Erfahrungsbericht: Douglasien aus dem Internet – Ein Karton Wald bitte!

Nicht immer bedeutet Aufforstung gleich hektarweise Wald neu zu pflanzen. Damit wäre ein einzelner Privatwaldbesitzer auch schnell überfordert. Aber hier eine Brache, da ein kleiner Windwurf – einen Anlass für kleinere Pflanzungen gibt es immer mal wieder. Der Wald-Prinz ist insbesondere bei der Beschaffung des Pflanzmaterials neue Wege gegangen und hat via Internet „einen Karton Wald“ bestellt.

Wurzelnackte Douglasien-Pflanzen aus dem Internet

Wir haben auch schon einmal größere Stückzahlen an Douglasien über den Förster bezogen. Das Problem: vor dem Hintergrund der Pflanzzahlen eines Forstamtes läuft man als Privatwaldbesitzer „so nebenher“. Wenn einen der Förster nicht vergessen hat, erhält man dann „irgendwann im März“ den Anruf, dass die Pflanzen nun da seien. Da es sich in der Regel um wurzelnackte Ware handelt, müssen die Pflanzen zwingend innerhalb der nächsten 1-3 Tage eingebracht werden. Da kommt schnell Hektik, wenn nicht sogar latente Panik auf.

Wir haben unseren „Karton Wald“ bei Müller Münchehof aus dem niedersächsischen Seesen/Münchehof bestellt

Vorteil Planbarkeit: Im Gegensatz dazu ist die Order via Internet hervorragend zu planen. Man kann den Wetterbericht mit dem eigenen Terminkalender koordinieren und dann tagesgenau bestellen. In unserem Fall wurde montags bestellt, donnerstags am späten Nachmittag geliefert, freitags und samstags bei schönem Wetter gepflanzt. Am Sonntag kam dann der Regen. Perfektes Timing! Was für eine Erleichterung.

Vorteil Auswahl: Wir haben uns für Pflanzen von Müller Münchehof entschieden. Hier ist man in Sachen Online-Shop extrem weit, das Angebot ist ausgezeichnet! Alleine bei wurzelnackter Douglasie stehen 13 verschiedene Pflanzen zur Auswahl, die dann auch noch aus 5 verschiedenen Herkünften ausgewählt werden können. Beispiel vierjährige Douglasie:

  • Douglasie 4j. 2+2 25-50 cm
  • Douglasie 4j. 2+2 30-60 cm
  • Douglasie 4j. 2+2 40-70 cm
  • Douglasie 4j. 2+2 50-80 cm
  • Douglasie 4j. 2+2 80-120 cm
Im Onlineshop von Müller Münchehof bleiben keine Wünsche offen; 13 verschiedene Douglasienpflanzen allen Alters aus 5 verschiedenen Herkünften – Bild: Mueller-muenchehof.de

Vorteil Online-Tracking: Versendet wird bei Müller Münchehof mit dpd. An unserem Standort nicht gerade unser favorisierter Paketdienst. Denn im Fall von „lebenden Pflanzen“ will man auf gar keinen Fall einen gescheiterten Zustellversuch riskieren. Aber wir wurden angenehm überrascht. Denn das neue Online-Tracking von dpd hat uns schwer beeindruckt! Per Tracking-Code kann man im Internet in Echtzeit verfolgen, wo sich der dpd-Wagen gerade befindet und dem Fahrer schon entgegen gehen.

Im Internet kann man in Real-Time verfolgen, wo sich der dpd-Wagen gerade befindet. Im Falle der Lieferung junger Douglasien-Pflänzchen ein echter Segen – Bild: Wald-Prinz.de

Vorteil Verpackung: Recht skeptisch haben wir das Paket sofort aufgemacht um die Pflanzqualität zu begutachten. Uns fiel gleich der extra dicke Foliensack auf, in dem die bündelweise gepackten Douglasienpflanzen eingeschlagen waren. Dieser Foliensack verhindert einerseits sehr wirksam das Austrocknen der wurzelnackten Ware, andererseits sind die Pflanzen vor Transportschäden geschützt. Das scheint bestens gelungen zu sein. Alle Pflanzen hatten eine sattgrüne Nadelfarbe, die Feinwurzeln erschienen frisch und nicht angetrocknet.

Tipp: Zur Sicherheit haben wir uns eine Sprühflasche mit Wasser geschnappt und die Pflanzen zur Begrüßung großzügig eingenebelt um sie danach wieder sorgsam einzuschlagen. Auch während der Pflanzung haben wir immer mal wieder nachgesprüht.

Alternative Pflanzstrategie: wenige, dafür große Pflanzen, konsequenter Einzelschutz!

In der Vergangenheit haben wir bereits Erfahrung mit einer flächigen Anpflanzung von 2jährigen wurzelnackten Douglasien (2,00 x 2,00 m Pflanzverband) gemacht. Die Kurzfassung: alle Pflanzen sind angegangen und dann kam das Wild… Vor dem Hintergrund des unvermindert hohen Wilddrucks, wollten wir etwas Neues ausprobieren. Wir wollten lieber wenige, dafür aber möglichst alle Douglasien durch die schwierige Phase der Jugend hindurch bringen. Unsere Pflanzstrategie:

  • 5 Meter Pflanzabstand
  • Konsequenter Einzelschutz mit selbst gefertigten Drahthosen
  • 4-jährige, große Douglasien-Pflanzen

5 Meter Pflanzabstand

Die Ausgangssituation – zwei kleine Flächen: eine ca. 1.700 m² große Kahlschlagsfläche aus einem gerade zugekauften Paket an Waldstücken und ein nur 1.300 m² großes Wiesengrundstück sollten mit Douglasie angepflanzt werden. Bei dem Wiesengrundstück stammte der Erstaufforstungsantrag aus 2014, die Bewilligung war auf 3 Jahre befristet, hier musste (!) sogar gepflanzt werden.

3.000 m² und nur 50 Douglasien? Hätten wir uns für einen normalen Pflanzabstand von 2,00 x 2,00 Metern entschieden, wären bei 3.000 m² rein rechnerisch 750 Pflanzen notwendig gewesen. Wie kamen wir also auf die abstruse Idee nur 50 Pflanzen zu ordern?! Zum einen muss man sich die Gegebenheiten vor Ort anschauen und dann entscheiden, welche Fläche tatsächlich sinnvollerweise bepflanzbar ist. Zum anderen haben wir uns für einen sehr weiten Pflanzabstand von 5,00 x 5,00 Metern entschieden.

Nicht die gesamte Fläche bepflanzbar: Da beide anzupflanzenden Flächen vom umstehenden Wald eingerahmt werden, macht es keinen Sinn bis an die Grundstücksgrenzen zu pflanzen. Wer in der freien Natur schaut, wie sich die Naturverjüngung auf einer Lichtung entwickelt, wird erkennen, dass insbesondere Halbschattenbaumarten wie die Fichte oder die Douglasie erst mit einem gewissen Abstand von 5-10 Metern zu dem Nachbarwaldrand anständig wachsen. Je nach Himmels-Ausrichtung und Höhe der Nachbarbäume darf es auch mehr sein. Erst dort sind die Lichtverhältnisse hinreichend. Alleine dadurch verringerte sich im angegeben Beispiel die mit Douglasien anzupflanzende Fläche auf ca. 1.400-1.500 m². Hinzu kam noch ein Bachlauf, von dem wir uns ebenfalls fern gehalten haben (dort hat weder Fichte, noch Douglasie etwas zu suchen!).

5,00 x 5,00 m Pflanzverband: Unsere Entscheidung fiel primär aus ökonomischen Gründen auf einen extrem weiten 5,00 x 5,00 m Pflanzverband. Dadurch benötigen wir gegenüber dem regulären Pflanzabstand weniger als ein Sechstel an Pflanzen (2×2 = 2.500 Pflanzen/ha, 5×5 = 400 Pflanzen/ha). Das erlaubt uns teurere, weil ältere Pflanzen zu nehmen und diese dann aufwändig und konsequent mit festen Drahthosen einzeln zu schützen. Bei dem sonst üblichen 2,00 m x 2,00 m Pflanzabstand kämen hier schnell Kosten von über 8.000 €/ha zusammen. Das wäre schlicht unwirtschaftlich bzw. Liebhaberei.

Viele Bäume wie hier eine Kastanie bilden bei Änderung der Lichtverhältnisse aus einer schlafenden Knospe im Stammbereich Wassereiser und später sog. Klebäste aus. Bei einem ansonsten schönen Stamm ist das recht ärgerlich, da qualitätsmindernd – Bild: Wald-Prinz.de

Keine Angst vor Protzigkeit? Hätten wir uns für Laubbäume entschieden, wäre diese Pflanzstrategie mit extremen Pflanzabständen völliger Unsinn, wenn man auf gutes Holz aus ist. Bei Nadelbäumen wie der Fichte oder der Douglasie kann es schon eher gelingen. Aber auch hier besteht die Gefahr, dass das hohe Lichtangebot zu stark astigen (protzigen) und grobringigen Solitären führt. Da die Douglasie sich für eine Wertastung jedoch bestens empfiehlt, ist zumindest die Astigkeit beherrschbar. Denn ein einmal von toten Ästen befreiter Stammabschnitt bleibt bei der Douglasie astfrei. Das ist bei vielen Laubbäumen wie z.B. der Eiche, Ulmen, Eschen, Kastanien aber auch Lärchen und Tannen nicht der Fall. Auch ältere Bäume sind in der Lage neue Äste im Stammbereich zu bilden (sogenannte Wasserreiser bzw. Klebäste), wenn das Lichtangebot (zu) groß ist. Das ist besonders ärgerlich bei einem ansonsten schön gewachsenen Stamm (nicht so, wie die Kastanie mit Drehwuchs rechts im Bild).

Hoffnung auf Naturverjüngung: Da beide Pflanzflächen von Altbeständen umgeben sind, ist das Lichtangebot ohnehin nicht so groß wie auf der Freifläche. Zudem sind wir gespannt, ob sich zwischen den Douglasien nicht eine zusätzliche Fichten-Naturverjüngung einstellt. Genügend Samenbäume sind vorhanden und die Fichte ist für das Wild nicht so stark von Interesse, wie die in den Pflanzgebieten seltenere Douglasie.

Alternativ – Kombi aus Douglasie/Fichte: Wem unsere Art der Pflanzung mit extremen Pflanzabständen suspekt vorkommt, kann eine bereits seit Jahrzehnten praktizierte Möglichkeit ins Auge fassen: Die kombinierte Pflanzung von Douglasie und Fichte. Die Erfahrung von Jägern und Förstern zeigt, dass immer die Pflanze für das Wild besonders attraktiv ist, die in der Umgebung eher selten vorkommt. In einem Fichten-lastigen Gebiet hat man also größere Chancen, eine Fichten-Pflanzung hoch zu bekommen, als eine Douglasien-Pflanzung. Hier bietet sich eine kombinierte Pflanzung an. Die Douglasie wird in einem Pflanzabstand von 10,00 m x 10,00 m gesetzt, quasi nur Z-Bäume. Dazwischen füllt man mit Fichte auf. Während man die wenigen Douglasien einzeln mit Drahthosen schützt und „bis aufs Messer“ verteidigt, muss die Fichte alleine zurecht kommen.

Wenn in einem Gebiet die Fichte vorherrscht, ist das Wild wie verrückt auf die Douglasie. Hier kann die kombinierte Pflanzung aus einzeln geschützter Douglasie alle 10 Meter und dem Rest Fichte Sinn machen – Grafik: Wald-Prinz.de

Konsequenter Einzelschutz mit selbst gefertigten Drahthosen

Endlich Ruhe! Wir haben gesprayt, wir haben Terminaltriebschutzmanschetten aufgesetzt, Wildzäune gebaut,  Stachelbäume gesetzt, Netzschutzhüllen und elektronische Wildvergrämungsmittel ausprobiert. Um die Sache abzukürzen: die elektronischen Wildvergrämungsmittel sind nutzlos, ebenso in unseren Augen die Terminaltriebschutzmanschetten. Die von uns getesteten Netzschutzhüllen haben die Jungpflanzen erdrückt und zu wenig Licht durch gelassen. Sprayen ist gegen Verbiss wirksam, muss aber permanent erneuert werden und hilft nicht gegen den fegenden Bock. Stachelbäume sind gegen Fegen wirksam, aber leider nicht gegen Knospen-knipsende Rehe und kosten zudem auch 1,00-1,20 €/Baum. Wildzäune sind teuer und wartungsintensiv. Wir wollten endlich einmal Ruhe haben! Also haben wir uns für Drahthosen entschieden.

Drahthose vs. Zaun: Drahthosen sind ein Zaun im Kleinen, aber ohne die Nachteile des Zauns. Die Pflanzen werden bestmöglich geschützt, denn die Drahthose schützt gleichermaßen gegen Verbiss, Fegen und Schälen. Gegenüber einem Zaun ist das Stück aber nicht „abgeschlossen“, es ist weiterhin zugänglich für Mensch und Wild. Fällt eine Drahthose aus, ist das kein Malheur, ist der Zaun an einer Stelle durchlässig, war es das. Drahthosen kann jeder aufstellen, das ist keine Raketentechnik. Einen Zaun aufzustellen erfordert hingegen einiges an Erfahrung, mindestens zwei Personen und einiges an Equipment. Teurer als ein Zaun sind Drahthosen auch nicht.

Schweißgitter-Gartenzaun: Die gekauften Drahthosen schieden aus Kosten- und Qualitätsgründen aus. Kaninchendraht (Sechseckgeflecht) erschien uns nicht stabil genug und in der Variante 120 cm hoch kostet jeder einzelne Baumschützer rund 1,90 € – noch ohne Stab (z.B. bei fluegel-gmbh.de). Das sonst bei Wildzäunen verwendete Knotengeflecht ist ebenfalls ungeeignet. Bei einem Knotengeflecht von 1,00 m Höhe sind die oberen Maschen üblicherweise 15 x 20 cm groß. Zu groß, als dass sie wirksam gegen Verbiss schützen würden.

Unsere Wahl fiel letztendlich auf sog. Schweißgitter-Gartenzaun aus 1,8 mm starkem, verzinktem Draht. Die grüne PVC-Beschichtung sorgt für eine angenehm unauffällige  Optik und sollte der Lebensdauer des Drahtes zu Gute kommen. Wir hoffen, dass wir die Drahthosen mehrfach verwenden können. Auch die Maschenweite von 7,5 x 5,0 cm hat uns für unsere Zwecke gut gefallen. Bei Ebay bekommt man eine 25 Meter-Rolle inkl. Versand für ca. 50 €. Daraus fertigen wir 20-25 Drahthosen und kommen so auf einen reinen Materialpreis von ca. 2,00-2,50 €/Stück.

Achtung Maschenweite: Ein paar Monate später haben wir die Pflanzung noch einmal kontrolliert. Ergebnis: die Douglasien sind alle angegangen, keine war gefegt. So weit so gut. Aber wir konnten unseren Augen kaum trauen, als wir die kleinen Stämmchen doch hier und da angeknabbert fanden. Den Terminatrieb hat es Gott sei Dank nie erwischt. Aber die Seitentriebe waren auch innerhalb des Drahtgeflechts abgeknipst. Die Maschenweite von 7,5 x 5,0 cm war offensichtlich noch einen Tick zu weit. Ein kleiner Rehkopf auf der Suche nach einem Leckerbissen passt wohl zu weit durch diese Maschen hindurch. Beim nächsten Mal werden wir eine engere Maschenweite wählen.

Drahthosen von der Rolle. Tipp: den oberen und den unteren Draht des Schweißgitter-Gartenzauns mittig durchtrennen, alle übrigen Stücke im Zickzack. die langen Drahtenden kann man dann leicht von Hand verrödeln – Bild: Wald-Prinz.de
Die selbst gefertigten Drahthosen aus Schweißdraht werden mit Kabelbindern an einem Stab befestigt (hier getrocknete Haselnuss) – Bild: Wald-Prinz

Handschuhe! Das Abtrennen geeignet großer Stücke fällt mit dem Seitenschneider oder einer Monierzange sehr leicht. Die Drahtenden sind aber extrem scharf, daher unbedingt Handschuhe tragen. Tipp: den oberen und den unteren Draht mittig durchtrennen, alle übrigen Stücke im Zickzack. Alle zwei Reihen erhält man so ein langes Drahtende, das man schnell und ohne Werkzeug von Hand verrödeln kann. Die so gewonnenen Drahthosen sind vertrauenserweckend stabil!

Welche Stäbe/Pfähle? Auch hier muss man wieder die besonderen Wuchseigenschaften der Douglasie berücksichtigen. Wenn der Standort stimmt und sie nicht vom Wild bedrängt wird, legt die Douglasie ein atemberaubendes Höhenwachstum hin. Daher müssen die verwendeten Pfähle keine Ewigkeit halten. Bei unserer Pflanzung haben wir – recht unüblich – Haselnussstäbe verwendet. Diese dürfen natürlich nicht frisch sein, da frisches Holz in der Erde viel schneller verfault als trockenes Holz. Zudem kann man bei der Haselnuss nie wirklich sicher sein, ob ein in die Erde gesteckter Stock nicht Wurzeln bildet und austreibt. Wahrscheinlich würde selbst unbehandelte Fichte (z.B. alte Dachlatten) lange genug halten, bis die Douglasie die Drahthose selbst aufrecht hält. Es müssen also keine teuren Tonkin- oder Robinien-Stäbe sein.

 4-jährige, große Douglasien-Pflanzen

3x so teure Pflanzen: Wir haben uns für 5o Stück „Douglasie 4j. 2+2 50-80 cm“ entschieden. Das Stück zu 1,35 €. Damit sind diese Douglasien etwa dreimal so teuer, wie die sonst von uns gepflanzten 2jährigen Pflänzchen. Diesen „Luxus“ haben wir uns erlaubt, da wir aufgrund des gewählten lockeren Pflanzverbandes nur relativ wenige Pflanzen benötigten.

Unser Kalkül: Gegenüber den sonst von uns gepflanzten doch recht kleinen (15-30 cm) und dünnen (ca. 5 mm Stämmchen) Pflänzchen handelt es sich bei diesen Douglasien schon um richtige kleine Bäumchen. Auch die Wurzeln haben eine ganz andere Dimension. Es werden wohl nur 3-4 Jahre vergehen, dann ist der Terminaltrieb dem Äser (Jägersprache für das Maul der meisten Schalenwildarten) des Rehwildes entschwunden. Natürlich werden wir auch danach die Drahthosen noch angelegt lassen, da der Rehbock auch für größere Douglasien noch eine Gefahr darstellt.

Erstaufforstung eines Stückchens Wiese. An der Pflanze im Vordergrund kann man die z.T. schon beträchtliche Höhe der 4-jährigen Douglasien erkennen. In ein paar Jahren wird der Terminaltrieb bereits aus der 1,20 cm hohen Drahthose heraus ragen – Bild: Wald-Prinz.de

Stichwort „Brombeere“. Wenn man wie üblich 2-jährige Douglasienpflänzchen anpflanzt, ist neben dem Wild die Brombeere der größte Feind. Sie überwuchert die kleinen Pflänzchen mit Leichtigkeit und nimmt ihnen das Licht. Auch hier sind die größeren Pflanzen im Vorteil.

Herkunft beachten: Unsere Douglasien entstammen der Herkunft 85305 (West.-u. Süddt. Hügel- und Bergland). Aber ist das nicht völlig egal? Nein, ist es nicht! In Deutschland gibt es Gebiete mit unterschiedlichen, natürlichen Wachstumsvoraussetzungen. So unterscheiden sich z. B. die Höhenlagen der Alpen vom Norddeutschen Tiefland oder vom Rheintal. Die diversen Baumarten haben sich auf diese unterschiedlichen Standorte angepasst indem sich „Rassen“ innerhalb einer Baumart entwickelt haben. Deswegen wurde Deutschland von Nord nach Süd in Herkunftsgebiete eingeteilt. Die fünfstellige Herkunftsgebietsnummer (z. B. 85305) setzt sich aus der dreistelligen Baumartenziffer, z. B. 853 Douglasie und der zweistelligen Gebietsnummer z. B. 05 „West.-u. Süddt. Hügel- und Bergland“. Die Bezeichnung und die Kennziffer der Herkunftsgebiete ist vom Pflanzenlieferanten auf den Lieferpapieren und der Rechnung immer anzugeben. Damit kann jederzeit geprüft werden, ob sich die gelieferte Ware für das betreffende Waldgebiet eignet.

In der Praxis ist es meist so, dass die einzelne Baumschule von verschiedenen sog. „Staatsdarren“ bzw. „Forstsamendarren“ (i.d.R. staatlich geführte forstwirtschaftliche Einrichtungen zur Saatgutversorgung) und auch privaten Waldbesitzern Saatgut kauft. Dieses Douglasiensaatgut wird teilweise sofort verwendet, teilweise eingelagert, so dass die Baumschule immer wieder auch auf altes Saatgut zurückgreifen kann. Zusätzlich arbeiten viele Baumschulen in einer Züchtergemeinschaft mit mehreren Partnerbetrieben zusammen. Die Saatguteinkäufe werden dann untereinander abgesprochen, so dass man möglichst viele Herkünfte anbieten kann.

Planzwerkzeug „Göttinger Fahrradlenker“ – Bild: Grube

Schwierige Pflanzung: Je größer bzw. älter die Douglasien-Pflanzen gewählt werden, desto größer ist leider auch das Risiko von Wurzeldeformationen durch unsachgemäße Pflanzung. Unser bevorzugtes Pflanzgerät, der Göttinger Fahrradlenker, kam angesichts der doch recht großen Wurzelballen der 4-jährigen Pflanzen an seine Grenzen. Das Problem war weniger die Einstechtiefe des Spatens, als die Weite des entstandenen Pflanzschlitzes. Denn der war oftmals zu klein, um die vergleichsweise großen Wurzeln problemlos einführen zu können. Die Wurzeln der Jungpflanzen müssen jedoch vollständig und ohne Verbiegen im Pflanzspalt Platz finden. Um den Schlitz zu erweitern, mussten wir den Göttinger Fahrradlenker mehrfach kräftig hin und her drücken.

Am besten führt man danach die Wurzeln der Pflanze so tief wie möglich ein, um sie dann wieder bis zur richtigen Höhe herauszuziehen. Dabei entfalten sich die feinen Wurzeln optimal und liegen ohne Knick in ihrer natürlichen Lage.

Unterstechen wichtig: Es ist unbedingt zu vermeiden, dass sich die Wurzeln der Douglasien Jungpflanze unterirdisch in einem Hohlraum befinden. Sie würden austrocknen und die Pflanze absterben. Um das zu vermeiden sollte man rund um die Pflanze erneut einstechen und mit einer ziehenden Hebelbewegung des Lenkers erst unten die Erde an die Pflanzenwurzeln drücken („unterstechen“), dann mit einer drückenden Bewegung den Pflanzspalt oben beidrücken.

Fazit

Pflanzen aus dem Internet? Jederzeit wieder! Unsere Befürchtung, dass das Pflanzmaterial durch den Transport via Paketdienst leidet, hat sich Dank guter Verpackung und punktgenauer Lieferung (Online-Tracking!) nicht erfüllt. Preis, Auswahl und Qualität waren top!

4-jährige, große Douglasienpflanzen? Natürlich ist es charmant, durch die Auswahl älterer Pflanzen gleich ein paar Jahre zu überspringen. Man darf aber nicht unterschätzen, dass die Pflanzung mit zunehmendem Alter aufgrund der drohenden Wurzeldeformation deutlich riskanter wird. Vielleicht werden wir das nächste Mal zu etwas kleineren Pflanzen greifen.

Einzelschutz mit Drahthosen? Mit dem „Zaun im Kleinen“ erhält man den Schutz eines Wildzaunes ohne dessen Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Unsere selbst gefertigten Drahthosen aus Schweißdraht-Gartenzaun sind von hervorragender Stabilität und optisch sehr verträglich. Das ist natürlich kein Wildschutz-Verfahren für die hektarweise Aufforstung. Aber für Windwurf-Löcher, kleinere Kahlschlagsflächen und das gezielte Beipflanzen gewünschter Baumarten (z.B. Douglasien-Z-Bäume in eine beginnende Fichten-Naturverjüngung) ist das sicher eine interessante Pflanzstrategie. Auf keinen Fall sollte man allerdings einen Schweißdraht-Gartenzaun verwenden, der eine zu große Maschenweite aufweist. Ein Rehkopf ist klein!

„Sparpflanzung“: Das oben beschriebene Verfahren eignet sich auch für eine Mischpflanzung Douglasie/Fichte. Die Fichte wird im üblichen Pflanzverband von 1,50-2,00 m gepflanzt und nur alle etwa 10 Meter nimmt man eine Douglasie. Während man hofft, die Fichten ohne größere Schutzmaßnahmen durch zu bekommen, geht man bei den Douglasien auf Nummer sicher. Sie werden konsequent einzeln per Drahthose geschützt.