Aufforstung: Anpflanzung mit Douglasien-Jungpflanzen

Mit einer Pflanzung legt man den Grundstein für eine neue Waldgeneration. Allerdings hängt der Erfolg einer Pflanzung von mehreren Faktoren ab. Wald-Prinz.de hat die diversen Fallstricke zusammengestellt und zeigt an einem konkreten Praxisbeispiel „Douglasie pflanzen mit dem Göttinger Fahrradlenker“, dass mit ein wenig Hintergrundwissen auch für den Forstlaien eine Anpflanzung gelingen kann.

ca. 5-jährige Douglasien-Pflanzen auf einer Windwurffläche – Bild: Wald-Prinz

Warum nicht der Natur freien Lauf lassen?

Grundsätzlich ist eine Naturverjüngung aus verschiedenen Gründen zu bevorzugen. Die wichtigsten: kein Anwuchsrisiko, keine Pflanzen- bzw. Anpflanzungskosten sowie eine gesunde genetische Vielfalt. Aber in bestimmten Fällen kommt der Waldbesitzer um eine Anpflanzung nicht herum:

  • Waldumbau / neue Baumarten: Allerdings ist eine Naturverjüngung nur möglich, wenn die gewünschten, sinnvollen Baumarten im Altbestand vorhanden sind. Neue Baumarten, die vielleicht besser zu dem Standort passen, kann man mit einer Naturverjüngung nicht einbringen. Wer einen Fichtenreinbestand zu einem Mischbestand umbauen möchte, kann mit gezielter Anpflanzung in absehbarer Zeit das gewünschte Ergebnis erreichen.
  • Fehlende Samenbäume: Bei größeren Sturmschäden fehlen u.U. die sogenannten „Überhälter“, Samenbäume also, die eine Kalamitätsfläche mit den notwendigen Samen versorgen. Auch hier kommt  man um eine gezielte Anpflanzung kaum herum, wenn sich in absehbarer Zeit ein neuer Wald entwickeln soll.
  • Aufforstung von Nichtwaldflächen: Auch bei der Erstaufforstung stößt die Naturverjüngung an ihre Grenzen. Wer z.B. eine Wiesenfläche in Wald umwandeln möchte, wird i.d.R. eine „künstliche Verjüngung“ wählen.
  • Nachbessern von Naturverjüngungsflächen: Naturverjüngungen kommen stellenweise sehr dicht, meist aber ungleichmäßig vor. Zudem können Schälschäden oder Wildverbiss partielle Lücken reißen. Auch hier kann ein Nachbessern durch gezielte Beipflanzung zu einem solideren Wald führen.

Der richtige Standort

Die Entscheidung, auf einem Standort eine neue Baumart einzubringen, ist eine Entscheidung für Generationen! Dass eine Baumart auf einem Standort gut gedeiht, heißt noch lange nicht, dass der Baum auch zu dem Standort passt. Bestes Beispiel ist die durstige Fichte, die auf dauernassen Böden zwar hervorragende Wuchsleistungen zeigt, aber bei reichem Wasserangebot extrem flach wurzelt und im Alter keine solide Stabilität entwickelt.

Forstökonomie: Nicht alle Privatwaldbesitzer betreiben Liebhaberei. Aus diesem Grund wurde im vorliegenden Praxisbeispiel bewusst die Douglasie ausgewählt. Die Douglasie ist selbst der Fichte in der Wuchsleistung deutlich überlegen. Das Produktionsrisiko hingegen ist gegenüber der Fichte geringer, weil sie bei Stürmen standfester ist als die Fichte, die Gefährdung durch Insektenbefall geringer ist und die Produktionszeiträume kürzer sein können. Auf geeigneten Standorten ist sie deshalb wirtschaftlicher als die Fichte.

Hohe Standortansprüche: Die Douglasie stellt allerdings vergleichsweise hohe Ansprüche an den Standort. Zwar sind ihre Nährstoffansprüche eher gering, aber ansonsten sollte alles stimmen. Die mikroklimatischen Unterschiede, die Standortverhältnisse, die Bodenfeuchte etc. haben einen großen Einfluss auf Mortalität und Wachstum der Douglasie. Daher entwickeln sich bei der Douglasie fast immer ungleichmäßige Kulturen.

Gute Douglasien-Böden: Douglasien bevorzugen mäßig trockene bis frische, zeitweise mäßig wechselfeuchte Böden jedoch keine Böden mit längerer Nassphase. Sie gedeiht auf Buntsandstein, Sandsteinkeuper, Kreide, Molasse, Phyllit, Kristallin und Flysch.

Hanglage: Wie auch bei der Fichte ist bei Douglasien eine Hanglage ebenen Lagen vorzuziehen. Kalte Luft und überschüssiges Wasser können am Hang abfließen. Insgesamt verringert sich bei einer Hanglage auch der Pilzinfektionsdruck.

Keine pralle Sonne: Ein hohes Maß an Sonneneinstrahlung bedeutet bei Douglasien einen erhöhten Wasserbedarf aufgrund ihrer hohen Verdunstung. Insbesondere in jungen Jahren kann die Douglasie Sonne schlecht vertragen. Das Problem ist die Frosttrocknis (s.u.). Der Saum eines Altbestandes vermindert diese Gefahr. Eine Pflanzung unter lichtem Schirm ist der Pflanzung auf der Freifläche vorzuziehen! Große Freiflächenverjüngungen sind zu vermeiden.

Die richtige Pflanzzeit

Während die Herbstpflanzung besonders für Laubhölzer und Lärche geeignet ist, empfiehlt sich eine Frühjahrspflanzung besonders für Nadelhölzer (außer Lärche) und spätaustreibende Laubhölzer.

Pflanzzeit Douglasie: Die günstigste Pflanzzeit für das Praxisbeispiel wurzelnackter Douglasien-Pflanzen ist der Vorfrühling von ca. Mitte März bis spätestens Anfang Mai. Das Anschwellen der Seitenknospen meist in der ersten Aprilhälfte zeigt die Periode intensiven Wurzelwachstums an.  Der optimale Pflanzzeitpunkt!

Eine Spätsommer- oder Herbstpflanzung ist mit höheren Risiken verbunden, da wurzelnackte Pflanzen häufig keinen Bodenschluss mehr finden. Damit die Jungpflanzen noch wurzeln können ist eine geschützte Fläche mit ausreichend Wasserversorgung notwendig. Später als Ende Oktober sollte man eine Douglasien-Pflanzung nicht riskieren.

Frosttrocknis Douglasie

Optimales Pflanzwetter: Schlechtwetterphasen sind „Gutpflanzphasen“. Eine kühl-feuchte Witterung – typisches Aprilwetter – ist optimal, damit die Pflanzen auf keinen Fall der Gefahr des Austrocknens ausgesetzt werden. Das gilt insbesondere für die ersten zwei Wochen nach der Pflanzung.

Frosttrocknis: Wenn die Douglasien-Nadeln im Spätwinter/Vorfrühling bei starker Sonneneinstrahlung ihre Spaltöffnungen öffnen, verdunsten sie bei der Photosynthese Wasser, das aus dem noch gefrorenen Boden nicht nachgeliefert werden kann. Die Folge ist die sog. Frosttrocknis. Die Nadeln trocknen aus und röten sich innerhalb weniger Tage von der Nadelspitze her. Die Schäden sind dabei umso größer, je jünger die Pflanzen sind. Im Alter verfügt die Douglasie über einer Wurzeltiefe, die auch bei gefrorenem Boden die Wasserversorgung sicherstellt.

Die richtigen Pflanzverbände und Pflanzzahlen

Der Pflanzverband gibt an, in welchem Abstand die Forstpflanzen angesetzt werden. Aus dem gewählten Pflanzverband ergeben sich dann die Pflanzzahlen, die Anzahl der benötigten Jungpflanzen also. Die Wahl des geeigneten Pflanzverbandes ist stets ein Kompromiss zwischen Holzqualität, Kosten und Stabilität.

Zu weit: Zu weit gesetzte Pflanzen mit ergo geringen Pflanzzahlen pro Hektar schließen ihr Kronendach später. Aufgrund des überreichen Nährstoff- und Licht-Angebotes führt der große Abstand der Pflanzen zu Grobringigkeit (Jahresringe überbreit) und Grobästigkeit (> 4 cm Aststärke ist z.B. bei der Douglasie problematisch). Zur Verdeutlichung: Pflanzahlen von nur 500 Stück/ha bedeuten einen Reihenabstand von rund vier Metern. In einem so lockeren Bestand ist quasi jeder Baum ein „Randbaum“.

Zu eng: Hingegen schließen die Kronen von zu eng gepflanzten Pflanzen frühzeitig zueinander auf und gieren in der Folge dann nach dem Licht. Überproportionales Höhenwachstum führt aber zu instabilen Beständen. Zudem fallen bei der Durchforstung von Anpflanzungen mit zu hohen Pflanzzahlen nur dünne und damit geringwertige bzw. defizitäre Holzsortimente an.

Empfohlener Pflanzverband Douglasie – Grafik: Wald-Prinz.de

Beispiel Douglasie: Versuchsreihen mit Ausgangsbaumzahlen von 500, 1000, 2000 und 4.000 Douglasien-Pflanzen je Hektar haben ergeben, dass vor dem Hintergrund von Gesamtwuchsleistung, erzielbaren Durchforstungserlösen und Aststärken der verbleibenden Douglasien eine Pflanzzahl von 2.200 bis 3.300 Stück je ha optimal ist.

Aus der empfohlenen Pflanzzahl ergibt sich ein Pflanzverband von 2,5 x 2,0 m bzw. 2,0 x 2,0 m bzw. 2,0 x 1,5 m. Es empfiehlt sich ein Reihenverband, da dieser leichter zu pflegen ist.

Pflanzbedarf errechnen: Hat man sich für einen Pflanzverband entschieden, ergibt sich die Pflanzzahl bzw. der Pflanzenbedarf aus dieser einfachen Formel. Im Falle von Douglasie ergibt sich bei einem Hektar Fläche und den verschiedenen Pflanzverbänden die folgende Beispielrechnung:

  • Pflanzfläche / Reihenabstand / Pflanzenabstand = Pflanzbedarf
  • 10.000 m² / 2,5 m / 2,0 m =  2.000 Pflanzen
  • 10.000 m² / 2,0 m / 2,0 m =  2.500 Pflanzen
  • 10.000 m² / 2,0 m / 1,5 m =  3.300 Pflanzen

Faustregel: Grundsätzlich gilt, dass auf schlechten Standorten enger, auf guten weiter gesetzt werden sollte.


Das richtige Pflanzmaterial

Forstpflanzen werden durch das Ausheben und die Manipulation im Forstgarten, sowie durch den Transport bis zur Aufforstungsfläche stark mitgenommen. Umso wichtiger ist herkunftsgesichertes, qualitativ hochwertiges und frisches Pflanzgut. Eine übervorsichtige Behandlung des Pflanzmaterials ist nicht übertrieben sondern absolut sinnvoll und angebracht.

Grundstein in der Pflanzschule: Grundvoraussetzung für eine gute Wuchsleistung, Vitalität und Resistenz gegenüber Krankheiten und Schädlingen ist eine fachkundig geführte Pflanzschule. Insbesondere der Grundstein für die spätere Wurzelentwicklung wird in der Pflanzschule gelegt. Verkrümmte oder verletzte Wurzeln, fehlende Feinwurzeln, ein Verschulknick sowie ein insgesamt schlecht ausgebildetes Wurzelsystem beeinträchtigen das Wurzelwachstum langfristig. Frisches, gesundes Pflanzmaterial mit ausreichendem Wurzelwerk und einem soliden Feinwurzelanteil, sind der Garant für gute Anpflanzerfolge.

Wurzelnackte Pflanzen: Hinsichtlich der Frische des Pflanzmaterials zählt die Douglasie zu den Mimosen. Bereits geringe Mängel führen zu gravierend negativen Folgen beim Kulturerfolg. Wurzelnackte Douglasien-Pflanzen sind äußerst empfindlich gegenüber Trockenheit. Daher müssen die Wurzeln über den gesamten Zeitraum zwischen dem Ausheben im Forstgarten und der Verpflanzung im Wald gegen Austrocknung geschützt werden.

Kleinballenpflanzen: Im Gegensatz zu wurzelnackten Douglasien eignen sich Kleinballenpflanzen besser für die Herbstpflanzung (ab Mitte September bis Ende Oktober), bei der die Winterfeuchte optimal genutzt werden kann. Vorteile der Kleinballenpflanzung sind geringere Ausfälle bei Frühjahrstrockenheit, fehlender Pflanzschock und rasches Weiterwachstum. Bei Kleinballenpflanzen sollte der Ballen feucht, fest und gut durchwurzelt sein. Auch hier ist eine geeignete Herkunft (regionale Nähe) und die Erhaltung der Pflanzenfrische (regionale Nähe) für den Pflanzerfolg von großer Bedeutung.

Angabe des Pflanzenalters: in Angeboten oder auf der Abrechnung von Forstpflanzen wird das Alter in einer bestimmten Form angegeben. Beispiel: „Douglasie 2/1“. In diesem Fall handelt es sich um Douglasienpflanzen, die 2 Jahre als Sämling und 1 Jahr verschult aufgewachsen sind. Es handelt sich also um dreijährige Pflanzen.

Herkunft beachten: Spätestens auf der Rechnung der Forstbaumschule erhält der Waldbesitzer weitere Information zum erworbenen Pflanzmaterial (besser natürlich, man kümmert sich vor dem Kauf um diese Infos). Einige gängige Abkürzungen am Beispiel der Douglasie:

  • Aut = Autochthon; von autochthonem Pflanzmaterial spricht man, wenn eine Jungpflanze dort wo sie aufgezogen wurde auch ihren Ursprung hat
  • Ni.aut = Nicht autochthon; bei Douglasien ist der Ursprung Nordamerika, aufgezogen werden die Jungpflanzen aber in der Region, entsprechend erfolgt die Kennzeichnung mit „Ni.aut“
  • Ni.FoVG = Nicht unter Forstvermehrungsgut Gesetz erzeugtes Vermehrungsgut
  • unbk.Ursp. = unbekannter Ursprung
  • AG = Ausgewählt; häufigster Eintrag bei der Vermehrungsgutkategorie
  • QG = Quellengesichert; Vermehrungsgutkategorie
  • SQ = Saatgutquelle; Art des Ausgangsmaterials
  • EB = Erntebestand; häufigster Eintrag bei der Art des Ausgangsmaterials
  • Fowi =multifunktionale Forstwirtschaft
  • Qf = Qualifiziert
  • FsaatG = Forstsaatgutgesetz

Pflanzeneinschlag: Pflanzmaterial unbedingt feucht halten!

Die Douglasie verträgt nicht das geringste Austrocknen der Wurzeln! Für wurzelnackte Douglasien-Pflanzen ist es grundsätzlich optimal, wenn die Pflanzen an dem selben Tag wieder gepflanzt werden, an dem sie aus dem Pflanzbeet ausgehoben wurden. Ein Austrocknen der feinen Haarwurzeln passiert schnell und ist auf jeden Fall zu vermeiden. Ein besonderer Augenmerk liegt daher auf der Logistik und der richtigen Zwischenlagerung.

Geeigneter Einschlag-Platz:  Da in der Praxis hunderte von Jungpflanzen nicht innerhalb weniger Stunden gepflanzt werden können, sollte im Wald eine gute Stelle für die Zwischenlagerung, den sogenannten Einschlag gesucht werden. Das kann eine Stelle am Bachrand, eine feuchte Wiese oder zur Not am Rande einer großen Pfütze sein. Der Einschlagsplatz sollte möglichst im Schatten liegen. Der lockere Boden sollte sandig oder lehmig sein.

Nasser Erdbrei: Zum Einschlagen wird ein kleiner Graben ausgehoben, in dem die Pflanzen schräg nebeneinander hineingelegt werden. Dazu das Pflanzenbündel öffnen und den Bereich der Wurzeln dann vollständig gut mit feuchter Erde bedecken. Die Jungpflanzen allerdings keinsfalls nur in Wasser legen, sondern einen nassen Erdbrei bevorzugen, der das Wurzelmaterial umgibt. Bei Bedarf zusätzlich noch gegen Sonne und Wind schützen.

Falscher Einschlag! Die Jungpflanzen wurden im Bündel belassen und in Wasser gelegt – Bild: Wald-Prinz.de

Das richtige Pflanzgerät

Das richtige Pflanzverfahren richtet sich nach der Wurzelgröße der Douglasienpflanze. Die Wurzeln müssen vollständig und ohne Verbiegen im Pflanzloch/-spalt Platz finden. Als geeignete Pflanzverfahren stehen je nach Wurzelgröße das Rhodener Verfahren, die Hohlspatenpflanzung und die Lochpflanzung zur Verfügung.

Pflanzhaue: Der Klassiker ist die „Rhodener Pflanzhaue nach Hartmann“. Allerdings erfordert der richtige Arbeitsablauf viel Übung. Die Rhodener Pflanzhaue gibt es sowohl mit schmalem als auch breitem Blatt. Hartmann-Hauen sind wenig pflegeintensive Pflanzgeräte für die Pflanzung von mittleren bis großen, herz- und pfahlwurzelnden Nadel- und Laubholzpflanzen. Geeignetes Verfahren auf steinigeren und dichter gelagerten Böden. Der Pflanzplatz muss nicht geräumt werden.

Rhodener Pflanzhaue – Bild: Grube

Wiedehopfhaue: Eine Wiedehopfhaue gehört aus einem Stück geschmiedet. Sie ist mit ovalem oder eckigem Blatt erhältlich. Für steinige, durchwurzelte Böden sowie Humusauflage. Zum Pflanzen von kleinen und mittelgroßen Pflanzen ohne Pfahlwurzeln. Für Douglasien-Pflanzung eher nicht geeignet.

Wiedehopfhaue mit ovalem Blatt – Bild: BrennerForst

Hohlspaten: Der Hohlspaten eignet sich zur Pflanzung von wurzelnackten Pflanzen mit üppigem Wurzelwerk und insbesondere für Ballenpflanzen (durch Ballenpflanzung ganzjährige Pflanzung möglich). Außerdem für Pfahl- und Herzwurzler mit einer Wurzellänge bis zu 25 cm. Der Boden sollte allerdings nicht zu steinig und wurzelarm sein. Auch zur schonenden Werbung von Wildlingen geeignet.

Hohlspaten – Bild: SHW

Einmal abgesehen davon, dass in weiten Landesteilen Deutschlands Untertitel durchaus hilfreich wären, haben die Bayerischen Staatsforsten wieder einmal ein ganz hervorragendes Tutorial zur Lochpflanzung mit dem Hohlspaten erstellt:

Göttinger Fahrradlenker: Der Göttinger Fahrradlenker ist ein Pflanzgerät zur Kleinpflanzung von Laub- und Nadelhölzern im Wurzelgrößenbereich bis ca. 30 cm. Er wurde in Zusammenarbeit mit der FH Göttingen für das Pflanzen von verschultem Material entwickelt. Die Pflanzen sitzen bei diesem wurzelschonenden Verfahren gerade und voll im Mineralboden – wichtig für einen guten Anwuchserfolg.

Planzwerkzeug „Göttinger Fahrradlenker“ – Bild: Grube

Erfahrungsbericht: Pflanzung mit dem Göttinger Fahrradlenker

Pflanzspaten mit Lenkergriff: Beim Göttinger Fahrradlenker handelt es sich im Grunde genommen um einen Pflanzspaten, auf dessen oberen Ende ein Fahrradlenker montiert wurde.Das Pflanzgerät besteht aus einem massiven Blatt aus Qualitätsstahl mit einer Längssicke zur Versteifung, einer höhenverstellbaren Verlängerung aus Vierkantrohr und dem Griffrohr mit fahrradlenkerähnlichem Zweihandgriff. Auf Höhe der Blattoberkante ist einseitig eine Tritthilfe angeschweißt, so dass das Pflanzgerät wie ein Spaten eingetreten werden kann.

Ergonomisch: Dieses Pflanzverfahren mit hoher Leistung (55-90 Pfl./Std) ist einfach und schnell erlernbar. Der Göttinger Fahrradlenker ist größenindividuell einstellbar und bietet durch die überwiegend aufrechte Körperhaltung ergonomische Vorteile.

Signalfarbe: Der Göttinger Fahrradlenker von Grube fällt im ersten Moment rein optisch durch die wenig dezente rosa Farbe auf. Das hat allerdings absolut Sinn. Während der Pflanzung wird er oft beiseite gelegt um z.B. neue Pflanzen zu holen. Wer schon einmal teure Forstgeräte im Wald verloren hat, weiss die extrem auffällige Signalfarbe zu schätzen.

Kein Leichtgewicht: Der zweite Aha-Effekt kommt, wenn man das Pflanzgerät zum ersten Mal hebt. Fast 5,0 kg sind nicht von Pappe, wenn man die Vielzahl der Pflanzungen an einem Tag bedenkt. Aber das Gewicht macht auch Sinn. Alleine durch seine solide Ausführung und seine Masse dringt der Göttinger Fahrradlenker überraschend leicht auch in schwierigen Boden ein. Selbst daumendicke Wurzeln werden mit Leichtigkeit durchtrennt, wenn das Gerät mit etwas „Schmackes“ in den Boden gerammt wird.

Im folgenden wird das Standardpflanzverfahren mit dem Göttinger Fahrradlenker am Beispiel von zweijährigen, verschulten Douglasienpflanzen beschrieben. Mit dem Pflanzgerät wird eine bebilderte Bedienungsanleitung geliefert:

Pflanzen mit dem Göttinger Fahrradlenker im Standardverfahren – Bild: Grube

Wurzeldeformation vermeiden: Die Wurzeln der Jungpflanzen müssen vollständig und ohne Verbiegen im Pflanzspalt Platz finden. Bei Naturverjüngung/Saat sind Wurzeldeformationen seltener und schwächer als bei den Pflanzungen. Die für die Stabilität so kritischen extremen Deformationen sind bei den Pflanzungen fast fünf mal so häufig wie bei Naturverjüngung/Saat. Oberstes Ziel muss es daher sein, die Wurzelentwicklung so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Ein tiefer Pflanzspalt, in dem die Hauptwurzel ohne große Verkrümmungen unterzubringen ist, erlaubt ein wurzelschonendes Einbringen der Jungpflanze.

Kein Wurzelschnitt: Nach neuesten Erkenntnissen schadet der Wutzelschnitt mehr, als er hilft. Innerhalb der Erde sind die Schnittflächen der Wurzeln Einfallstor für Pilze. Wenn überhaupt sollten nur überlange Seitenwurzeln, oder die Feinwurzelspitze der Hauptwurzel und eventuell beschädigte Wurzeln beschnitten werden. Auf keinen Fall sollte der Wurzelschnitt dazu verwendet werden, die Wurzeln für ein ungeeignetes Pflanzverfahren zurechtzustutzen.

Je kleiner bzw. jünger die Douglasien-Pflanzen gewählt werden, desto geringer ist das Risiko von Wurzeldeformationen durch unsachgemäße Pflanzung.

Pflanzstelle frei treten – Bild: Wald-Prinz.de

Pflanzstelle freitreten: Gutes Schuhwerk ist im Wald immer wichtig. Um die Pflanze auch zuverlässig bis zum Mineralboden einzubringen, ist es ratsam mit dem Stiefel zunächst die Stelle frei zu treten. Da schlechtes, nasses Wetter das beste Wetter für eine Pflanzung ist, empfehlen sich Schnittschutz-Gummistiefel. Die sind zum einen wasserfest und gegen Matsch immun, zm anderen schützt die verstärkte Zehen- und Fersenkappe den Fuß, falls man beim Freitreten gegen ein verborgenes Hindernis tritt.

Einstechen: Ist die Pflanzstelle bis auf den Boden freigelegt, setzt man den GöttingerFahrradlenker an. Wenn man je nach Bodenbeschaffenheit das Blatt nicht gleich auf ganzer Länge einstechen kann, sollte man mit dem Fuß auf der Eintritthilfe etwas Gewicht auf das Pflanzgerät bringen und mit leichtem Wackeln wird das Blatt mit geringem Kraftaufwand seinen Weg in die Erde finden. Unbedingt das gesamte Blatt einstechen! Der Pflanzspalt muss mindestens 5 cm tiefer sein, als die maximale Wurzellänge der Pflanze beträgt.

Pflanzspalt öffnen: Jetzt sollte man möglichst ergonomisch und kraftsparend den Pflanzspalt öffnen. Dazu zunächst mit gestreckten Armen und geradem Rücken den Lenker nach vorne drücken und danach nach hinten ziehen. Die Größe des Pflanzspaltes ist äbhängig von der Wurzelgröße/-länge der Jungpflanzen, von der Bodenbeschaffenheit bzw. der Bodenfeuchtigkeit.

Pflanzspalt mit Douglasienpflänzchen – Bild: Wald-Prinz.de

Pflanzt man in einen feuchten „klebrigen“ Boden, kann man den Göttinger  Fahrradlenker herausziehen, ohne dass der Spalt durch nachrieselnden Dreck sofort wieder verschlossen wird. Neigt die Erde dazu, sofort in den Pflanzspalt zu fallen, sollte man das Pflanzgerät nicht herausziehen, sondern den Lenker etwas drehen und ein wenig zur Seite herunterdrücken. Der Pflanzspalt bleibt so offen und die Pflanze kann eingesetzt werden.

Tief rein, dann hochziehen: Häufigste und gravierendste Fehler bei der Pflanzung sind die zu geringen Pflanzloch- und -spalttiefen, sowie ein unzureichendes Hochziehen vor dem Schließstich und Festtreten. Am besten führt man die Wurzeln der Pflanze so tief wie möglich ein, um sie dann wieder bis zur richtigen Höhe herauszuziehen. Dabei entfalten sich die feinen Wurzeln optimal und liegen ohne Knick in ihrer natürlichen Lage.

Als Faustregel gilt: die maximale Wurzellänge der Pflanze plus mindestens 5 cm, um genug Spielraum zu haben, dass man durch ein Hochziehen die Wurzeln ausrichten kann.

Schließstich mit Göttinger Fahrradlenker – Bild: Wald-Prinz.de

Pflanzspalt schliessen: Es ist unbedingt zu vermeiden, dass sich die Wurzeln der Jungpflanze unterirdisch in einem Hohlraum befinden. Sie würden austrocknen und die Pflanze absterben. Um das zu vermeiden mit dem Pflanzgerät zunächst etwas vor dem Pflanzspalt erneut einstechen („Schließstich“), mit einer ziehenden Hebelbewegung des Lenkers erst unten die Erde an die Pflanzenwurzeln drücken („unterstechen“), dann mit einer drückenden Bewegung den Pflanzspalt oben beidrücken. Im Bild rechts kann man erkennen, wie der Pflanzspalt unten bereits geschlossen ist. Die feuchte Erde wird an die wurzelnackte Douglasienpflanze gedrückt. Beste Voraissetzungen für einen guten Anwuchserfolg.

Falls die Pflanze nicht vollständig gerade steht, kann man danach seitlich neben der Pflanze einstechen und mit einer Drehbewegung am Lenker die Jungpflanze in Position drücken. Mit ein paar Stichen um die Pflanze herum lockert man die Erde und schliesst Hohlräume. Zum Schluss mit dem Stiefel die Pflanze antreten, dabei aber nicht das zarte Stämmchen verletzen.

2-Mann-Verfahren

Stehen für die Pflanzaktion zwei Personen zur Verfügung, kann die Pflanzung mit dem Göttinger Fahrradlenker auch im sog. 2-Mann-Verfahren durchgeführt werden. Für die Person am Pflanzgerät entfällt der Griff zur Jungpflanze und das Einführen der Pflanze. Dadurch muss der Fahrradlenker nicht mehr abgesetzt werden. Der „Pflanzgutführer“ hat die etwas undankbare Aufgabe in gebückter Haltung die Pflanze bereitzuhalten, einzuführen und nach der Pflanzung die Jungpflanze anzutreten.

Göttinger Fahrradlenker im Zweimannverfahren nach Braun – Bild: Grube

Harmonieren beide Arbeiter gut, ist sowohl die Pflanzleistung, als auch die Pflanzqualität hervorragend. Harmonieren sie nicht – gibts Streit…

Douglasienpflänzchen frisch eingepflanzt – Bild: Wald-Prinz.de

Nach der Pflanzung

Schwierige Jugend: Im Vergleich zu anderen Baumarten erweist sich die Douglasie in der Kulturphase im Allgemeinen als empfindliche „Mimose“. Douglasien-Pflanzungen sind in der Kulturphase außerordentlich empfindlich und bedürfen größerer Aufmerksamkeit und eventuell höherer Aufwendungen als andere Baumarten. Ein noch höheres Risiko besteht jedoch in der Jugendphase. Schon in der Baumschule müssen die Pflanzen äußerst sorgfältig behandelt werden, erst Recht bei der Ausbringung im Wald. Douglasien müssen sehr sorgfältig gepflanzt werden, ansonsten kann es zu teuren Ausfällen kommen. Befall durch Rüsselkäfer kann in den Kulturen zum Problem werden, und auch insgesamt sind die Kosten der Anpflanzung höher als bei der Fichte.

Fegeschaden Douglasie – Bild: Wald-Prinz

Keine Nachpflanzung: Die Douglasie neigt grundsätzlich zu ungleichmäßigen Kulturen. Selbst bei homogenem Pflanzmaterial bester Qualität entwickelt sich rasch eine starke Differenzierung. Ganz offensichtlich schlagen kleinstandörtliche Unterschiede auf Mortalität und Wachstum stärker durch als die Homogenität des Pflanzmaterials. Eine wichtige praxisrelevante Konsequenz ist die Empfehlung, in Douglasienkulturen grundsätzlich von Nachbesserungen abzusehen. Es sei denn, die Probleme gehen offenkundig auf extreme Witterungsereignisse oder gravierende Qualitätsmängel des Pflanzmaterials bzw. bei der Pflanzung zurück.

Wilddruck: Douglasienkulturen sind hinsichtlich Verbiss und Verfegen stark gefährdet. Rehböcke fegen gerne an Douglasien. Ohne [intlink id=“2592″ type=“post“]Wildzaun[/intlink] besteht kaum eine Chance gegen den Verbiss.

Verunkrautung: Nach der Pflanzung kann es in den ersten zwei bis drei Jahren nötig sein, die Douglasien von stark verdämmender Konkurrenzvegetation (z.B. Brombeere) freizuhalten.

Die Kosten

Eine Pflanzung ist kein günstiges Unterfangen.

Kosten Pflanzgerät: Ein Göttinger Fahrradlenker kostet bei Grube-Shop.de aktuell 119,00 € (inkl. 19% USt) zuzüglich 4,95 € Versandkosten. Das Gerät ist allerdings so grunsolide gebaut, dass es bei semiprofessionellem Einsatz wohl mehrere Waldbesitzer-Generationen überdauern dürfte. Für den Fall der Fälle sind sämtliche Einzelteile des Göttinger Fahrradlenkers einzeln nachkaufbar.

Kosten Pflanzmaterial: zweijährige, wurzelnackte Douglasien-Pflanzen liegen bei rund 0,50-0,60 €/Pflanze. Für den Privatwaldbesitzer empfiehlt sich der Bezug über den örtlichen Waldbauernverein oder über den Privatwaldbetreuer des zuständigen Forstamtes. So kommt man i.d.R. in den Genuss besserer Preise und frischeren Materials.

Bestellung via Internet: Douglasienpflanzen kann man aber auch über das Internet bestellen. Exemplarisch haben wir das Angebot an Douglasien-Jungpflanzen der Müller Münchehof Pflanzen GmbH dargestellt (Stand 11/2016).

Achtung: 10%-Rabatt: Als wir den Geschäftsführer der Müller Münchehof Pflanzen GmbH um Erlaubnis zur Veröffentlichung seiner Douglasien-Preise gebeten haben, hat sich ein nettes Gespräch entwickelt. Im Verlauf hat sich Herr Müller bereit erklärt, Wald-Prinz.de-Lesern einen Rabatt von 10% auf den Warenwert des kompletten Sortiments zu gewähren! Einfach bei der Online-Bestellung kurz vor der Bezahlung unter „Gutschein einlösen“ folgenden Rabatt-Code eingeben: Wald-Prinz

PflanzenartArtAlterHöhePreis
Douglasiewurzelnackt2-jährig10-25 cm0,41 €
Douglasiewurzelnackt2-jährig15-30 cm0,52 €
Douglasiewurzelnackt2-jährig20-40 cm0,65 €
Douglasiewurzelnackt3-jährig25-50 cm1,08 €
Douglasiewurzelnackt3-jährig20-40 cm1,12 €
Douglasiewurzelnackt3-jährig30-60 cm1,18 €
Douglasiewurzelnackt3-jährig40-70 cm1,23 €
Douglasiewurzelnackt3-jährig30-60 cm1,41 €
Douglasiewurzelnackt4-jährig25-50 cm1,08 €
Douglasiewurzelnackt4-jährig30-60 cm1,18 €
Douglasiewurzelnackt4-jährig40-70 cm1,27 €
Douglasiewurzelnackt4-jährig50-80 cm1,35 €
Douglasiewurzelnackt4-jährig80-120 cm1,65 €
DouglasieKleincontainero.A.20-40 cmab 2,79 €
DouglasieKleincontainero.A.25-50 cmab 2,99 €
DouglasieKleincontainero.A.30-60 cmab 3,49 €

Kosten Pflanzung: Die manuelle Pflanzung von Douglasien-Pflanzen lassen sich Lohnunternehmen mit rund 0,30-0,35 €/Pflanze bezahlen. Zumindest diesen Kostenblock kann sich der Privatwaldbesitzer sparen, wenn er auf Eigenleistung setzt.

Kosten Wildzaun: bei Kosten von rund 5,00 €/m Wildzaun läßt sich ein quadratisches Waldstück von einem Hektar Fläche im besten Fall mit 2.000 € einzäunen (100 x 100 x 100 x 100m = 400 m Zaun). Kleinere, längliche Stücke sind proportional teurer. So kostet ein halber Hektar von 100 x 50 x 100 x 50 m nicht die Hälfte (1.000  €) sondern 1.500 €, da 300 Meter Zaun anfallen.

Gesamtkosten/Hektar: Wenn man die Bepflanzung durch ein Lohnunternehmen durchführen läßt, ergeben sich die folgenden Gesamtkosten:

  • 1.375 € Pflanzmaterial (2.500 Pflanzen, 0,55 €/Pflanze)
  • 875 € Pflanzkosten (Lohnunternehmen, 0,35 €/Pflanze)
  • 2.050 € Wildzaun (Beispiel: Pflanzfläche 80 x 125 m = 410 m, 5,00 €/m)
  • 4.300 €/ha Gesamtkosten = 0,43 €/m²

Die Rechnung zeigt, dass der größte Kostenhebel eindeutig beim Wildzaun besteht. Hier lohnt sich der Kostenvergleich am meisten! Inzwischen haben sich im Internet „Zaun-Spezialisten“ etabliert, die Komplettzäune inkl. Knotengeflecht, feuerverzinkter Zaunpfosten und Drahtspanner zu attraktiven Preisen anbieten.

Weiterführende Literatur

Dem Thema „Begründen und Verjüngen von Waldbeständen“ wurde im Fachbuch „Der Forstwirt“ ein ganzes Kapitel gewidmet. Dort werden z.B. ausführlich die diversen Pflanzverbände (je nach Baumart) und Pflanzverfahren erläutert. Auch das nachfolgende Kapitel „Schützen von Waldbeständen“ ist in diesem Zusammenhang absolut lesenswert.

Das einzige Manko dieses Buches ist der „Schulbuch-/Ausbildungs-Charakter“. Das verwundert allerdings auch nicht, da „Der Forstwirt“ von den Waldarbeitsschulen der Bundesrepublik Deutschland herausgegeben wird.