Die Sägekette mit der Feile schärfen – so wird’s gemacht!
Ist der Zahn scharf, ist das Ergebnis eine Komposition aus der richtigen Rundfeilengröße, der richtigen Feilenführung, dem passenden Feilendruck und einem korrekt gefeilten Tiefenbegrenzer. Dann will die Kette auch ordentlich ran ans Holz – so wie Floppi ans Gehackte.
Ein Beitrag von Christoph Klose und Axenia Schäfer. Genau genommen handelt es sich um einen Auszug (Kapitel 3.2. „Die Kette schärfen“) aus Ihrem gemeinsamen Buch „Die Geheimnisse der professionellen Baumfällung – Das umfangreiche Werk zur Arbeit mit der Motorsäge„.
Inhaltsübersicht:
Die drei Winkel am Hobelzahn der Sägekette
Rundfeile bestimmt Winkel: Die richtige Rundfeilengröße und ihre richtige Führung entscheiden über die drei Winkel am Hobelzahn:
- Brustwinkel
- Schärfwinkel und
- Dachwinkel.
Die richtige Rundfeilengröße ist dann gegeben, wenn sie die Dachschneide etwa 1/5 (20 %) ihres eigenen Durchmessers überragt.
Die Rundfeile muss in geeigneten Winkeln geführt werden, um eine optimale Holzspanabnahme und dessen seitliche Abtrennung vom Holz zu gewährleisten. Neben dem Schärfwinkel von 25° bis maximal 35° wird ein Brustwinkel von 80 bis 85° bei einem Halbmeißel und 60 bis 70° bei Vollmeißelketten benötigt sowie ein Dachwinkel von 60°. Das optimale Schärfergebnis wird aber erst durch den richtigen Feilführungswinkel von 80 bis 90° sichergestellt.
Korrekter Tiefenbegrenzerabstand
Flachfeile für Tiefenbegrenzer: Eine scharfe Dach- und Brustschneide alleine nützen aber noch nichts. Um die Wirkung der vielen kleinen Hobel zu gewährleisten, muss mit der Flachfeile noch ein geeigneter Abstand zwischen Tiefenbegrenzer und Dachschneide hergestellt werden, der Tiefenbegrenzerabstand.
Der Tiefenbegrenzer muss immer leicht nach vorne hin abfallen. Dadurch wird der Zahnlauf im gefährlichen 12- bis 15-Uhr-Bereich an der Schienenspitze am Holz wesentlich geschmeidiger und der Rückschlag der Schiene (Kickback) ist vermindert.
Universalwert vs. Spezialfälle: Der Tiefenbegrenzerabstand ist bei Harthölzern (z.B. Eiche, Buche) und allgemein werksseitig bei den Sägeketten auf 0,65 mm gefeilt. Arbeitet man im Weichholz (z.B. Fichte, Kiefer, Weide), kann der Tiefenbegrenzerabstand auf max. 0,8 mm erhöht werden. Es gibt auch Kettenteilungen < 0.325″: Hier ist hinsichtlich der Tiefenbegrenzerabstände in die Gebrauchsanleitung der Hersteller zu schauen; er beträgt meist 0,4 mm.
Das richtige Arbeitsgerät
Rundfeile & Flachfeile: Wie nun aber den Hobelzahn richtig schärfen? Die beiden wesentlichen Hilfsgeräte zum Schärfen sind natürlich die passende Rundfeile für den Hobelzahn und eine Flachfeile für den Tiefenbegrenzer.
Führungshilfen: Daneben ist es jedoch sinnvoll, gerade wenn man nur selten Ketten schärft, einige Feilführungshilfen (Lehren) einzusetzen. So gibt es Lehren, um den geeigneten Schärfwinkel am Zahn einzuhalten: das Schärfgitter eignet sich hierfür hervorragend. Es besitzt zwei Magnete und wird an der Motorsägenschiene kurz unterhalb des zu schärfenden Zahns angeheftet. Die Rauten geben die Schärfwinkel für die Feile an.
Der Schärfwinkel wird außerdem auf dem Zahndach vorgegeben; manchmal findet er sich auf den Feilengriffen. Es gibt auch nützliche Lehren, um die richtige Feilengröße auszuwählen (auf der Feile selbst kann man den Durchmesser häufig nur mit einer Lupe ablesen oder misst ihn mit einer Schieblehre).
Markierungsstift: Des Weiteren sollte sich im eigenen Schärfset auch ein Permanentmarker oder Wachsstift befinden, mit dem man den kürzesten Zahn an der Kette markiert – dann kommt man beim Zähneschärfen nicht so leicht durcheinander.
Aufbewahrung & Transport: Das ganze Werkzeug kann man gut in einer Box aufbewahren. Rundfeilen kann man in ein Schlauchstück stecken; Flachfeilen kann man separat in ein Tuch einwickeln – beides schont die Feilen beim Transport und den Geldbeutel.
Die einzelnen Arbeitsschritte beim Schärfen der Sägekette
Die Kette schärft man am besten wenn man Zeit und Ruhe hat, die Kette kalt und die Schiene in einen Schraubstock in günstiger Arbeitshöhe eingespannt ist.
Vorbereitung: Als erstes säubert man die Kette mit einem Pinsel von Verunreinigungen. Im nächsten Schritt wird die Kette etwas stärker als gewohnt auf der Schiene gespannt. Dadurch wird Wackeln oder Kippen des einzelnen Hobelzahns beim Feilen vermieden. Anschließend den kürzesten Hobelzahn an der Kette mit einer Toleranz von bis zu 0,5 mm ermitteln; denn in diesem Toleranzbereich bleibt die Schnittführung der Sägekette im Holz erhalten. In diesem Vorbereitungsschritt werden die Zähne auch auf grobe Deformationen hin geprüft.
Einspannen: Für das Schärfen der rechten Zahnreihe die Säge mit der Schienenspitze nach links einspannen, für die linke Zahnreihe umgekehrt. Dann liegt die jeweilige Brustschneide des zu schärfenden Zahns auf der abgewandten Schienenseite.
Rundfeile: Jetzt darf die Rundfeile mit freier Hand oder mit Hilfe einer Feilführungslehre an den Zahn. Die ersten Feilenstriche (meist 2 bis 3) sollte man mit etwas mehr Kraft ausführen, um eine Art neues Feilbett im Zahn anzulegen. Die weiteren Feilstriche (2 bis 3) führt man dann mit wenig Kraft präzise durch, um dem Zahn den Feinschliff zu geben. Das Schärfergebnis kann man gut am glänzenden Metallabrieb am Zahn erkennen.
Flachfeile: Den Tiefenbegrenzerabstand kann mit einer Lehre ermittelt werden. Er wird mit der Flachfeile gerichtet. Dazu die Feile zuerst waagerecht führen, um das Material gut abnehmen zu können, und dann auf der Hälfte des Feilenstrichs die Feile leicht nach vorne zu kippen, so dass der Tiefenbegrenzer nach vorne hin abgerundet wird.
Verschleißgrenze beachten! Die Schneidzähne verfügen i.d.R. über Markierungen, an denen man die Verschleiß- und damit die Bearbeitungsgrenze für das Schärfen ablesen kann. Auf dem Zahndach ist sie identisch mit dem eingravierten Schärfwinkel und auf dem Tiefenbegrenzer ist sie seitlich eingebracht.
Sägekette schärfen im Wald – Tipps & Tricks
Feilböcke im Wald bauen: Sicherlich ist es am einfachsten, die Motorsäge samt Schiene in einen Schraubstock einzuklemmen. Der Tüftler kann natürlich einen solchen Schraubstock auf die Ladefläche seines Pritschenwagens montieren. Die meisten Waldarbeiter bedienen sich aber kleinerer Hilfsmittel und Tricks, von denen wir die geläufigsten vorstellen.
Mancher legt sich die Schiene mit samt der Motorsäge in den Schoß und bearbeitet so die Kette mit Rund- und Flachfeile. Wer jedoch nicht sehr geübt ist im Kettenschärfen, kommt mit dieser Methode meist nur zu recht groben Ergebnissen.
Wesentlich besser sind folgende Fixierungsmethoden der Motorsägenschiene:
Metallfeilbock: Ein Metallfeilbock wird in den liegenden Stamm oder einen Baumstumpf eingeschlagen. Dann wird die Motorsägenschiene darin fixiert.
Baumstumpf & Motorsägenschlüssel: Einen dünneren Baum in ungefährer Bauchhöhe fällen (Schwachholzbereich; ca. 15 cm BHD). Den Baumstumpf von oben mittig ca. 10 cm einschneiden. Die Schiene bis zur Hälfte ihrer Höhe in den Schnitt einlegen und die Säge mit dem Krallenanschlag kräftig an den Stamm drücken. Dann mit dem Motorsägenschlüssel senkrecht die Schiene im Schnitt verkeilen.
Motorsägenschlüssel, Schraube & Flügelmutter: In der Führungsschiene befindet sich mittig im oberen Drittel ein Loch. Als Feilbock dient der Motorsägenschlüssel. der durch eine Schraube mit Flügelmutter ergänzt wird. Zunächst wird die dünne Griffseite des Motorsägenschlüssels in den liegenden Stamm bzw. Baumstumpf eingeschlagen. Dann wird die Schiene am Motorsägenschlüssel mit Hilfe von Schraube und Flügelmutter fixiert. Dazu den Schraubenkopf zuerst in die Öffnung des Motorsägenschlüssels stecken und den Schaft durch das Bohrloch an der Schiene. Mit der Flügelschraube wird die Säge am Motorsägenschlüssel fixiert.
Stamm durchstechen: Einen dünneren Baum in ungefährer Bauchhöhe mit der Schiene mittig durchstechen (Schwachholzbereich; ca. 15 cm BHD) und die Säge mit dem Krallenanschlag kräftig an den Stamm drücken. Ggf. ist es nötig, die Schiene von vorne, zwischen Holz und Schiene, mit dem Motorsägenschlüssel zu verkeilen.
Holzklemmbank mittels Fällkeil: Einen dünneren Baum in ungefährer Bauchhöhe fällen (Schwachholzbereich; 15 bis 20 cm BHD). Den Baumstumpf mittig ca. 25 cm tief einschneiden. Diesen Schnitt 3 bis 4 cm unterhalb der Querschnittsfläche des Baumstumpfs nach links und rechts geringfügig erweitern, so dass eine Art Holzklemmbank im Bereich des Stumpfquerschnitts entsteht. Die Klemmbank ist jedoch erst dann voll funktionsfähig, wenn eine der beiden Klemmbacken mit Hilfe eines Keils geschlossen werden kann. Um das zu erreichen, muss ein waagerechter Schnitt an einer der beiden Klemmbackenseiten gesetzt werden. Der Schnitt sollte so tief erfolgen, dass eine flexible Holzleiste anschließend an dem Senkrechtschnitt stehenbleibt (z.B. Anlage eines 10 %-Quadrats). Nun wird die Schiene in die hölzerne Klemmbank gelegt, so dass die Kette frei rotieren kann. Auch hier wird die Motorsäge mit dem Krallenanschlag an den Stamm gedrückt. Zum Schluss wird die Klemmbank geschlossen und die Schiene fixiert, indem ein Keil in den waagerechten Schnitt fest eingeschlagen wird. Voilà, nun kann, wie zu Hause an der Werkbank, die Kette geschärft werden.
Aus diesem Buch stammt dieser Beitrag
Ausnahmsweise wurde dieser Beitrag nicht vom Wald-Prinz-Team selbst verfasst, sondern stammt aus dem Buch „Die Geheimnisse der professionellen Baumfällung – Das umfangreiche Werk zur Arbeit mit der Motorsäge“ von Christoph Klose und Axenia Schäfer, das im Verlag Schäfer & Schäfer QUICUMQUE erschienen ist.
Christoph Klose ist Landkind, Förster, Fachkraft für Arbeitssicherheit, Ausbilder für Forst- und Arbeitssicherheitsthemen.
Axenia Schäfer ist Landwirtskind, Altenpflegerin, promovierte Philosophin und Chefredakteurin von QUICUMQUE. Zudem ist sie nach eigener Aussage „typische Privatwaldbesitzerin“.
Der o.g. Beitrag entspricht dem Kapitel 3.2. „Die Kette schärfen“. Er wurde lediglich in das Format von Wald-Prinz gebracht. Das Buch hat einen Umfang von gut 200 Seiten. Es richtet sich weniger an den Forst-Novizen, eher an den ambitionierten Privatwaldbesitzer bis hin zum Forst-Profi. Besonders beeindruckend ist die inhaltliche Tiefe der einzelnen Kapitel. Da wird eben nicht nur eine Möglichkeit für einen Feilbock im Wald erläutert, sondern gleich fünf verschiedene. So findet auch der ausgebildete Forstwirt mit langjähriger Erfahrung permanent neue Anregungen für einen sicheren und effizienten Umgang mit der Motorsäge.
Eine Passage, die uns besonders gefallen hat – weil Sie einfach den Nagel auf den Kopf trifft – sind die einleitenden Worte des Buches, die wir hier als Abschlusswort verwenden:
Generalregeln bei Baumfällungen:
- Im Falle eines Falles erschlägt der Baum alles!
- Bäume sind gemäß GMV und MKS zu fällen
(GMV = Gesunder Menschenverstand, MKS = Mach kein Schiet!)