mit kleinen Jahreseringen und ich schätze, dass die Bäume bei der Schlägerung sicher um die 90 Jahre waren. Die Firma verspricht ein Wohnen für Generationen und es sieht im Moment gut aus, dass es auch so sein könnte. 3 x wurde das Haus impregniert und eigentlich, bis auf die Stirnseiten, möchte ich es nun so belassen. Gibt es Erfahrungswerte, dass ich es so machen kann? Mehr als 3 bis 7 mm ist das Holz noch nicht verwittert und bei einer Blockstärke von fast 12 cm glaube ich da nichts falsch machen zu können. Wenn mal nass vom Regen, trocknet es immer wieder gut ab. Es geht ja dann mal um eine ökologische Entsorgung, in ca. 60 bis 100 Jahren (reine Annahme.., ) und wirklich heikle Stellen, müsste man eher komplett austauschen, als unökologisch sanieren. Falls ein Rat in diese Richtung möglich ist, bin ich dankbar.
Lg aus Wien
Hallo Herr Holzheu,
@ (gemeine) Hainbuche: Da haben Sie natürlich recht! Wurde geändert. Übrigens erträgt die Hainbuche Sommerwärme und Trockenheit gut. Könnte man glatt drüber nachdenken, diesen Baum in unsere neue Reihe der klimastabilen Baumarten aufzunehmen.
LG – der Wald-Prinz
Sehr geehrter Herr Kreusch,
auch mir ist aufgefallen, dass bei der Hainbuche als einziger Baum nicht der Name der Art in Klammern steht, sondern statt dessen nur der Name der Gattung in Ihrer Tabelle zu den Umtriebszeiten angegeben ist. Der Name der Art wäre „Gewöhnliche Hainbuche“ oder „Gemeine Hainbuche“. Da bei allen anderen Bäumen die genaue Art in Klammer steht, sollte es der Vollständigkeit halber doch auch dort in Klammer hinzugefügt werden. Es gibt schließlich ca. 50 Arten an Hainbuchen.
PS: Ihre Seite finde ich auf jeden Fall immer wieder interessant.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Holzheu
Hallo Herr Ledderbogen,
@ Hainbuche: Da haben Sie aber sowas von Recht! Der Fehler ist bereits korrigiert. Peinlich… Wir selbst erklären bei jeder Gelegenheit, dass die Hainbuche aus der Familie der Birkengewächse stammt und nichts mit der Buche zu tun hat.
Liebe Grüße – der Wald-Prinz
Schönen guten Tag,
danke für die Umtriebszeit-Tabelle, es gibt nur einen Fehler: Hainbuchen gehören nicht zu den Buchen (Fagus), sondern sind die eigenständige Gattung Hainbuchen (Carpinus), daher: Gemeine Hainbuche (Carpinus betulus) statt Hain-Buche (dann etwa Fagus nemerosa)
beste Wünsche
Jörg Ledderbogen
Hallo Bernhard,
ich auch!
Liebe Grüße – der Wald-Prinz
Ich hätte gerne noch die Angaben europ. Kirschbaum und amerik. Nussbaum.