Baummarkierungen im Wald und was sie bedeuten
Sind Ihnen im Wald schon einmal Baummarkierungen aufgefallen, deren Bedeutung Ihnen nicht geläufig war? Wald-Prinz.de erklärt die Bedeutung der wichtigsten Forstzeichen auf stehendem und liegendem Holz.
Inhaltsübersicht:
Markierung von Z-Bäumen
Z-Baum steht für Zukunftsbaum. Das sind die qualitativ hochwertigsten Bäume im Bestand, die im Rahmen einer Auslesedurchforstung konsequent frei gestellt und somit gefördert werden. Hinter dem Z-Baum-Konzept steht die Erkenntnis, dass der überwiegende Teil des Erlöses mit relativ wenigen, dafür aber besonders prächtigen Bäumen erwirtschaftet wird.
Bäume auszeichnen: In der Forstpraxis werden die Z-Bäume meist auf zwei Arten markiert bzw. ausgezeichnet:
- Mit einem Punkt aus der Spraydose bzw. mehreren Punkten auf jeder Seite des Z-Stammes, so dass der Z-Baum z.B. vom Harvester-Fahrer immer zuverlässig erkannt wird, egal von welcher Seite er anfährt.
- Mit einer umlaufenden Kreis-Markierung die jederzeit von allen Positionen aus erkannt wird. Auch diese Markierung wird oft mit der Spraydose aufgebracht, dann aber im Gegensatz zu Durchforstungsmarkierungen meist mit weißer Farbe. Alternativ können die Z-Bäume mit einem flexiblen Kunststoffband markiert werden.
Weniger gebräuchlich ist die Markierung der Z-Bäume mit einem „z“, „x“ oder „+“. Wie gesagt ist die Markierung nirgendwo festgelegt und liegt im Ermessen des Waldbesitzers bzw. Försters.
TIPP: wenn Z-Bäume mit der Spraydose (Forstmarkierungsfarbe) markiert werden, sollte man keine sog. Neon-Farben verwenden. Diese Leuchtfarben sind zwar hervorragend sichtbar, allerdings altern Neonfarbtöne auch etwas schneller. Denn die Reaktion fluoreszierende Pigmente mit UV-Licht bedeutet auch, dass das UV Licht diese Pigmente im Zeitverlauf abbaut.
Die Z-Baum Markierung besitzt einen dauerhaften Charakter. Verblasst die Forstfarbe im Zeitverlauf, oder werden die Kunststoffbänder vom Wachstum des Stammes weggesprengt, wird die Baummarkierung bei nächster Gelegenheit erneuert. Denn die Z-Baum-Markierung ist für die Bestandpflege extrem hilfreich. Selbst dem Forstlaien fällt es leicht, die richtige Auswahl der zu entnehmenden Stämme zu treffen. Alle Bedränger-Bäume, die der möglichst positiven Entwicklung der Z-Stämme im Wege stehen, müssen Zug um Zug weichen. Der Rest der Stämme bleibt stehen – bis daraus wieder Bedränger erwachsen.
Markierung von Rückegassen
Sobald in einem Wald verwertbares Holz anfällt, stellt sich die Frage, wie dieses Holz aus dem Bestand heraus transportiert und zum nächsten per LKW anfahrbaren Lagerplatz gebracht werden soll. Bei diesem Holztransport innerhalb des Waldes spricht man von „Holz rücken“. In früheren Zeiten und vereinzelt auch heute noch wurde und wird das Holz mit Rückepferden aus dem Wald gezogen. In der Regel werden allerdings Maschinen, sog. Rückezüge bzw. Forwarder eingesetzt. Damit diese Fahrzeuge einerseits überhaupt durch den Bestand fahren können und andererseits möglichst wenig Schaden anrichten, werden sog. Rückewege bzw. Rückegassen angelegt und mit Baummarkierungen ausgewiesen.
Klare Markierungen minimieren Kollateralschäden: Große, schwere Maschinen vertragen sich leider sehr schlecht mit dem empfindlichen Ökosystem Wald. Unliebsame Bodenverdichtung, Rückeschäden durch herausgezogenes Langholz, tiefe Fahrrinnen im feuchten Waldboden, beschädigte Wurzeln – all das sind die Kollateralschäden moderner Forstwirtschaft. Umso wichtiger ist es, die Fahrwege der großen Forstmaschinen absolut eindeutig und unmissverständlich zu markieren. Nur so können die Schäden wenigstens auf das Feinerschließungsnetz innerhalb des Waldstückes reduziert werden.
Waagerechter Doppelstrich: Bereits vorhandene Rückegassen werden vor jeder Durchforstungsmaßnahme meist mit parallelen, waagerechten Strichen in Augenhöhe angezeichnet. Die Markierung befindet sich immer auf der Baumseite, die der Rückegasse zugewandt ist.
Um vollkommen auf Nummer sicher zu gehen, versehen viele Förster die Markierung der Rückewege noch zusätzlich mit einem „R“.
Vorsicht Verwechslungsgefahr: Viele Baummarkierungen sehen nur auf den ersten Blick wie Forstmarkierungen aus. De facto handelt es sich oft um die Markierung von regionalen oder überregionalen Wanderwegen. So wird der rund 320 km lange Fernwanderweg „Rheinsteig“ zwar meist mit einem speziellen Logo auf Metallschildchen ausgewiesen, ein schlichtes weißes „R“ findet aber ebenfalls an vielen Stellen Verwendung.
Markierung von zu entnehmenden Bäumen
Ein kurzer schräger Strich bedeutet für den so markierten Baum nichts gutes. Denn so werden die Bäume markiert, die bei der nächsten Durchforstungsmaßnahme entnommen werden sollen. Damit die Forstarbeiter bzw. der Harvesterfahrer den Strich von jeder Position aus sehen können, wird der Strich auf Augenhöhe und von zwei Seiten angebracht.
Natürliche Poller: Ein waagerechter Strich mit einem auf dem Kopf stehenden Pfeil weist den Forstarbeiter an, diesen Stamm nicht so tief wie möglich, sondern erst auf Höhe des Striches abzusägen. Diese Markierung wird oft in älteren Beständen, insbesondere an zu entnehmenden Bäumen nahe der Rückegassen-Einfahrt praktiziert. Denn je älter der Bestand, desto eher fällt Langholz an. Die bis zu 20 Meter langen Stämme werden dann in voller Länge aus dem Bestand gezogen und verursachen dabei oft massive Rückeschäden. Wenn man an den Einfahrten der Rückgassen oder auch an gefährdeten Stellen in der Rückegasse diese Stümpfe stehen läßt, dienen diese als natürliche Poller und schützen die umstehenden Bäume vor der Beschädigung durch die heraus geseilten oder gezogenen Baumstämme.
Korrektur von Forstmarkierungen: Oft genug kommt es vor, dass eine Forstmarkierung korrigiert werden muss. Die Anlässe können vielfältiger Natur sein. Mal hat man den Grenzverlauf falsch eingeschätzt, mal soll ein Rückeweg außer Betrieb genommen werden. Am häufigsten kommt es vor, dass man einen Baum zum Fällen markiert hat, diese Entscheidung aber dann revidiert werden soll. Oft wird dann einfach der Strich zur Baumentnahme mit einer Schlangenlinie übermalt. In seltenen Fällen ist eine zweite Spraydose mit schwarzer Forstfarbe zur Hand, mit deren Hilfe die Forstmarkierung einfach übermalt wird.
Markierung von Grundstücksgrenzen
Beim Auszeichnen von Waldstücken wird der auszeichnende Förster oder Waldbesitzer sein Augenmerk auch auf den Grenzverlauf des Waldstücks legen. Denn die Durchforstungsmaßnahmen werden oft von ortsfremden Forstarbeitern durchgeführt. Um die Grundstücksgrenzen im Wald möglichst präzise auszuweisen, haben sich in der Forstpraxis gleich eine ganze Reihe von Baummarkierungen herausgebildet.
Markierung von Grenzsteinen: Grenzsteine sind ein Thema für sich! Glücklich, wer all seine Grenzsteine kennt und bei Bedarf auch wiederfindet. Denn der Waldboden verschluckt die Grenzsteine förmlich. Damit sie nicht umgerissen bzw. umgefahren werden, ragen sie meist nur wenige Zentimeter aus dem Boden heraus. Ein bisschen Laub, ein bisschen Moos und schon ist der Grenzstein verschwunden. Auch das „lackieren“ mit Forstfarbe lässt die Grenzsteine meist nur ein, zwei Jahre „erleuchten“. Zusätzliche Markierungen in Augenhöhe auf nahestehenden Bäumen helfen hier ungemein. Zum einen bleiben die Markierungen mir Forstfarbe auf den Bäumen länger erhalten, als auf den Grenzsteinen selbst. Zum anderen ist die Baummarkierung deutlich weiter zu sehen als der Grenzstein. So kann der Förster oder Waldbesitzer auch aus der Entfernung gut abschätzen, wie die Grenze im Wald verläuft und welcher Baum noch zum Grundstück gehört.
Markierung von Eckpunkten: Oft sieht man entlang eines Forstwegs Bäume mit einem rechtwinkligen Doppelpfeil markiert. Diese Forstmarkierung wird dazu genutzt, Grundstücksgrenzen anzuzeigen. Der senkrechte Pfeil geht meist in Richtung eines Rückewegs. Denn im Wald ist es gängige Praxis, dass Rückegassen mittig auf die Grundstücksgrenzen gelegt werden. Schließlich will meist sowohl der Nachbar zur linken, als auch der Nachbar zur rechten sein Waldstück bewirtschaften. So teilt man sich dann den Flächenverbrauch eines Rückewegs. Diese Praxis führt aber auch dazu, dass in vielen Fällen keine Grenzsteine vorhanden sind, da der Grenzverlauf über diese äußeren Rückewege auch ohne Grenzsteine eindeutig ist. Der waagerechte Pfeil bedeutet soviel wie „das zu durchforstende Grundstück liegt links von dieser Grenze“.
Besonders eindeutig wird die Situation, wenn auch noch die Flurnummer sowie die Flurstücksnummer hinzu kommen. Im Beispiel auf dem nebenstehenden Foto handelt es sich um die Flur 27 und das Flurstück 85. Diese Forstmarkierung dient meist dazu, das zu durchforstende Waldstück erst einmal ganz grundsätzlich aufzufinden. Sind in einem Durchforstungsbereich entlang eines Waldwegs alle Waldstücke auf diese Art markiert, ist es recht einfach ein spezielles Waldstück aufzufinden. Denn so wie man über Straßenname und Hausnummer eine Adresse findet, kann man im Wald über Flur- und Flurstücksnummer ein Waldstück eindeutig identifizieren.
Sind über oder unter diesem Doppelpfeil Buchstaben oder Namen zu finden, handelt es sich um den Namen des Waldbesitzers bzw. dessen Kürzel.
Wie das nebenstehende Bild schon vermuten läßt, gibt es keine offiziellen Vorgaben, welche Farbe der Winkelpfeil haben soll, oder mit welchem Infos dieser Pfeil ergänzt werden muss/darf. Diese Grenzmarkierungen haben sich in der Forstpraxis herausgebildet und werden oft von Revier zu Revier unterschiedlich gehandhabt. Da die Auszeige nicht zwingend durch einen Förster erfolgen muss, werden viele Forstmarkierungen auch von Privatwaldbesitzern ohne spezielle forstliche Ausbildung angebracht.
Wenn das die EU in Brüssel erfährt…
Markierung des Grenzverlaufs: Auch in Deutschland können Waldstücke schnell mehrere Hektar groß sein. Entsprechend sind Grundstücksgrenzen von hunderten Metern Länge keine Seltenheit. Aber auch bei kürzeren Grenzen kann es schwierig werden, den Grenzverlauf zu bestimmen, wenn es sich z.B. um einen dichten Jungbestand oder einen Plenterwald handelt.
Damit die Grundstücksgrenze innerhalb eines Waldstücks immer eindeutig ist, nutzen viele Förster spezielle Grenzverlaufs-Baummarkierungen.
Markierung von Holzpoltern bzw. liegendem Holz
Beim „liegenden Holz“ wird es hinsichtlich der Markierungen so richtig komplex. Denn je nach Qualität bzw. Verwendungszweck des Holzes werden völlig unterschiedliche Markierungen verwendet. Aber grundsätzlich drehen sich alle Markierungen rund um die folgenden, i.d.R. abrechnungsrelevanten, Punkte:
- Name/Kürzel des Waldbesitzers,
- Name/Kürzel des Einschlagunternehmers bzw. Holzkäufers
- Infos zur Holzmenge i.S. von Festmetern bzw. Raummetern (je nach Verwendungszweck/Qualität des Holzes)
Wertvolles Langholz – einzeln vermessen und markiert: Wertvolles Langholz wird meist handvermessen. Mittels der Huberschen Formel wird dann durch Multiplikation von Stammlänge und Kreisfläche (aus dem Mittendurchmesser) der sogenannte Festgehalt in der Verrechnungseinheit Festmeter (fm) festgestellt, den der Stamm ohne Rinde aufweist. Die beiden dazu benötigten Angaben „Länge“ und „Mittendurchmesser“ werden mittels Nummeriergerät oder geeigneter Kreide dauerhaft, möglichst auf der größeren Schnittfläche angebracht. Da die Bestimmung von Länge und Mittendurchmesser bei dem bereits gepolterten Holz nur schwer möglich ist, wird diese Markierung meist schon am Ort der Fällung durch die motormanuelle Truppe angebracht. Der Waldbesitzer muss übrigens nicht befürchten, dass zu wenig aufgeschrieben wird. Denn sowohl der Waldbesitzer als auch der Forstarbeiter werden nach Festmetern bezahlt. Die Interessenlage ist also gleich.
Beispielrechnung: Im Bild unten wurde auf dem mittleren Stamm die Zahl „2036“ mit Kreide angebracht. Das bedeutet, dass dieser Stamm eine Länge von 20 Metern besitzt, das ist im übrigen das Maximum, mit dem sich die Holztransporter offiziell auf deutsche Straßen trauen dürfen. Der Mittendurchmesser, also der Durchmesser genau in der Mitte des Stammes, beträgt 36,0 cm, der Radius entsprechend 18,0 cm. Die Kreisfläche der Stammmitte wird wie folgt berechnet: A = πr². Bei einem Radius von 0,18 m ergibt sich so eine Kreisfläche von 0,102 m². Multipliziert mit der Länge von 20 m kommt man auf ein Volumen von 2,04 fm. Multipliziert mit einem Holzpreis von rd. 90 €/fm (06/2018) ergibt dies einen Verkaufserlös von gut 180 € für diesen einen Stamm.
Nummerierplättchen: Einzeln handvermessenes Holz erkennt man auch an den Nummern, die auf der Schnittfläche am Fuß des Stammes mit Nummerierplättchen angebracht werden. Diese Plättchen ermöglichen eine saubere und schnelle Kennzeichnung der Stämme. Sie werden mit einem speziellen Einschlag-Doppelhammer meist an der Stirnseite eines Stammes eingeschlagen. Anstatt den ganzen Stamm mit Daten „vollzuschmieren“, wird er über die individuelle Nummer des Plättchens identifizierbar. Mit dieser Nummerierung werden dann in einer Tabelle die Stammdaten wie Länge, Durchmesser, Qualität, Besitzer usw. verknüpft. Prinzipiell würde es dem Förster, bzw. dem Einschlagunternehmer, der das Holz aufgenommen, hat ausreichen, wenn man ihm die Stammnummer gibt, er kann dann aus einer Tabelle die dazugehörigen Daten entnehmen.
Alternative zu Nummerierplättchen kommt aus der Spraydose: Die Forstwirtschaft muss immer im Gesamtbild mit den nachgelagerten Industrien gesehen werden. Je nach Verwendungszweck des Holzes können selbst kleinste Details den Prozess der Holzerntekette stören. So bestehen viele Holzaufkäufer inzwischen darauf, dass ihr Holz explizit NICHT mit Nummerierplättchen versehen wird. Denn falls z.B. das Sägerestholz in der Papier- und Zellstoffindustrie weiter verwertet werden soll, darf dieses auf keinen Fall mit Kunststoffresten – und seien sie auch noch so klein – verunreinigt sein. Daher gehen viele Forstämter dazu über, die Stämme für die Sägeindustrie nicht mehr per Nummerierplättchen eine individuelle Nummer zuzuweisen, sondern die fortlaufenden Nummern werden ganz banal mit Forstmarkierfarbe aufgesprüht.
Weniger wertvolles Holz – Holzmarkierungen für Raummaße: fällt bei einer Durchforstung sog. Industrieschichtholz an, werden diese eher kleineren Durchmesser und auch schlechteren Qualitäten zu großen Holzpoltern aufgeschichtet. Bei den Verkaufspreisen dieses Industrieschichtholzes macht es keinen Sinn, das Volumen jedes Stammes aufwendig einzeln zu berechnen. Der Einfachheit halber geht man dann hin und ermittelt das Raumvolumen des gesamten Holzstapels. Erkennbar ist diese Art der Holzaufnahme auch über die verwendete Maßeinheit „Raummeter“ (Rm).
Sektionsmeßverfahren: Üblicherweise wird dazu der Holzpolter bzw. Holzstapel in Sektionen von je einem Meter Breite unterteilt, erkennbar an einem senkrechten Strich aus der Spraydose alle 1,0 Meter. Dann wird die Höhe des Holzstapels in der Mitte jeder Sektion gemessen und das Ergebnis auf der Stirnseite vermerkt. Das Volumen wird dann durch Multiplikation der hergeleiteten durchschnittlichen Polterhöhe (arithmetisches Mittel der einzelnen Sektions-Höhen), der Polterlänge und der Poltertiefe (Sortenlänge) berechnet.
Holzstapel ohne Markierung? Dafür gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder wurde das Holz mit einem automatisierten Vollernter aufgearbeitet. Diese sog. Harvester besitzen alle einen Bordcomputer, der jedes einzelne verarbeitete Holzstück vermisst und speichert. Wird nach diesem sog. „Messungsattest“ abgerechnet, spricht man auch vom „Waldmaß“ (im Gegensatz zum „Werkseingangsmaß“). Welches Maß für die Abrechnung verwendet wird, ist im vorhinein von den Vertragsparteien zu klären.
Wenn so ein Holzpolter ohne Markierungen am Waldrand aufgesetzt wurde, heißt das auch meist, dass der Förster schlicht noch nicht da war, um das Holz aufzunehmen. Denn auch wenn die Stämme im Computer des Vollernters erfasst wurden – Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Der Besitzer des Harvesters wird nach der Menge des geernteten Holzes bezahlt. Es wäre fahrlässig, wenn der Förster diesen Angaben gutgläubig vertrauen würde. Daher zählen die Mitarbeiter des Forstamtes bzw. des Waldbauereins i.d.R. zumindest die Anzahl der Stämme nach und gleichen diese mit den Angaben des Harvester-Computers ab.
Markierung von Habitatbäumen bzw. Horstbäumen
Besonders ökologisch orentierte Forstämter oder Landesforsten wählen in ihren Wäldern alte Bäume aus, um sie als Lebensraum für Tiere und auch Pflanzen dauerhaft zu erhalten. Besonders häufig werden Bäume mit Höhlen, außergewöhnlichen Wuchsformen und sog. Horstbäume als „Habitatbäume“ ausgewählt und dauerhaft markiert.
Ziel: 3-5 Bäume je Hektar: Das Habitatbaumkonzept z.B. der Niedersächsischen Landesforsten sieht vor, dass in allen Wäldern über 100 Jahre (Nadelwald) bzw. 120 Jahre (Laubwald) je Hektar Waldfläche fünf besonders geeignete Habitätbäume ausgewählt und dauerhaft bis zum natürlichen Zerfall erhalten bleiben. Das entspricht 5% der Waldfläche, auf der Axt und Säge ruhen und die natürliche Waldentwicklung mitten im Wirtschaftswald dauerhaft Vorrang genießt. Diese Biotopbäume bilden dann den Lebensraum für Siebenschläfer, Fledermäuse, große Greifvögel und viele hundert Insektenarten und Spinnentiere.
H wie Habitatbaum, Horstbaum oder Höhlenbaum: vereinzelt sieht man im Wald einen Baum mit einer umlaufenden Wellenlinie und zusätzlich mit einem „H“ gekennzeichnet. Im Grunde genommen steht das „H“ für Habitatbaum. Es trifft sich aber gut, dass auch Horstbaum und Höhlenbaum mit H beginnen.
- Horstbäume sind strengenommen nur jene Bäume, die die Nester von Taggreifen (Bussarde, Milane, Falken, Habicht, Sperber), Kolkrabe, Graureiher und Waldohreule beherbergen.
- Höhlenbäume sind Bäume mit großen Bruthöhlen von Schwarzspecht und seinen Brutfolgern (Dohle, Hohltaube, Fledermäuse, Hornissen …) und Bäume mit mehreren Kleinhöhlen (z. B. Buntspechthöhlen).
Egal, wie die präzise oder unpräzise die Begrifflichkeiten verwendet werden – im Endeffekt kommt es auf das gleiche hinaus: der Baum bleibt stehen!
Jagdliche Markierungen
Auch Jäger nehmen die Spraydose mit Markierungsfarbe gerne in die Hand.
Entfernungsmarkierungen: Im Schussfeld eines Hochsitzes kann man schon einmal Markierungen an den Bäumen sehen, die die Entfernung vom Hochsitz anzeigen. Die Art der Markierung ist dabei nicht festgelegt.
Ausrufezeichen doppeldeutig: Wenn der Förster einen Baum mit einem Ausrufezeichen markiert, geht von dem Baum eine Gefahr aus. Vor einer Durchforstungsmaßnahme weist er so die Forstarbeiter darauf hin, dass hier besondere Vorsicht geboten ist. Stehende Totbäume, Bäume mit Totästen, von denen eine erhebliche Gefahr ausgeht, Bäume mit Kronenbruch oder anderen Gefahren werden mit Ausrufezeichen auf allen vier Seiten des Stammes deutlich erkennbar markiert. Totbäume, die entnommen werden, erhalten zusätzlich die o.g. Schrägstriche, verbleibende Totbäume erhalten unterhalb des Achtungszeichens eine wellenförmige Markierung.
Jagdlicher Gefahrenbereich: Ist gleich eine ganze Baumgruppe mit Ausrufezeichen markiert, die Bäume scheinen ansonsten aber kerngesund, handelt es sich meist um einen jagdlichen Gefahrenbereich. Die Ausrufezeichen kennzeichnen eine Tabuzone für die Schussabgabe. Bei einer Drückjagd sind oft auch ortsfremde Jäger beteiligt. Sie werden mit den Ausrufezeichen auf potenziell gefährliche Situationen hingewiesen. Vielleicht befindet sich in dieser Richtung bereits der nächste Ansitz, es fehlt ein sicherer Kugelfang oder das Wild kann nicht sauber angesprochen werden (keine freie Schußbahn):
Welche Bedeutung hat die Farbe der Markierung?
Keine Bedeutung, aber persönliche Vorlieben: Die Forstsprühfarben werden von den diversen Anbietern in den verschiedensten Farben angeboten. Die Farbe selbst hat in der Regel keine größere Bedeutung. Ob die Rückegasse in weiß, blau, rosa oder rot markiert wird, ist meist die persönliche Geschmacksfrage des auszeichnenden Försters. Das Ergebnis bleibt de facto das gleiche, egal in welcher Farbnuance gearbeitet wurde. Hier hat jeder seine privaten Vorlieben.
Leuchtkraft wichtig: Harvester sind insbesondere in der Winterzeit im Dauereinsatz. Diesiges Wetter, Dämmerung, Regen oder Schneefall erschweren die Sicht. Damit die Markierungen auch bei schlechten Sichtverhältnissen gut zu sehen sind, ist die Leuchtkraft bzw. der Kontrast zum Untergrund extrem wichtig.
Immenser Farbverbrauch: Revierweit wird allerdings oft dieselbe Farbe verwendet. Das liegt meist schlicht an Einkaufsvorgaben. In Nadelholzrevieren mit hoher Durchforstungsfrequenz und hohem Mechanisierungsgrad (Einsatz von Harvestern und Forwardern) kommen leicht 400 Dosen Forstfarbe jährlich zusammen. Hier steht das Kriterium „Farbe“ meist im Hintergrund. Wenn die Forstfarbe den Praxistest besteht, zählt alleine der Preis.
KFW-Testsiegel: Markierungsfarbe für den Forstbereich sollte das KWF-Testsiegel „Holzmarkierung“ tragen. Bei diesem Prüfzeichen geht es neben der Praxiseignung insbesondere um den Gesundheitsschutz. Aber auch im Umgang mit Forstfarbe, die das KWF-Siegel trägt, ist Vorsicht geboten. Wer in das Sicherheitsdatenblatt der jeweiligen Forstfarbe schaut, entdeckt leicht Sätze wie „Wiederholter Kontakt kann zu spröder oder rissiger Haut führen“ oder „Dämpfe können Schläfrigkeit und Benommenheit verursachen“.
Hallo Waldprinz Experten,
In unserem Jagdrevier in RLP wurden verschiedene Baumgruppen mit einem weißen B markiert. Erst dachte ich an Habitatbäume, aber das macht keinen Sinn. Nun habe ich gehört, dass beabsichtigt wird kleine Weisergatter zu stellen um die Verbiss Situation hinsichtlich der Gefährung zu prüfen. Kann die Markierung damit zusammenhängen ?
Hallo Wald-Prinzen,
ich bin durch Zufall auf diese tolle Seite gestoßen. Sehr informativ.
Beim Durchstreifen der Wälder, bin ich in der Nähe von Hochsitzen auf signalrote Markierungen gestoßen. Mittig ein Baum mit Ausrufezeichen, Links und rechts davon auf je einem anderen Baum ein Dreieck welches zum Ausrufezeichen gekippt ist und eben mit der Spitze zum Baum mit dem Ausrufezeichen zeigt. Wie ein Richtungs-Dreieck. Ich hoffe, dass ist so verständlich genug beschrieben. Diese Konstellation war so ca. 30 Meter breit und in der Nähe von Hochsitzen zu finden. Handelt es sich hier um einen Gefahrenbereich in dessen Richtung nicht geschossen werden darf? Für Ihre Antwort, vielen lieben Dank im voraus.
Hallo Petra,
@ Birke: Das natürliche Höchtsalter einer Birke beträgt nur zwischen 100-120 Jahre (natürlich gibt es Ausnahmen). Das Umtriebsalter, das Alter also, in dem ein Baum schlagreif ist, beträgt bei der Birke lediglich 60-80 Jahre. Nicht jeder Baum wird kontinuierlich besser, je älter er ist. Stammfäule, Verfärbungen im Holz wie z.B. die Rotkernigkeit bei der Buche, nehmen im Alter tendenziell zu. Hinzu kommt, dass die Birke eine sog. Pionierbaumart ist. Auf einer Freifläche sind das oft die ersten Bäume, die sich ansiedeln. Aber u.U. nehmen sie dann mit zunehmenden Alter einem anderen Baum das Licht. Auch das kann denjenigen, der die Birke angezeichnet hat, bewogen haben, den Baum zum Einschlag vorzusehen.
L.G. der Wald-Prinz
Nach welchem Kriterium werden die Bäume gekennzeichnet zum abholzen, habe kürzlich eine schöne grosse Birke gesehen die mit rotem Strich quer markiert wurde!? Weiss aber nicht wieso? Vielen Dank für die Antwort und einen schönen Tag
Hallo Marko,
@ „T“: ohne den Zusammenhang zu kennen, würden wir sagen, dass das „T“ das wende einer Rückegasse bedeutet. Also so etwas wie ein Sackgassen-Zeichen. Die Farbe ist in dem Zusammenhang unbedeutend. Aber die Profis verwenden neon-pink nur für kurzfristige Markierungen. Wenn also eine forstwirtschaftliche Maßnahme bevorsteht. Denn die fluorezierenden Farben sind zwar sehr gut sichtbar (insbesondere aus der Kanzel eines Harvesters heraus), aber eben auch nicht UV-beständig. Nach einem Jahr ist die Farbe kaum noch zu sehen.
Aber wie schon des öfteren bemerkt, der Sinn vieler Markiereungen ergibt sich erst aus dem Zusammenhang. Das Stück kann genausogut einem Herrn Theisen gehören und er hat seinen Besitz markiert.
Liebe Grüße – der Wald-Prinz
Guten Tag! Danke für den Artikel. Welche Bedeutung hat ein großes T pink aufgesprüht?
Hallo,
ich sehe beim Wandern (meistens im Niedersachsen und angrenzend) häufig eine Baummarkierung der folgenden Art:
– meist diagonaler (bis waagerechter), großer weißer Strich
– an den Enden jeweils 90 Grad abgewinkelte kleine Endstriche, in entgegengesetzte Richtungen zeigend
– quer durch die Mitte des großen Strichs ein weiterer kleiner Strich im Winkel von 90 Grad
Ist das ein Forstarbeiterzeichen? Was bedeutet es? Google Lens gibt mir kein passendes Ergebnis. Foto ist hier zu finden: https://ibb.co/NxdgqRc
Grüße,
Mac
Hallo Anna,
@ Biotop-Baum Markierung: All Ihre Gedankengänge zur Biotopbaummarkierung können wir nachvollziehen – außer Ihre Sorge um die Stahlnägel. Das Stichwort bei der Signumat-Kennzeichnung ist ja „mitwachsende Kennzeichnung“. Das Plättchen selbst verhindert ja, dass der Nagel einwächst. Falls der Baum dann doch einmal genutzt werden soll, kann man mit einem Nageleisen das Plättchen samt Nagel leicht entfernen.
Liebe Grüße – der Wald-Prinz
Frage zur Biotopbaum-Kartierung
Ich möchte ab jetzt jede Menge Biotopbäume markieren und wollte das eigentlich mit Signumat-Magazin und Hammer mit 50 cm Stiel-Länge tun. Bei farblicher Markierung habe ich Sorge, dass in 5 Jahren nachgekennzeichnet werden muss – das möchte ich vermeiden. Problem: die Signumat-Plättchen werden mit einem verzinkten Stahlnagel (80 mm lang, 4 mm Kopf) eingeschlagen. Sollte der Baum doch mal wirtschaftlich genutzt werden sollen, ist ein Stahlnagel nicht gut. Alu wäre Mittel der Wahl, hält aber im Signumat-Hammer nicht (nicht magnetisch). Wer hat eine bessere Idee für die dauerhafte Markierung von Biotop-Bäumen, die bei größeren Mengen auch möglichst praktikabel ist?
Guten Morgen,
Was bedeutet ein großes K im weißen Kreis oder auch ein kleines gelbes k ohne Kreis am Waldbaum?
Sonnige Grüße aus dem Habichtswald
Rosemarie Meyer
Hallo
In einem Wald finde ich immer wieder ein eingeritztes Dreieck mit einem Unterstrich. Silbrig gekennzeichnet. Kennen Sie die Bedeutung?
Vieelen Dank für die ausführliche Kommentierung.
Die S Markierung habe ich an mehreren stehenden Bäumen gesehen. Bild kann ich nachreichen.
Die Markierungen wurde nach Abschluss der Hiebsmaßnahme angebracht.
Offenbar gibt es grosse Markiervariationen im Forst.
Die Website ist gut gemacht und sehr informativ. Ich lese hier gern.
Vielen Dank.
Hallo Thomas!
@ Wald-Prinz-Experten: Ja mit dem Expertentum ist es in Ihrem Fall ehrlicherweise nicht weit her. Eher mit der klassischen Berater-Krankheit: 1.000 Antworten auf Fragen, die nie gestellt wurden… Hier noch einmal Ihre Fotos:
Polter 52019
Polter 52020
Polter 52022
Polter 52023
Fortlaufende Polternummern: Also die Zahlen 52019, 52020, 52020 und 52023 sind die fortlaufende Nummerierung der Polter. Sie dient u.a. dazu, dass der Fahrer des Holz-LkWs auch das richtige Holz abtransportiert.
Harvester: Weiterhin können wir anhand der Laufspuren auf den Stämmen erkennen, dass die Stämme auf drei Poltern (52020, 502022, 52023) von einem Harvester aufgearbeitet wurden. Dann ist immer auch ein Harvester-Protokoll im Spiel, wo u.a. Länge und Dicke des geernteten Holzes verzeichnet ist.
Mischwald: bemerkenswert sind auch die diversen Baumarten, die auf einem Polter liegen. Wir sehen Fichte (Käferbäume) und Douglasie (Polter 52020 und 52022). Kirsche, Birke und irgendetwas drittes, wo wir uns aber nicht sicher sind (52023). Auf 52019 haben wir Eiche, die zumindest teilweise nicht mit dem Harvester aufgearbeitet wurde. Zu erkennen an den Bruchkanten, die nur bei der Fällung per Motorsäge entstehen. Ein Harvester schneidet immer glatt ab.
Wir wissen ehrlicherweise nicht, was die Markierung mit 1|2|3 bedeutet. Es hat jedenfalls nichts mit einem Raummaß oder der Qualität zu tun. Vielleicht sind es die Flurstücke, aus dem das Holz stammt. Aber das ist eine schwache Vermutung.
Bei U1 bzw. U+1 stehen wir genauso „belämmert“ da. Weil ein Polter Nadelholz als Abschnitte ausgehalten (52020, 52022) geht sicher einen anderen Weg, als die Laubholzstämme von 52023, die wahrscheinlich durch den Kamin gehen werden. Bei 52019 wären die Stämme für Brennholz eigentlich zu schade.
@ „S“: auch auf Ihre letzte Frage wissen wir keine Antwort. Da hat der Kollege mit der Spraydose offensichtlich einen ganz eigenen Markierungs-Stil.
Liebe Grüße – der Wald-Prinz aus dem Tal der Ahnungslosen
Hallo Waldprinz Experten,
Im stadtnahen Laubmischwald wurde durchforstet und geerntet.
Neben der Polternummerierung ist eine U+ Markierung mit 1|2|3 vermerkt. Wofür steht das?
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Stehendes Holz wurde vereinzelt mit rotem S gekennzeichnet.
Wofür steht die Abkürzung?