Wildzaun bauen: Schutz von Forstkulturen mit Knotengeflecht und Co.

Ob Naturverjüngung oder künstliche Pflanzung, wer auf größeren Waldflächen Wildschäden vermeiden möchte, kommt um den Bau eines Wildzaunes kaum herum. Denn angesichts des hohen Wildbestandes können junge Forstkulturen nur entstehen, wenn sie vor Reh-, Rot- und Schwarzwild ausreichend geschützt sind. Wald-Prinz.de hat die diversen Aspekte rund um das Thema „Wildzaun“ zusammengestellt und zeigt an einem konkreten Praxisbeispiel „Wildzaun mit Knotengeflecht und Z-Profilen“, dass mit ein wenig Hintergrundwissen auch der Forstlaie einen soliden Wildzaun halbwegs kostengünstig aufstellen kann.

Wildzaun mit Knotengeflecht und Z-Profilen als Zaunpfähle – Bild: Wald-Prinz

Wildzaun: Schutz gegen Fegeschäden und Wildverbiss

Ein solide gebauter Wildzaun bietet den wirksamsten Flächenschutz gegen Fegeschäden und Wildverbiss. Der Wildschutzzaun ist die wirkungsvollste, zugleich allerdings auch teuerste Schutzmaßnahme. Seine Erstellung will daher wohl überlegt sein.

Erstaufforstung? Wildzaun! Da Pflanzmaterial und Arbeitslohn für Forstkulturen erhebliche Kosten verursacht, sind Waldbesitzer in vielen Fällen gezwungen, mit einem Forstzaun auch noch den nächsten Schritt zu gehen, um ihre Forstkulturen vor Schäden durch Wildverbiss zu schützen. Erstaufforstungen auf größeren Flächen sind mit Einzelschutzmaßnahmen alleine aufgrund der Pflanzzahlen nicht wirtschaftlich sinnvoll zu schützen.

Weihnachtsbaum-Kultur? Wildzaun! Für Besitzer von Weihnachtsbaumkulturen stellt sich die Frage nach einem Wildzaun meist gar nicht. Wenn an einem regulären Nadelbaum vom Rehwild die Knospen verbissen werden, kann man das vielleicht noch verschmerzen. Aber bei einem Christbaum muss die gesamte Optik des Baumes stimmen, sonst kann er meist nur noch als Lieferant für Schmuckreisig dienen. Zudem müssen die wertvollen Weihnachtsbäume gegen Diebstahl geschützt werden. Daher verwenden die Kultur-Besitzer gerne zum oberen Abschluß des Wildzaunes einen Stacheldraht.

Einzelschutz vs. Forstzaun: Beim Einzelschutz gegen Schäl- und Verbissschäden werden grundsätzlich nur die Z-Bäume geschützt, das wären dann z.B. bei Fichte 200-300 Bäume je Hektar. Bei einer Anpflanzung sind aber 2.000-3.000 Jungpflanzen je Hektar zu schützen, da sich ja noch keine Z-Bäume herauskristallisiert haben. Zudem ist bei Jungpflanzen eher der Verbiss zu verhindern, weniger das Schälen bzw. Fegen. Grundsätzlich gilt: Bei kleineren Flächen macht der Einzelschutz mit Fegespiralen, Verbissklemmen, Schafwolle etc. mehr Sinn. Bei größeren Kulturflächen empfiehlt sich der Schutz durch einen Wildzaun.

Verschiedene Wildzaun-Typen

Pfahlzaun: Beim klassischen Pfahlzaun dienen Pfähle als Träger für das Zaungeflecht. Für die Haltbarkeit ist die Wahl der Holzart von großer Bedeutung (siehe „Haltbarkeit je nach Holz“). Es werden aber auch druckimprägnierte Holzpfähle, Metall- und Kunststoffpfähle im Handel angeboten, die eine deutlich längere Standzeit besitzen, aber natürlich auch höhere Kosten verursachen.

Hordengatter aus Holzlatten: Hordengatter werden in der Regel aus unbehandelten Holzlatten, meist Dachlatten gefertigt. Die rund 4 m langen Zaun-Segemente werden auch Horden genannt. Diese Horden werden mit Hilfe von Schablonen quasi im Akkord zusammengenagelt. Das unbehandelte Nadelholz bietet meist solange Schutz, bis die jungen Triebe nicht mehr verbissen werden. Danach verrotten die Elemente vor Ort. Ein Abbau und die anschließende Entsorgung ist nicht notwendig. Ist der Zaun an einer Stelle reparaturbedürftig, reichen zurechtgeschnittene Dachlatten, Hammer und Nagel. Im Notfall wird einfach ein ganzes Segment getauscht. Genau so leicht kann der Zaun an jeder Stelle geöffnet und wieder verschlossen werden, wenn z.B. ein Befahren der Fläche notwendig ist. In preislicher Hinsicht kann ein Hordengatter mit einem Knotengeflecht-Zaun allerdings nicht mithalten.

Hordengatter aus Dachlatten - Bild: Wald-Prinz
Hordengatter aus Dachlatten – Bild: Wald-Prinz

Tragseilhängeverfahren mit Pendel- und Scherenstützen: Diese Zaunart ist im nicht-alpinen Bereich eher selten anzutreffen. Der Vorteil dieser Zaunart liegt darin, dass auf einer graden Strecke meist nur der Anfangs- und Endpfosten benötigt wird. Im Prinzip wird das Knotengeflecht zwischen diesen beiden Pfosten wie an einer überdimensionierten Wäscheleine aufgehangen. Alle 20-25 Meter oder eben je nach Landschaftsprofil halten Zwei- oder Dreibein-Stützen das Seil in die Höhe. Diese Stützen müssen nicht in den Boden eingelassen werden. Zwischen diesen Stützen werden alle 2-3 Meter Haltedrähte am Tragseil fixiert, an denen der Zaun aufgehangen wird. Im unteren Bereich halten Bodenanker bzw. Häringe den Zaun am Boden fest. Bei dieser Zaunart müssen die Anfangs- und Endpfosten sowie das Stahlseil entsprechend stark dimensioniert sein.

Elektrozaun: Ein elektrischer Wildzaun unterscheidet sich vom Prinzip her nicht groß von einem elektrischen Weidezaun. Der wesentliche Unterschied liegt in der Anzahl und Anbringung der stromführenden Drähte. Während ein Weidezaun meist auf eine einzige Tierart ausgerichtet ist, muss ein Wildzaun sich gegen mehrere Tierarten behaupten. Daher sind meist rund acht Drähte in unterschiedlichen Höhen (von 20 cm bis 200 cm Höhe) gespannt, um Wildschweine ebenso abzuhalten, wie Hirsche. Die meist als Pfahlzäune errichteten Elektrozäune kommen mit weniger Pfählen aus (8m Pfahlabstand), da selbst Wildschweine nicht auf die Idee kommen, sich gegen einen stromführenden Draht zu drücken. Zu beachten ist, dass die Zauntrasse regelmäßig frei zu schneiden ist, damit Gras oder andere Pflanzen keine Erdung bewirken. Die z.T. solargespeisten Zaungeräte sind zwar nicht gerade günstig, aber der Zaun selbst ist aufgrund der einfacheren Bauweise deutlich günstiger aufzustellen.

Der Wildzaun-Klassiker: Knotengeflecht

Knotengeflecht: Wildschutzzäune aus Knotengeflechten bieten eine besonders günstige und leicht realisierbare Möglichkeit, große Zaunlängen zu erstellen. Wildzäune sollten immer verzinkt sein, damit sie langlebig sind und der Witterung Widerstand leisten können. Die Zäune sind in unterschiedlichen Zaunhöhen und Drahtstärken erhältlich. Je nach Maschenweite kann ein Wildzaun selbst Kleinwild wie Hase und Fuchs fernhalten.

Eine typische Bezeichnung wie z.B. “ L 180/23/15″ wird wie folgt aufgeschlüsselt:

  • L 180/23/15 => der Buchstabe gibt einen Hinweis auf die verwendete Drahtstärke
    – L
    = leichte Ausführung (1,6-2,0 mm Draht-Durchmesser)
    – M
    = mittlere Ausführung (2,0-2,5 mm Draht-Durchmesser)
    – S
    = schwere Ausführung (2,5-3,0 mm Draht-Durchmesser)
  • L 180 /23/15 => Die erste Zahl ist einfach die Zaunhöhe in cm, hier beispielsweise 180 cm
  • L 180/23/15 => Die zweite Zahl gibt die Anzahl der horizontalen Querdrähte an. Je größer die Anzahl der Querdrähte, desto dichter ist das Knotengeflecht. Allerdings ist diese Zahl immer nur bei gegebener Zaunhöhe vergleichbar, da ein höherer Zaun bei gleichem Drahtabstand logischerweise mehr Querdrähte aufweist. Zudem variiert der Abstand der Querdrähte. Im unteren Bereich sind die Abstände meist geringer, nach oben hin, werden die Abstände weiter.
  • L 180/23/15 =>Die dritte Zahl gibt den Abstand der Längsdrähte in cm an; je größer die Zahl desto weitmaschiger ist das Knotengeflecht. Nahezu alle angebotenen Knotengeflechte verwenden einen Längsdraht-Abstand von 15 cm.

Kein Leichtgewicht! Knotengeflecht wird immer mit einer Rollenlänge von 50m ausgeliefert. Eine Rolle Knotengeflecht für den Forstbereich wiegt, je nach Zaunhöhe, zwischen 30 und 50 kg. Spätestens wenn man eine 50kg-Rolle Zaun auf der Schulter an eine schwer zugängliche Stelle wuchten muss, denkt man über das Thema Wald & Jagd ganz anders nach…

Knotengeflecht-Wildzaun (200/23/15) gegen Rotwild mit engem Pfostenabstand von nur 3 Metern – Bild: Wald-Prinz

Wie hoch muss der Wildzaun sein?

Ein Wildzaun muss so stabil und dicht gebaut sein, dass die bedrohende Wildart über einen Zeitraum von Jahren hinweg nicht durch den Zaun gelangen kann. Jede Wildart hat dabei seine eigenen Zaundimension. Die erforderliche Zaunhöhe, Drahtstärke und Maschengröße wirkt sich natürlich auf den Laufmeterpreis aus.

  • Hasen: 0,80 m, im Bodenbereich engmaschig nicht über 5 cm Maschenhöhe, Häringe!
  • Kaninchen: 0,80 m (können im Winter auf fester Schneedecke auch höhere Zaunbereiche erreichen!)
  • Schwarzwild: 1,20 m, Zaunstärke S-/SU-Typ
  • Rehwild: 1,50 m; Pfahlabstand max. 4m, Geflecht 150/13/15, Zaunstärke L-Typ
  • Rotwild: 1,80-2,00 m; Pfahlabstand max. 5m, Geflecht 180/24/15 oder 200/22/15
Die im Forst üblichen Knotengeflechte – Grafik: Attinger Geflechte

Einige Preisbeispiele für Knotengeflecht;

Wem eine Höhe von 2,00 Metern für einen Rotwild-dichten Wildzaun übertrieben erscheint, wird durch ein Foto des Naturfotografen Uwe Haßler eines besseren belehrt. Hirsche sind sprungewaltige Tiere. Eine Zaunhöhe von 1,50 Metern reicht für Rehwild aus, aber ein hungriger Hirsch nimmt bei diesem Schutzzaun nur kurz Anlauf.

Hirsch überspringt einen 1,50 m hohen Knotengeflecht-Wildzaun – Bild: Uwe Haßler

Wildzaun Pfostentypen

Im Handel sind fertige Pfähle aus verschiedenem Material erhältlich. Am günstigsten sind dabei Metallprofile mit 6,50 bis 7,90 Euro pro Stück. Aus Lärchenfaserholz oder schwachen Blochen selbst hergestellte Pfähle sind mit einem Stückpreis von zwei bis vier Euro wesentlich günstiger kalkulierbar.

Holzpfosten: Das gängigste Pfostenmaterial ist Holz. Hier ist die Haltbarkeit der Zaunpfosten stark abhängig von der Holzart bzw. der Holzbehandlung. Druckimprägnierte Holzpfosten aus Nadelgehölzen (Klasse A) halten je nach Witterungsverhältnissen ca. 6 bis 10 Jahre.

  • Fichte: bis 5 Jahre
  • Kiefer: 5-7 Jahre (druckimprägniert > 10 Jahre)
  • Lärche: 12 Jahre
  • Eiche: 8-12 Jahre
  • Robinie: > 20 Jahre da Hartholz mit sehr hohem Ölgehalt
    (wirkt selbstimprägnierend)
Z-Profil Wildzaun-Pfosten – Bild: Wald-Prinz

Stahl Z-Profile: Z-Profil-Zaunpfosten sind aus verzinktem Bandstahl gefertigt und werden zum Aufstellen von Knotengeflechten verwendet. Sie weisen meist eine Materialstärke von 1,5 mm auf. In zauntypengerechten Abständen sind Befestigungshaken eingestanzt. Das ermöglicht die einfache und schnelle Aufhängung der Knotengeflechte. Jeder 4. bzw. 5. Haken weist nach unten, um das Ausheben des Geflechtes zu verhindern. Es ist also kein weiteres Befestigungsmaterial nötig. Wenn das Knotengeflecht auf Spannung gebracht wurde (s.u.), ist das Einhaken des Wildzauns überraschend schnell erledigt. Pro Pfosten dauert das weniger als eine Minute! Korrekturmaßnahmen oder der Abbau get ebenfalls schnell von der Hand. Kein Vergleich zu Zaunpfählen aus Holz und den dort üblichen einzuschlagenden Krampen. Die Feuerverzinkung garantiert lange Standzeiten und ermöglicht einer mehrfache Verwendung der Z-Profil-Zaunpfähle.

Preisbeispiel für Z-Profile: 105 Stück 2,50 m Z-Profil Zaunpfosten: 715,00 € (inkl. Versand)

Wildzaun-Bau Schritt 1: Trasse festlegen

Trasse festlegen: Zunächst ist zu ermitteln, wie der Wildzaun verlaufen soll.  Aus dem Treassenverlauf ergibt sich der Materialbedarf. Dabei nicht nur den Bedarf an an Knotengeflecht bedenken! Nichts ist ärgerlicher, als im Wald feststellen zu müssen, dass man zu wenig Zaunpfähle gekauft hat, oder ein paar Drahtspanner fehlen.

Abstand halten: Zu Wegen ist sinnvollerweise ein Abstand von 3-4 Metern zu halten. Um die Eckpfosten abzustreben, empfhielt sich ein Erdanker und ein Spanndraht. Alleine damit man nicht gezwungen ist, diesen auf dem Nachbargrundstück einzuschlagen, sollte auch hier ein sinnvoller Abstand eingehalten werden. Wenn im Nachbarbestand sturmgefährdete Fichten stehen, ist es eine Frage der Zeit, wann einer der Bäume auf den Zaun fällt und dem Wild ein willkommenes Einfalltor eröffnet. Wenn möglich sollte man mit dem Zaun zu diesem Wackelkandidaten Abstand halten. Wo dies nicht möglich ist, sollte man in Erwägung ziehen, die sturmgefährdeten Nadelbäume großzügig mit einzuzäunen.

Sinnvolle Flächengröße: Die umzäunte Waldfläche sollte nicht größer als 2-3 Hektar sein, denn dann ist der Zaun auf der gesamten Zaunlänge nicht wilddicht zu halten. Wenn das Wild dann innerhalb einer so großen Fläche eingedrungen ist, bekommt man es zudem kaum wieder aus dem Schutzbereich heraus.

Wildzaun-Bau Schritt 2: Pfosten, Eckpfähle und Verstrebungen setzen

Pfostenabstand: Der Pfostenabstand des Wildzaunes hängt von der Pfostenart, der Zaunhöhe und vom Wilddruck ab. Aber in der Regel reicht ein Pfosten alle vier Meter aus. Bei Z-Profilen wird ein Pfostenabstand von 2,5 bis 3 Metern empfohlen.

Eckpfähle und Endpfosten: Eck-und Endpfosten tragen die gesamte Zuglast. Daher sollten diese aus Stabilitätsgründen 60-80 cm tief eingelassen werden. Zudem sind hier immer Streben anzubringen.

Streben: Die durch das Spannen entstehenden Zugkräfte werden am Zaunanfang und Zaunende durch je eine Strebe abgefangen. Zaunstreben sind möglichst lang, also am oberen Ende des Eckpfostens und im 45 Grad-Winkel anzusetzen. Eckpfosten und Mittelabstrebungen (im geradlinigen Zaunverlauf alle 30 – 50 Meter) werden mit je zwei Streben gesichert. Im Bodenbereich ist die Strebe mit einem Häring abzustützen, damit beim Spannen des Zaungeflechts der Pfosten nicht umgezogen wird.

Verstrebungen bei Z-Profilen: Die Befestigung der Streben an den aufrecht stehenden Pfosten geschieht mithilfe einer Maschinenschraube und Mutter, unter Umständen muss dazu zuvor noch ein Loch in das Z-Profil gebohrt werden. Es gibt auch extra Befestigungssätze für Eckverstrebungen.

Einsetz-Tiefe: In der Regel kommen bei Wildzäunen Holzpfosten oder verzinkte Stahl-Z-Profile zum Einsatz. Die Zaunpfosten werden, je nach Bodenverhältnissen, ca. 40-60 cm tief eingerammt. Eckpfosten und Endpfosten, die besondere Kräfte aufnehmen müssen, sollten ca. 60-80 cm tief gesetzt werden. Jeder Zaun ist nur so gut, wie die schlechteste Ecke! Hier sollte man hinsichtlich der Sabilität keinerlei Kompromisse machen.

Rammkatze für Z-Profile – Bild: Grube

Spezialwerkzeuge: Angesichts der Vielzahl der notwendigen Pfähle sollte man sich diese Arbeit unbedingt so einfach wie möglich machen. Gutes Werkzeug und eine durchdachte Technik macht sich hier absolut bezahlt.

  • Pfahlramme/Rammkatze: Eine Hand-Pfahlramme eignet sich sehr gut für ein gefahrloses Einschlagen von Pfählen und Pfosten. Meist sorgen zwei Handgriffe, die sog. Handhaben für optimale Führung, z.T. gibt es Pfahlrammen mit drei oder vier Handhaben. Je nach Pfostenlänge sind die Handgriffe seitlich oder nach unten zeigend angebracht. Das Gewicht einer Rammkatze liegt bei rund 13 kg. Es ist zu beachten, dass Z-Profile eine spezielle Z-Profil Zaunramme benötigen, die eine Deformierung der Pfosten verhindert. Als Profilösung werden auch pneumatische Rammkatzen angeboten, die per Druckluft betrieben werden. Aber wer will schon einen Baustellenkompressor in den Wald schleppen.
  • Vorschlaghammer: Das Hantieren mit einem Vorschlaghammer ist bei Pfostenlängen von mehr als zwei Metern nicht unproblematisch, da mit einer Leiter gearbeitet werden muss. Zum einen erhöht dies die Unfallgefahr (daneben schlagen..), zum anderen findet die Leiter bei weichem Untergrund oder steilem Gelände keinen sicheren Stand. Zudem verletzt man mit einem Vorschlaghammer gerne die Pfostenenden, seien es Holzpfosten oder Z-Profile. Besser ist ein spezieller Holzhammer oder ein Vorschlaghammer mit Gummi-/Kunststoff-Kopf zum schonenden Einschlagen von Holzpfählen.
  • Erdlochbohrer/Handerdbohrer: Mit diesen überdimensionierten Korkenziehern werden Erdlöcher mit rund 15 cm gebohrt. Beim Kauf eines Handerdbohrers sollte unbedingt auf Qualität geachtet werden. Ansonsten wird diese Arbeit schnell zur Tortur.
  • Handbagger/Erdlochausheber/Lochspaten: viele Namen, ein Gerät. Zwei Holzstiele sitzen auf einem scherenartigen Gerät mit zwei Hohlspaten. Man rammt das Hohlspaten-Paar mit Wucht in die Erde, drückt die Holzgriffe zusammen und baggert so Schritt für Schritt das Loch bis auf die gewünschte Tiefe aus. So ein Erdlochausheber ist vielseitig einsetzbar.
  • Frontlader: wer einen Traktor mit Fontlader zur Verfügung hat, kann die Pfosten auch mit diesem in den Boden drücken. Allerdings kann der Traktor nicht überall eingesetzt werden.

Wildzaun-Bau Schritt 3: Wildzaun spannen und befestigen

Teamarbeit: Ein Wildzaun kann nicht alleine gesetzt werden! Am besten stehen vier Personen zur Verfügung, die in zwei Teams arbeiten. Während zwei Personen das Knotengeflecht entlang der bereits gestetzten Zaunpfosten ausrollen (unterster Draht des Zaungeflechts liegt entlang der Pfostenreihe), kann das zweite Team den Rollenanfang am Startpfosten mit Krampen befestigen (Holzpfähle) bzw. einhängen und sichern (Z-Profile).

Krampen

Krampen: Bei Holzpfosten kommen sog. Krampen zum Einsatz. Das Knotengeflecht sollte am Start- und Endpfosten mit den U-förmigen Drahtstifen doppelt verkrampt werden, damit die Zugkräfte aufgenommen werden können. An den Zwischenpfosten sind die Krampen allerding nicht zu fest und nicht quer über Knotenpunkte einzuschlagen. Der Draht muss noch durch die Krampen gleiten können, um z.B. später eine Dehnung des Drahtgeflechts durch Nachspannen ausgleichen zu können. Grundsätzlich sollten die Krampen schräg angesetzt werden, damit nicht beide spitzen Enden auf die selbe Holzfaser treffen und stabiler sitzen.

Gatter-Spannschiene: Um beim Einsatz von Knotengeflecht eine solide Zaunspannung herzustellen, empfiehlt sich der Einsatz einer Gatter-Spannschiene. Sie kann an jeder beliebigen Stelle des Wildzaunes eingesetzt werden. Mittels 5-7 Knebelmuttern wird ein Winkelprofil mit dem Drahtgeflecht verbunden. Jetzt kann man per Seilgehänge eine gleichmäßige aber starke Spannung des Wildzauns herstellen. Entweder nutzt man die Anhängerkupplung seines PKW, den Forstschlepper/Traktor oder ein manuelles Wildzaun-Spanngerät wie z.B. einen Ratschen-Hebelzug (s.u.). Man kann ohne weiteres 100 m mit einer Gatterspannschiene und einem Seilzug spannen. 200m sollten jedoch nicht überschritten werden.

Nachdem die Zaunbahn zwischen zwei Eckpfosten straff gespannt wurde, wird das Zaunende so wie der Zaunanfang doppelt verkrampt. Jetzt kann die Zaunspannschiene entfernt werden.

Gatter-Spannschiene aus Winkelprofilen mit Knebelmuttern – Bild: Grube

Zug- und Spanngerät: vor dem Festnageln am Pfosten bzw. dem Einhängen in die Z-Profile muss das Knotengeflecht möglichst straff gespannt werden. Dazu werden im Handel Ratschen-Hebelzüge angeboten. Der Forstspezialist Grube vertreibt z.B. das Spanngerät Power-Puller. Bei Amazon gibt es das Spanngerät ebenfalls. Das mitgelieferte 3 m-Seil wird allerdings über die Umlenkrolle am vorderen Haken wieder zum Seilzug zurückgeführt, so dass man zum Spannen des Wildzauns effektiv nur max. 1,5 m Spielraum hat. Zusätzlich zu dem Seilzug muss also noch eine weitere Kette bzw. ein weiteres Stahlseil verwendet werden, um den Haltepunkt zum Spannen zu erreichen. In der Praxis ist das ein Nachteil. Daher bevorzugen wir den Greifzug (s.u.). Viele Nutzer berichten auch von Schwierigkeiten bei der Entsperrung des Seilzugs.

Seilzug mit Ratsche „Power Puller“ inkl. 3m Stahlseil – Bild: Kerbl

Greifzug: Wir persönlich haben unseren geliebten Greifzug eingesetzt. Damit hat das Spannen des Knotengeflechts ganz wunderbar geklappt. Weil der Greifzug immer mit mindestens 20 m Drahtseil geliefert wird, hatten wir keine Schwierigkeit einen Baum in der Linie des Wildzauns zu finden, der uns als Anker gedient hat. In der Not kann auch die Anhängerkupplung des KfZ herhalten.

Wir haben zum Spannen des Knotengeflechts unseren handlichen 800 kg Greifzug (kostet bei Amazon inkl. Seil keine 120 €) und eine selbstgebaute Spannschiene eingesetzt – Bild: Dema

TIPP: sobald der Zaun halbwegs unter Spannung steht, noch einmal auf ganzer Strecke entlang gehen und kontrollieren, ob sich das Knotengeflecht nicht in einem der Z-Profile verhakt hat. Man zieht diesen Zaunpfahl sonst krumm. Erst nachdem man die volle Spannung erreicht hat, wird dann das gespannte Knotengeflecht an jedem Pfosten eingehangen.

Im Video wird der Spannvorgang per Greifzug und Spannschiene recht klar – Video: Wald-Prinz.de
Feuerverzinkte Drahtspanner – Bild: Wald-Prinz

Drahtspanner: Wo im Zaunverlauf zwei Rollen miteinander verknüpft werden müssen, wird dies mit Hilfe von Drahtspannern erledigt. Wurde die grundsätzliche Spannung mittels Spannschiene herbeigeführt, wird die letztendliche Spannung und insbesondere die Nachspannung ebenfalls mit Drahtspannern erzielt. Dazu wird jeder waagerechte Draht des Knotengeflechts am Zaunanfang und Zaunende mit je einem eigenen Drahtspanner gespannt.

Für einen 100 m langen Zaun der Type L 180/23/15 (Rollenlänge 50 m) werden 3 x 23 = 69 Drahtspanner benötigt, da am Zaunanfang, am Zaunende und zur Rollenverknüpfung jeweils 23 Drahtspanner benötigt werden. Kein unwesentlicher Aufwands- und Kostenfaktor. Ein feuerverzinkter Drahtspanner kostet rund 1,00 €/Stück.

Bodenanker/Heringe: Zum Schluss – entscheidend – muss man das Drahtgeflecht insbesondere bei größeren Pfostenabständen und bei Böschungen und Hanglagen fest am Boden verankern. Wildschweine und sogar Rehe nutzen jede Möglichkeit, um das Knotengeflecht anzuheben und durch die entstandende Lücke zu schlüpfen. Die etwa 40-80 cm langen Bodenheringe können aus Holz oder Metall sein. T-Profil Bodenheringe aus Stahl sind oft eingekerbt und nehmen so den Draht auf. C-Profil Bodenheringe aus verzinktem Bandstahl besitzen meist eine Einhängeöse zum Niederhalten des Drahtgeflechtes. Bei Holzhäringen wird der untere Draht meist angekrampt. Aber auch hier kann man mit der Motorsäge eine Kerbe anbringen.

Kosten-Beispiel: Drahtgeflecht-Wildzaun mit Z-Profilen

Der Wildzaun ist der mit Abstand größte Kostenposten bei einer Erstaufforstung. Der Wildzaun Preisvergleich lohnt sich also. Wer Wildzaun günstig erstehen möchte, ohne dabei Abstriche an der Qualität zu machen, ist inzwischen im Internet sehr gut aufgehoben.

Bei Ebay und Amazon werden laufend Komplettsets angeboten. Ein Preisbeispiel:

Wildzaun-Komplettpaket mit allem für 100m Wildzaun – Bild: Aquagart
  • 100 m Knotengeflecht „Rotwild“ (200/22/15)
  • 30 Z-Profil Zaunpfosten (250 mm)
  • 250 m Spanndraht
  • 20 Drahtspanner
  • 490,00 € (inkl. Lieferung)

Diese Komplettpakete sind preislich durchaus interessant. Denn zwei Rollen Knotengeflecht 200/22/15 sind nie unter 200 € zu haben. Ein Z-Profil mit 250 cm kostet auch immer um die 10 €/Stück (bei 30 Stück also 300€). Somit gibt es die Drahtspanner, den Spanndraht und nicht zu vergessen den Versand als Bonus dazu.

Wildzaun in rechtlicher Hinsicht

Entgegen der landläufigen Meinung ist ein Forstzaun zum Schutz von Forstkulturen nicht genehmigungspflichtig.  Allerdings spielt das Aufstellen eines Wildschutzzaunes gleich in mehrere Rechtsbereiche hinein. Die rechtliche Ausgangssituation:

  • Waldgesetz: Das Umzäunen von Forstkulturen entspricht der waldgesetzlichen Verpflichtung, den Wald vor Schäden zu bewahren. (§ 14 Betreten des Waldes)
  • Naturschutzrecht: Nach Naturschutzrecht dürfen Flächen in der freien Natur u.a. „zur Vermeidung von Schäden an Forstkulturen“ gesperrt werden.
  • Baurecht: nach dem Baurecht sind Wildschutzzäune als offene, sockellose Einfriedungen im Außenbereich genehmigungsfrei, soweit sie dem Schutz von Forstkulturen dienen.

Wie lange muss/darf der Wildzaun stehen bleiben?

Rehwild: In Revieren mit hohem Rehwildaufkommen ist in erster Linie der Verbiss der frischen Knospen zu befürchten. Sind die Bäume innerhalb des Wildzaunes so weit gediehen, dass die Rehe nicht mehr an die Gipfelknospen herankommen, hat der Rehzaun ausgedient. Das ist meist nach 5-7 Jahren der Fall.

Rotwild: Insbesondere bei Fichtenkulturen fürchtet der Waldbesitzer die Winterschäle durch Hirsch und Hirschkuh. Diese Schälschäden treten allerdings erst in späteren Jahren auf. Daher kann es in Rotwildrevieren Sinn machen, den Wildzaun 15 Jahre stehen zu lassen. Danach haben sich die Z-Bäume herausgebildet und man kann zu einem Einzelschutz überwechseln.

Regelmäßige Kontrolle: Nur ein dauerhaft intakter Wildzaun kann seine Funktion erfüllen. Daher muss der Wildzaun auf ganzer Länge regelmäßig kontrolliert werden. Sind noch alle Pfosten intakt? Hat Schwarzwild eine Öffnung geschaffen, durch die das Rehwild eindringt, oder hat ein durch Windwurf gefällter Baum den Zaun niedergedrückt? Alle Schäden am Wildschutzzaun sind unbedingt umgehend zu reparieren.

Zweck erfüllt? Abbauen! Spätestens wenn die vorher schutzbedürftigen Forstpflanzen weitgehend „dem Maul des Wildes“ entwachsen sind, hat der Wildzaun seinen Zweck erfüllt und sollte abgebaut werden. Denn dann sind auch die rechtlichen Voraussetzungen für eine naturschutzrechtliche Zulässigkeit und baurechtliche Genehmigungsfreiheit nicht mehr gegeben.

Wenn eine „erhebliche und flächige“ Beschädigung der Pflanzen weitgehend ausgeschlossen ist, oder wenn ein Zaun aufgrund von Baufälligkeit oder sonstigen Schäden wilddurchlässig geworden ist, ist der Schutzzweck eines Wildzauns regelmäßig nicht mehr gegeben. Der Wildzaun ist dann abzubauen. Unterbleibt der Rückbau des Schutzzaunes durch den Waldbesitzer, stellt dies eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit einem Bußgeld geahndet werden kann! Ebenso untersagt ist es, das alte Knotengeflecht einfach auf einen großen Haufen zu werfen und darauf zu warten, dass es verrottet. Bei solide verzinktem Drahtgeflecht kann man darauf lange warten. Zudem stellt das Drahtwirrwarr eine gefährliche Falle dar, in der Wild jämmerlich verenden kann. So nicht!

Das stellt eine Ordnungswidrigkeit dar! – Bild: Wald-Prinz

Weiterführende Literatur

Dem Thema „Schützen Waldbeständen“ wurde im Fachbuch „Der Forstwirt“ ein ganzes Kapitel gewidmet. Dort werden z.B. Zaunbaugeräte, Zauntypen und Arbeitstechniken erläutert. Insgesamt befassen sich allerdings nur 10 Seiten mit dem Thema Zaunbau. Für einen ambitionierten Privatwaldbesitzer ist das Buch dennoch ein wertvoller Ratgeber.