Schälschäden: Schutz der Z-Bäume per Kunststoff-Netz

Schälschäden entstehen, wenn das Wild die Baumrinde vom Stamm abnagt oder abreißt. Betroffen sind bevorzugt Tanne, Fichte, Douglasie, Esche, Buche und auch Eichen (bei unverborkter Rinde).

Die No. 1 bei Schälschäden: Rotwild

Die in Deutschland am häufigsten vorkommende, schälende Wildart ist das Rotwild. Es lebt in Rudeln und kann „über Nacht“ einen Waldbestand blank schälen. Die heute in einigen Gebieten Deutschlands anzufindende Rotwild-Dichte.

Wenn die Jagd versagt: Wildschäden zu verhindern ist in erster Linie Aufgabe der Jagd. Aber bevor der Waldbesitzer den Jagdpächter andauernd zum erhöhten Abschuss drängt, oder sich, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, den entstandenen Schaden ersetzen läßt, sollte man das Heft lieber selbst in die Hand nehmen und seinen Wald proaktiv schützen. Denn auch eine gesteigerte Bejagung des Wildbestandes wird kaum dazu führen, dass gefährdete Naturverjüngungen oder Kulturen über Jahre hinweg verschont blieben.

Massiver wirtschaftlicher Schaden

Schälschaden durch Rotwild-Winterschäle – Bild: Wald-Prinz.de

Geschälte Fichten erleiden Pilzbefall: Gerade bei der Fichte entsteht durch eine Schälung ein empfindlicher wirtschaftlicher Schaden, da das freigelegte Holz von holzzerstörenden Pilzen besiedelt wird. Der Stamm wird dadurch entwertet und ist zumindest als Z-Baum (Zukunfts-Baum), der eigentlich den späteren Bestand bilden soll, verloren. Die ganze Tragweite des Schälschadens wird meist erst nach Jahren sichtbar, wenn die Stämme im wertvollsten unteren Teil hässliche schwarze Narben aufweisen, die tief ins Holz gehen.

Kumulierender Schaden: Besonders tückisch wird es, wenn sich das Rotwild über Jahre hinweg immer wieder neue Baumopfer aussucht (an bereits geschälte Stämme gehen Hirsch und Hirschkuh nicht mehr). Auf das einzelne Jahr gesehen, scheint der Schaden nicht so groß zu sein, wenn „nur“ 10-20 Bäume geschält wurden. Den meisten Waldbesitzern ist es dann zu lästig, diesen Schälschaden bei der Gemeinde anzuzeigen um sich dann mit dem Jagdpächter um Schadensersatz zu streiten.

Aber was oft übersehen wird: „Viel wenig gibt auch viel“.  Jedes Jahr 10-20 Bäume sind in 10 Jahren 100-150 entwertete Bäume. Und über kurz oder lang findet man kaum noch einen Baum, der nicht „versaut“ wurde. Damit wurde dann eine gesamte Waldgeneration im Wert massiv herabgesetzt.

Wertminderung: Die reduzierten Durchforstungserlöse aufgrund der  minderwertigen Holzqualitäten fallen vordergründig wahrscheinlich noch nicht einmal auf, da der direkte Erlös-Vergleich fehlt. Aber spätestens, wenn man sein Waldstück einmal veräußern möchte, wird der Käufer einen satten Abschlag aufgrund der Schälschäden fordern.

Alternative Schälschutz-Maßnahmen

In Frage kommen hier die Errichtung eines [intlink id=“2592″ type=“post“]Wildzauns [/intlink]oder Einzelschutzmaßnahmen:

  • Bestreichen der Rinde mit chemischen Mitteln: Streichmittel mit geschmacklichen und mechanischen Abwehrstoffen (Quarzsanden) werden auf die Rinde aufgetragen und verderben dem Rotwild den Appetit.
  • Einritzen der Rinde mit Rindenhobel: Durch gezielte Verletzung der Rinde (2/3 der Rindenstärke) wird der Rindenbast zunächst zur Verharzung und später zur Wundkorkbildung angeregt. Dadurch wird die Rinde für das Wild unatraktiv.
  • Umwickeln des Stammes mit Netzen: Das Kunststoff-Schälschutznetz wird oben am Stamm angelegt und verbandsartig bis unten hin abgerollt. Der umwickelte Stamm ist so gegen schälwütiges Rotwild geschützt.
POLY-NET® Schälschutznetz, Rollenbreite 150 mm – Bild: Grube

Praxisbeispiel: Schutz der Z-Bäume per Kunststoff-Netz

Im vorliegenden Praxisbeispiel handelt es sich um einen ca. 25-jährige Fichten-Naturverjüngung, die nach einem Freistellen der besten Bäume mehre Jahre hintereinander von Rotwild heimgesucht wurde.

Der Waldbesitzer hat sich gegen das Ritzen der Stämme mit einem Rindenkratzer entschieden, da ihm als Nicht-Forstfachwirt das Risiko von Behandlungsschäden zu hoch erschien. Auch ein chemischer Schälschutz war ihm nicht „geheuer“.

Im konkreten Praxisbeispiel hat sich der Waldbesitzer für einen mechanischen Baumschutz durch Kunststoff-Netz entschieden. Die Gründe für diese Entscheidung:

  • Einfach: Unabhängig von Jahreszeit und Witterung lassen sich als Schälschutz Kunststoffnetze denkbar einfach durch Umwickeln der Baumstämme einsetzen.
  • Mitwachsend: Aufgrund seiner Dehnbarkeit paßt sich das elastische Material, das für alle Laub- und Nadelhölzer in jedem Alter geeignet ist, dem Wachstum der Bäume gut an.
  • Dezent: Das über mehrere Jahre haltbare Netz kommt durch seine dunkle Einfärbung den Waldfarben weitgehend entgegen. In der Praxis ist ein umwickelter Stamm auch bei näherem Hinsehen erst auf den zweiten Blick zu erkennen.
  • Kostengünstig: eine Rolle Kunststoffnetz (0,15 m Breite, 100 m Länge) reicht zum Schutz von rund 30 Bäumen und kostet rund 20 Euro.  Mit 0,60-0,70 Euro je Stamm ist man also dabei.

Vorgehensweise

Erst asten..: Bei Nadelhölzern wie der Fichte sollten die zu schützenden Bäume zunächst sorgfältig gemäß dem Z-Baum-Konzept ausgewählt und [intlink id=“525″ type=“post“]markiert[/intlink] werden. In erster Linie sind diese Bäume zu schützen. Um ein möglichst einfaches Anbringen des Schälschutz-Netzes zu ermöglichen, bietet es sich an, die ausgesuchten Z-Bäume auch gleich zu [intlink id=“285″ type=“post“]asten[/intlink]. Dabei kann, muss aber nicht auf die übliche Höhe von 6 m und mehr geastet werden. Beim Schutz von jungen Bäumen z.B. nach dem Freistellen innerhalb einer Naturverjüngung, reicht es völlig aus, zunächst die Äste auf 2,00-2,50 m zu entfernen.

..dann wickeln: Wenn der Stamm frei von störenden Astquirlen ist, legt man das Schälschutznetz oben am Stamm an und umwickelt von oben nach unten ganz ähnlich, wie man einen Verband anlegt. Das Netz sollte geringfügig überlappen und nicht zu stramm gewickelt werden, da der Stamm ja noch in die Breite wächst.

Ganz oben wird das Netz durch Überwickeln der ersten Lage gehalten. Am Boden angekommen wird das Netz durch Abreißen/Abschneiden von der Rolle getrennt, das Ende einfach unter die letzte Lage gesteckt oder eingerissen und verknotet.

Der Anbieter gibt an, dass zum Schutz eines Stammes durchschnittlich 5 Meter Netzmaterial benötigt werden, „wobei sich im allgemeinen eine Schutzhöhe bis zu 3 Metern als ausreichend erwiesen hat“. Diese 3 Meter werden aber eher vor dem Hintergrund eines gesunden Verkaufswunsches empfohlen. So hoch geht in der Regeln wohl kein Hirsch.

Zeitaufwand: Das Umwickeln der Stämme mit dem angenehm elastischen Kunststoff-Netz geht leichter als gedacht von der Hand. Es dauert kaum mehr als eine Minute, um einen Stamm zu umwickeln und das Netz  unten umzuschlagen. Der Hauptaufwand entfällt auf die Astung der Z-Bäume. Hier dauert eine [intlink id=“285″ type=“post“]ordnungsgemäß ausgeführte Astung[/intlink] gerne 5-10 Minuten.

Ergebnis

Im vergangenen eiskalten Winter wurde nicht einer der geschützten Bäume vom Rotwild angegangen. An dem Kunststoff-Netz ist auch keinerlei Alterung erkennbar. Der Schutz scheint bisher absolut zuverlässig zu sein.