Grenzstein verschwunden? Grenzsteine suchen im Wald

Zweck eines Grenzsteines ist es, die Grundstücksgrenze zu kennzeichnen und Streitigkeiten über deren Verlauf vorzubeugen. Beim Kauf eines Waldstücks, aber spätestens vor einem Holzeinschlag sollte man sich absolut sicher sein, wie der Grenzverlauf eines Waldstücks ist. Grenzstreitigkeiten sind auch bei Waldstücken leider an der Tagesordnung. Besonders „beliebt“ sind Grenzstreitigkeiten im Zusammenhang mit Durchforstungsmaßnahmen. Gehört die Reihe dicker Fichten noch mir, oder schon dem Nachbarn? Aus dieser Frage können sich schnell ein paar tausend Euro Streitwert ergeben. Zudem ist ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis oftmals auf Lebzeiten ruiniert.

Grenzstein verschwunden?

Selbst wenn man ungefähr weiß, wo ein Grenzstein sitzen müsste, ist der Wald ein schwieriges Terrain. Die Jahre(szeiten) ändern das Bild eines Waldstücks fortwährend. Die Grenzsteine werden vom Moos überwachsen, von Brennnesseln überwuchert, von Laub bedeckt. Wie schwierig sich die Grenzstein-Suche in der Praxis gestalten kann, zeigen die beiden folgenden Aufnahmen:

Bild 1 – Grenzstein verschwunden? Auch wenn es nicht so aussieht, auf dem unteren Bild ist ein Grenzstein abgebildet. Obwohl der Käufer des Waldstücks mit Luftbild und Katasterkarte bestens ausgerüstet schien, brachte erst das Maßband den entscheidenden Hinweis. Im GeoPortal (s.u.) konnte der Abstand vom bekannten Nachbargrenzstein bis zum gesuchten Grenzstein online problemlos bis auf 10 cm genau ausgemessen werden. Dank dieser Information und mit Hilfe eines Maßbandes war der Grenzstein innerhalb weniger Minuten gefunden.

Grenzstein verschwunden? Nein, aber bestens überwachsen - Bild: Wald-Prinz
Grenzstein verschwunden? Nein, aber vom Waldboden nahezu verschluckt – Bild: Wald-Prinz

Bild 2 – Grenzstein gefunden! Nachdem der Grenzstein entdeckt wurde, halfen ein paar Tritte mit dem Stiefel, den Stein freizulegen. Mit herkömmlicher Forstfarbe wurde der Stein dann markiert. Um in dem zu durchforstenden Waldstück einwandfrei deutlich zu machen, welcher Baum zu welchem Waldstück gehört, wurden alle Grenzsteine zusätzlich mit langen Holzbalken markiert. So kann man auch in unübersichtlichem Gelände oder über Hügel und Kuppen hinweg immer mehrere Grenzsteine anvisieren.

Grenzstein gefunden! Bild: Wald-Prinz
Grenzstein gefunden! Und vor der Durchforstungsmaßnahme auch gleich bestens markiert – Bild: Wald-Prinz

Praktischer Hinweis: Es empfiehlt sich, die unmittelbare Umgebung der Grenzsteine regelmäßig von Bewuchs freizuhalten und die Steine mit einer auffälligen Farbe zu markieren. Bei Forstarbeiten sollten die Positionen der Grenzsteine an die ausführenden Firmen kommuniziert werden, um Beschädigungen zu vermeiden.

Wir markieren Grenzsteine immer mit Forstmarkierungsfarbe. Zudem bringen wir eine Markierung auf dem nächstgelegenen Baum an. Diese Art der Markierung haben wir uns im Forstamt Bonn abgeschaut. Das Quadrat mit einem Kreuz und einem Pfeil gibt an dass es sich um einen Grenzstein handelt und wie weit er entfernt ist. Wenn der Stein schon wieder mitr Laub bedeckt ist oder mit Moss überwachsen ist, bleibt die Markierung am Baum meist länger sichtbar. Die Farbe Blau nehmen wir, weil sie im Wald ein absoltuer „Fremdkörper“ ist. Man kann so die Markierung (zumindest die am Baum) auf hunderte Meter erkennen.

Geoportale der Bundesländer nutzen

Wer sich noch mit Katasterkarten aus Papier durch die Wälder gekämpft hat, kann den unschätzbaren Wert der modernen Geoportale ermessen, die von vielen Bundesländern kostenlos (!) online bereit gestellt werden. Der besondere Clou ist die Kombination aus Katasterkarte und Luftbild, sowie die Möglichkeit, Waldstücke auszumessen.

Beispiel Rheinland-Pfalz: Unter www.Geoportal.RLP.de gelangt man mit nur einem Klick auf „Liegenschaftskarte und Luftbild“ ans Ziel seiner Träume. Wer sich erst einmal mit den wesentlichen Funktionalitäten vertraut gemacht hat, wird sehr schnell in der Lage sein, das gewünschte Waldstück aufzufinden und die Grenzen bis auf 10-20 cm genau auszumessen. Das Luftbild kann in Kombination mit den aktuellen Katastergrenzen auch im Wunschmaßstab ausgedruckt werden. Wenn man sich dann in den Ausdruck hinein die einzelnen Entfernungen hineinschreibt, ist man für die Grenzsteinsuche bestens gewappnet.

Geoportal RLP
Ausmessen der Abstände von Grenzstein zu Grenzstein – Bild: Geoportal RLP

Beispiel Nordrhein-Westfalen: Wer auf www.Geoportal.NRW.de geht, findet das Gewünschte unter der Rubrik „GEOviewer“. Besonders komfortabel wurde hier die Flurstücksuche gelöst. Mit Drop-Down-Menüs kann man sich über die Auswahl der Gemeinde, dann der Gemarkung und schließlich der Flurstücknummer ohne Umschweife zum Waldstück navigieren. Jetzt ist nur wichtig, dass man im linken Menü „Dienst hinzuladen“ den Punkt „Dienste des NRW-Atlas“ durch einen Klick auf das +-Zeichen aufklappt. Denn was der (angehende) Waldbesitzer dringend benötigt, erhält er erst, wenn der den Punkt „Liegenschaftskarte“ mit einem Häkchen markiert und nicht zuletzt auch noch aufklappt, um vor „Gemarkungen/Fluren“ ebenfalls ein Häkchen zu setzen. Wer die Katastergrenzen mit einem Luftbild kombinieren möchte, muss auch noch den Punkt „Orthophotos (Luftbilder)“ auswählen. Dann ganz unten links „Karte aktualisieren“ drücken und alles wird gut! Jetzt kann man Strecken messen, Flächen berechnen lassen und das Ganze auch noch wunschgemäß ausdrucken.

Geoportal NRW
Geoportal NRW

Nicht immer Katasterkarten: Leider bieten zwar grundsätzlich alle Bundesländer GeoPortale an, nicht immer jedoch stehen die dringend benötigten Informationen zu den Katastergrenzen, die sog. Liegenschaftskarte zur Verfügung. Wald-Prinz hat die Online-Adressen der Flächenländer zusammen gestellt.

Grenzsteine im Wald – regionale Besonderheiten

Neuer Grenzstein aus Kunststoff - Bild: Wikipedia
Neuer Grenzstein aus Kunststoff – Bild: AlexanderRahm, Grenzstein Bonnhof 0652, CC BY 3.0

Man darf nicht erwarten, dass jedes Waldstück sauber abgemarkt ist. Oft fehlen Grenzsteine völlig. Wenn ein Waldstück an einer Seite durch ein Bachlauf, an zwei weiteren durch einen Weg und an der vierten Seite durch eine Rückegasse begrenzt wird, ist de facto auch kein einziger Grenzstein notwendig. Im Wesentlichen kommt es ja darauf an, dass zweifelsfrei geklärt ist, welcher Baum zu wem gehört.

Bei Form und Material der Grenzsteine ist die Bandbreite riesig.

Neue Grenzsteine: Neuere Grenzsteine bestehen meist aus Granit, Beton oder auch aus Kunststoff. In der Regel weisen sie auf der Oberseite ein Kreuz oder auch ein Loch auf.

Alte Grenzsteine: In früheren Zeiten und besonders in ärmeren Gegenden wurde im Wald als Grenzstein verwendet, was an Stein zur Verfügung stand und den Zweck erfüllte. Das konnte eine abgelängte Basaltsäule sein (beliebt in der Vulkaneifel), Sandstein, ein Findling, etc.

Unterirdische Marken: Sehr häufig wird die Position eines Grenzsteines zusätzlich gesichert, indem noch unter dem Grenzstein eine weitere Marke eingesetzt wird. Diese unterirdischen Marken (Tonkegel, Glaslasche mit dem Hals nnach unten, usw.) wurden früher geheim gehalten. Heutzutage werden sie in der Grenzverhandlung bekannt gegeben. Wird der Grenzstein also aus Versehen oder auch mutwillig entfernt, kann es Sinn machen, dass man an der betreffenden Stelle 40-50 cm tief in die Erde geht, um nach einer zusätzlichen Marke zu suchen.

Fest dagegen treten! Gemeinsames Merkmal aller Grenzsteine ist jedoch, dass sie nicht einfach irgendwo hingelegt werden. Ein Grenzstein wird immer einigermaßen tief im Boden verankert. So ist es auch nicht verwunderlich wie Förster und Waldbesitzer in der Waldpraxis auf Grenzsteinsuche gehen. Sie treten an der Stelle, an der ein Grenzzeichen gesucht wird flach in den Boden, in der Hoffnung auf einen starken Widerstand zu stoßen. Auch wenn man einen Stein im Wald findet, der optisch einem Grenzstein ähnelt, sollte man zur Sicherheit immer erst einmal fest dagegen treten.

Rahmen-Bandmaß für präzise Messungen

Stabila 50m Rahmen-Bandmaß
Stabila 50m Rahmen-Bandmaß

Ein Rollen- bzw. Rahmen-Bandmaß macht sich meist schon bei der ersten Anwendung bezahlt. Wenn man über das länderspezifische Geoportal die Abstände der einzelnen Grenzsteine zueinander ermittelt hat, kann man sich mit einem Bandmaß sehr gut von Grenzstein zu Grenzstein „hangeln“. Der Vorteil eines Bandmaßes ist, dass man auch bei dichtem Bewuchs, also ohne direkte Sicht von Grenzstein zu Grenzstein, zu einem guten Ergebnis kommt. Auch über eine Kuppe hinweg kann man problemlos in einem Durchgang messen.

50 Meter! Das Bandmaß sollte unbedingt eine Länge von 50 Metern aufweisen. Selbst ein Waldstück von einem Viertel Hektar (2.500 m²) hat ja immer eine Seitenlänge von mindestens 50 Metern. Grenzlinien von mehreren hundert Metern sind keine Seltenheit. Mit einem 20- bzw. 30-Meter-Bandmaß tut man sich hier keinen Gefallen.

Kein Billig-Bandmaß: Bandmaße bekommt man schon für vergleichsweise kleines Geld. Von den ganz billigen Bandmaßen sollte man allerdings Abstand nehmen. Das Problem liegt weniger im Band selbst, als in der billigen Verarbeitung des Rahmens. Entweder verklemmt sich das Bandmaß zwischen Rolle und Rahmen, die lausige Plastikkurbel bricht, oder der Rahmen springt gleich so auf, dass das Band herausrutscht. Ein gutes Bandmaß erhält man für unter 50 Euro.

Tipp: Wer alleine Grenzsteine suchen geht, sollte einen alten Schraubenzieher oder einen Zelthering mit in den Wald nehmen. Der Anfang des Maßbandes muss schließlich irgendwie am Startpunkt fixiert werden. Man sollte meinen es reicht, einen kleinen Ast in den Boden zu stecken und so den Anfang des Maßbandes bzw. die Öse zu fixieren. So ein kleiner Ast verlässt einen jedoch regelmäßig immer dann, wenn man das Bandmaß möglichst stramm zieht, um zu einer genauen Messung zu gelangen. Dann kann man wieder schön bis zum Anfang zurück laufen, um das Band dieses Mal hoffentlich ordentlich zu fixieren…

Lasermessgerät beschleunigt die Messung

Bosch Laser-Messgerät – Bild: Bosch

Ein Laser-Entfernungsmesser kann auch im Wald hilfreiche Dienste leisten. Wer sich ein wenig mit dem Lasermessgerät befasst ist damit zudem schnell in der Lage, einen Stapel Holz aufzunehmen, also die Anzahl der Raummeter zu bestimmen. Wald-Prinz hat seit Jahren den rechts abgebildeten Bosch GLM 50 C Laser-Entfernungsmesser im Einsatz. Wir sind damit sehr zufrieden.

Schnell: Einfach mit dem Laser auf einen bestimmten Punkt zielen und eine halbe Sekunde später bekommt man die Entfernung auf den Millimeter angezeigt.

Präzise: Dank fortschrittlicher Lasertechnologie liegt der Messbereich zwischen 5 cm und 50 m bei einer Messgenauigkeit von +/- 2 mm

Lichtverhältnisse beachten: Mit einem Laser-Entfernungsmesser kann man im grellen Sonnenlicht nur auf kurze Entfernungen arbeiten. Je weiter der Messpunkt entfernt ist, desto schwieriger lässt sich der Laser im Sonnenlicht noch erkennen. Die Abendstunden sind für Messungen im Wald deutlich besser geeignet.

Freie Sicht notwendig: Wenn man von einem Grenzstein zum nächsten Grenzstein keine freie Sicht hat – der Klassiker im Wald – dann muss man mit einem Lasermessgerät in Etappen messen. Dazu haben die Geräte aber die Möglichkeit, die Einzelmessungen automatisch zu addieren.

Warum nicht einfach per GPS Grenzsteine suchen?

Garmin GPS
Garmin GPS

Ein GPS-Empfänger, wie er z.B. für Geocaching genutzt wird, kann bei der Grenzstein-Suche gute Dienste erweisen. Aber man darf nicht erwarten, dass man mit einem handelsüblichen GPS-Handgerät den Vermesser ersetzt.

Geokoordinaten notwendig: Um einen Grenzstein mit einem GPS-Tracker zu finden, müssen zunächst einmal die exakten Geokoordinaten bzw. GPS-Koordinaten bekannt sein. Das geht entweder über die o.g. Geoportale, oder man fragt freundlich beim zuständigen Katasteramt telefonisch (unter Angabe von Gemarkung, Flur-Nummer und Flurstück-Nummer) nach.

Abweichung: Um einen Punkt auf 10-20 cm genau zu finden reicht die Genauigkeit handelsüblicher GPS immer noch nicht aus. Eine Abweichung von nur zwei Metern (das wäre für ein GPS-Handgerät ausgezeichnet!) bedeutet in der Praxis aber, dass der Grenzstein irgendwo auf einer Kreisfläche von 12,5 m² positioniert sein könnte. Wenn ein Grenzstein in dieser Fläche liegt, hilft das natürlich schon einmal sehr gut. Wenn kein Grenzstein vorhanden ist, hilft die Angabe des GPS nur bedingt. Hier sollte das gute alte Bandmaß zum Einsatz kommen. Damit geht es erfahrungsgemäß allemal präziser und schneller, wenn man einen, besser zwei andere Grenzsteine als Ausgangspunkt hat.

Limitierter GPS-Empfang: Ein GPS-Gerät benötigt immer freie Sicht zum Himmel. Anders als etwa beim fest eingebauten Autonavi, kann ein GPS-Handgerät nicht auf weitere Informationen zur Positionsbestimmung zurückgreifen. Im dichten Wald, unter einem Blätterdach ist der GPS-Empfang genau dann weg, wenn man ihn benötigt.

Trotzdem hilfreich: Auf jeden Fall kann man sich in einem fremden Gebiet mit Hilfe eines GPS-Empfängers relativ schnell zu der ungefähren Stelle eines Grenzsteins führen lassen. Das stellt bereits eine große Erleichterung dar, da man sich im Wald weder mit Straßenkarten, noch mit Katasterkarten aus Papier wirklich gut zurechtfindet. Schließlich geht es nicht nur darum an einem Weg zu entscheiden, ob man links oder rechts gehen soll. Man muss alle Eckpunkte eines Waldstücks finden, das nicht zwangsläufig rechteckig ist, sondern in vielen Fällen komplexe Formen hat.

Mehr als nur GPS: GNSS bei Waldgrundstücken

Mehrere Satellitensysteme: Die satellitengestützte Vermessung mit GNSS (Global Navigation Satellite System) hat die Arbeit im Forstbereich in den letzten Jahren deutlich erleichtert. Moderne GNSS-Systeme nutzen nicht nur das amerikanische GPS, sondern auch weitere Satellitensysteme wie GLONASS, GALILEO und BeiDou, um die Genauigkeit und Verfügbarkeit der Positionsdaten zu erhöhen.

Besonders bei großflächigen oder verwinkelten Waldgrundstücken ermöglicht GNSS eine schnelle und praktikable Erfassung von Lagepunkten, etwa zur Dokumentation von Grenzsteinen, Wegenetzen oder Beständen.

Besser als GPS alleine, aber immer noch nicht genau genug: Auch wenn mehrere Satellitensysteme gleihzeitig „angezapft“ werden, stößt die Genauigkeit an physikalische Grenzen. Die Signale der Satelliten werden auf ihrem Weg zur Erde durch die Ionosphäre und Troposphäre verzögert. Zudem können Baumkronen und Geländeabschattungen das Signal beeinträchtigen und zu Abweichungen führen. Ohne Korrekturdaten liegen handelsübliche GNSS-Geräte bestenfalls im Bereich von 2–5 Metern Genauigkeit.

SAPOS: Hier kommen amtliche Korrekturdienste wie SAPOS (Satellitenpositionierungsdienst der deutschen Landesvermessung) ins Spiel. SAPOS wird von den Landesvermessungsämtern betrieben und stellt deutschlandweit ein Netz von rund 270 permanenten GNSS-Referenzstationen bereit. Über diese Stationen werden Korrekturdaten in Echtzeit (RTK, PPP-RTK) bereitgestellt, die eine Positionsbestimmung im Zentimeter- bis Millimeterbereich ermöglichen.

GNSS-Empfänger ppm 10xx – Bild: ili gis-services

Zentimetergenau: Die Nutzung von SAPOS ist in ganz Deutschland möglich; Ansprechpartner sind die jeweiligen Landesvermessungsämter. Die Korrekturdaten können mit geeigneten GNSS-Empfängern direkt im Feld genutzt werden. Damit ist es auch im Wald möglich, unter günstigen Bedingungen und mit professioneller Ausrüstung Grenzpunkte zentimetergenau zu bestimmen.

Wir selbst nutzen den GNSS-Empfänger ppm 10xx, eingerichtet wurde das ganze von ili gis-services. Der Kaufpreis tat weh. Sehr weh. Und für die Korrekturdaten via SAPOS Rheinland-Pfalz sind noch einmal 150 €/Jahr fällig (für unsere Waldstücke in NRW ist der Zugang übrigens kostenlos). Aber dennoch möchten wir das Gerät nicht mehr missen. Bei freiem Himmel wird tatsächlich die versprochene Genauigkeit von 1-2 cm erreicht. Ein absoluter Traum. In der Praxis findet das Gerät in unserem Fall hauptsächlich Anwendung, wenn neue Waldstücke angekauft werden sollen. Die Zeitersparnis bei der Bestimmung „was gehört zum Waldstück und was nicht“ ist eklatant. Während man früher mit Bandmass und Katasterkarten-Ausdrucken hantieren musste, kann man sich jetzt voll auf das Waldstück konzentrieren.

18 Satelliten genutzt, Genauigkeit 2 cm, Grenzpunktsuche mit dem ppm10xx leicht gemacht! Bild: Wald-Prinz.de

Wer darf Grenzsteine setzen bzw. wiederherstellen?

Auch wenn man sich ganz sicher ist, wo ein Grenzstein sitzen müsste, sollte man es tunlichst unterlassen, einen Grenzstein eigenmächtig zu setzen.

Gesetzlich geregelt: Grenzangelegenheiten sind Ländersache, daher können die Kosten und Verfahren von Bundesland zu Bundesland variieren. Wer Grenzsteine bzw. Grenzmarken setzen darf ist im jeweiligen Vermessungs- oder Katastergesetz des einzelnen Bundeslandes geregelt.

Beispiel Rheinland-Pfalz: Landesgesetz über das amtliche Vermessungswesen (LGVerm), §6 Vermessungs- und Grenzmarken, Absatz (2): „Vermessungs- und Grenzmarken dürfen nur von den Vermessungs- und Katasterbehörden und den sonstigen öffentlichen Vermessungsstellen eingebracht, wiederhergestellt oder entfernt werden.“Mit „sonstigen öffentlichen Vermessungsstellen“ sind im Wesentlichen öffentlich bestellte Vermessungsingenieure gemeint.

Feldgeschworene: Das Ehrenamt eines Feldgeschworenen kennt man nur in Bayern, dort gibt es 20.000 Feldgeschworene, in Rheinland-Pfalz und teilweise auch in Thüringen. Sie setzen Grenzsteine höher oder tiefer, wechseln beschädigte Grenzzeichen aus und entfernen Grenzzeichen. Als Hüter der Grenzen und Abmarkungen im Gemeindegebiet arbeiten sie eng mit Vermessungsbeamten zusammen. Außerhalb von Bayern, Rheinland-Pfalz und Thüringen existiert diese eigenständige Aufgabe nicht.

Achtung: Das unbefugte Verändern oder Entfernen von Grenzzeichen stellt nach den Vermessungs- und Katastergesetzen der Bundesländer immer eine Ordnungswidrigkeit dar.

Das absichtliche Entfernen oder Versetzen von Grenzsteinen ist nicht nur eine Ordnungswidrigkeit, sondern kann auch als Sachbeschädigung strafrechtlich verfolgt werden (§ 274 StGB – Urkundenunterdrückung). Im Streitfall kann dies zu erheblichen Kosten für die Wiederherstellung der Grenze und zu langwierigen Rechtsstreitigkeiten führen.

Was kostet das Setzen von Grenzsteinen, was kostet eine Grenzwiederherstellung?

Kosten der Grenzfeststellung: Die Kosten richten sich nach der Verordnung über die Benutzungsgebühren der staatlichen Vermessungsämter (GebOVerm). Die Kosten für die Grenzermittlung und Grenzwiederherstellung berechnen sich nach der Anzahl der beim Außendiensttermin festgestellten Grenzpunkte sowie dem Bodenwert des vermessenen Grundstücks. Über die genauen Kosten informiert das jeweilige Vermessungsamt. Als Daumenpeilung darf man sich schon einmal gedanklich auf einen Betrag von rund 800 € für einen einzigen Grenzstein einstellen.

Tipp: In einigen Bundesländern gibt es Förderprogramme für Maßnahmen zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung, zu denen auch die Grenzfeststellung gehören kann. Die Ausgaben sind zudem als Werbungskosten bei Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft absetzbar.

Beispiel Bayern: hier hat das die Bayerische Vermwessungsverwaltung Gebührenbeispiele im Faltblatt Grundstücksvermessung zusammengestellt.

Beispiel Schleswig Holstein: Wer in Schleswig Holstein einer Grenzherstellung oder eine Teilungsvermessung benötigt, kann sich die Kosten online im Gebührenrechner berechnen lassen.

Kostenbeteiligung: Sollte ein Grenzstein z.B. durch Wegebaumaßnahmen oder im Zusammenhang mit Rücketätigkeiten wirklich versetzt worden sein, kann man die angrenzenden Grundstückseigentümer zur Kostenteilung heranziehen. Gesetzliche Grundlage ist hier der § 919 BGB „Grenzabmarkung“:

  • (1) Der Eigentümer eines Grundstücks kann von dem Eigentümer eines Nachbargrundstücks verlangen, dass dieser zur Errichtung fester Grenzzeichen und, wenn ein Grenzzeichen verrückt oder unkenntlich geworden ist, zur Wiederherstellung mitwirkt.
  • (2) Die Art der Abmarkung und das Verfahren bestimmen sich nach den Landesgesetzen; enthalten diese keine Vorschriften, so entscheidet die Ortsüblichkeit.
  • (3) Die Kosten der Abmarkung sind von den Beteiligten zu gleichen Teilen zu tragen, sofern nicht aus einem zwischen ihnen bestehenden Rechtsverhältnis sich ein anderes ergibt.

Historischer Hintergrund: Entstehung und Bedeutung von Grenzsteinen

Historischer Grenzstein – Bild: Wald-Prinz.de

Seit dem Mittelalter: Grenzsteine sind weit mehr als bloße Markierungen im Gelände – sie blicken auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück und spiegeln die Entwicklung des Landeigentums und der Vermessungskunde wider. Schon im Mittelalter wurden Grenzsteine gesetzt, um Besitzansprüche dauerhaft und für jedermann sichtbar zu machen. In einer Zeit, in der schriftliche Aufzeichnungen selten waren und Karten oft nur grob existierten, waren diese Steine unerlässlich, um Streitigkeiten zwischen Nachbarn, Gemeinden oder Herrschaften zu vermeiden.

Viele alte Grenzsteine sind kunstvoll gearbeitet und tragen eingemeißelte Zeichen, Initialen, Wappen oder sogar Jahreszahlen. Diese Symbole gaben Auskunft über die Eigentumsverhältnisse, die zuständige Gemeinde oder das Jahr der Grenzfestlegung. In einigen Regionen wurden Grenzsteine sogar bei feierlichen Grenzbegehungen – den sogenannten „Schnadezügen“ – gemeinsam kontrolliert und erneuert, um das Wissen um den Grenzverlauf in der Gemeinschaft lebendig zu halten.

Heute gelten besonders alte oder kunstvoll gestaltete Grenzsteine in vielen Bundesländern als Kulturdenkmale und stehen unter Denkmalschutz. Sie sind nicht nur Zeugnisse der Landvermessung, sondern auch wertvolle Relikte der Regionalgeschichte und des traditionellen Zusammenlebens auf dem Land.